Gesellschaft | Landwirtschaft

Die „grüne“ Landwirtschaft aus ökonomischer Sicht

Im Landtag ließ der Antrag der Grünen, der eine Verschärfung des Gesetzes gegen Pestizide fordert, die Wogen hochgehen. Was würde ein Ökonom dazu sagen?

Die Grünen haben mit wirtschaftsorientierter Räson ziemlich wenig gemeinsam, am ehesten den Hundert-Euro-Schein, der ist bekanntlich grün. Gewöhnlich ziehen liberale Wirtschaftsvertreter auf der einen Seite des Stranges und die Umweltschützer auf der anderen. Auf Europaebene war es die Verlängerung des Mandats von Günther Oettinger (CDU) als EU-Kommissar, die diesen Widerstreit wieder aufleben ließ. Den Grünen in Europa bleibt nur noch zu hoffen, dass Oettinger nicht erneut Kommissar für Energie wird. In dieser Position hat er sich bereits als standhafter Anti-Öko und ausgezeichneter Freund der Industrie-Lobbyisten hervorgetan.

Sämtliche Anträge der Grünen abgelehnt

Hierzulande entflammte der Grundkonflikt am Mittwoch im Landestag, als man über einen Antrag der Grünen entscheiden musste, wonach schärfere Richtlinien sowie Kontrollen und Sanktionen gegen die Verwendung von Pestiziden notwendig seien, vor allem um die Felder der Bio-Bauern vor dem sogenannten Abdrift der Pestizide ihrer Nachbarn besser zu schützen. Der Antrag wurde genauso abgelehnt wie andere Anträge, die gestellt wurden, so beispielsweise die Forderung nach der Einrichtung eines Komitats für größere Raubtiere, das die Angelegenheit der Bären und Wölfe im Land verwalten soll.

Die ökonomische Sicht der Dinge

Das Problem des Abdrifts von Pestiziden ist deshalb auch interessant, weil es sich hier um ein klassisches Problem der Volkswirtschaftslehre handelt. Unternehmen A maximiert seinen Gewinn durch den Einsatz von Umweltverschmutzung. Diese Umweltverschmutzung erhöht aber über einen externen Effekt die Kosten des Unternehmens B (Das B kann an dieser Stelle für Bio stehen). Um diese Situation zu veranschaulichen gibt es auch andere Beispiele als den Bio-Bauern, etwa das Fischerei-Unternehmen, das in einem verschmutzten See weniger Fische fangen kann. Theoretisch und aus ökonomischer Sicht ist das Problem leicht lösbar: Man setzt die Grenzkosten des Unternehmens A gleich den Grenzkosten des Unternehmens B und ermittelt daraus die effiziente Menge der Umweltverschmutzung, wenn man die Interessen beider Unternehmen berücksichtigt.

Leider aber kommt es nur in den Lehrbüchern der Volkswirtschaft vor, dass jeder über eine genaue Kenntnis seiner Gewinn- oder Kostenfunktion verfügt. Deshalb ist die Wirklichkeit etwas komplizierter und deshalb gibt es Politiker, die erhitzte Diskussionen über eine angemessene Lösung führen. Außerdem gibt es einen zweiten Grund, weshalb sich die Wirklichkeit über Gleichsetzung von Funktionen und deren Ableitungen nicht verbessern lässt: Als Student der Volkswirtschaft habe ich noch nie einen Professor gehört, der angesichts des Beispiels vom Fischerei-Unternehmen auch nur ein Wort über die toten Fische im See verloren hat. Menschlichkeit gehört nicht zum Begriff der Effizienz.