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Müller darf, Alpitronic nicht

Terlan genehmigt die Erweiterung einer Tiefbaufirma, während Alpitronic noch auf grünes Licht wartet. Die zwei Verfahren offenbaren die Tiefen der Bürokratie.
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Foto: Gemeinde Terlan
Der Terlaner Gemeindeausschuss beschloss letzte Woche die Einleitung des Verfahrens zur Genehmigung des Durchführungsplans für die Gewerbezone D „Enzenberg – Areal Müller“. Eine rund 15.000 Quadratmeter große landwirtschaftliche Fläche soll damit Teil des Gewerbegebietes Enzenberg in Siebeneich werden. Auf der neuen Zone will die Tiefbaufirma „Müller Luis GmbH“ ihr Unternehmen erweitern, ein Teil der Zone wird zudem später eine öffentliche Fläche.
Der Durchführungsplan liegt nun bei der Landesregierung und sollte in den nächsten 60 Tagen auch von ihrer Seite genehmigt werden, nachdem die Landeskommission für Raum und Landschaft hierfür ein positives Gutachten ausgestellt hat. Die geplante Gewerbezone D „Enzenberg – Areal Müller“ grenzt an der bereits bestehenden Gewerbezone an und ist Teil des im Jahr 2000 vom Land genehmigten Bauleitplans der Gemeinde. Die Fläche gehört Michael Graf Goëss Enzenberg, der auch die rund zehn Hektar große Fläche daneben verkaufen würde. Wird diese landwirtschaftliche Fläche Gewerbezone, könnte er dafür bis zu 300 Euro pro Quadratmeter verlangen, in Summe 30 Millionen Euro.
 
 

Technischer Bericht

 
Teil des Durchführungsplans sind laut dem technischen Bericht auch Grünflächen, wie die von Efeu bewachsene Außenmauer und die von der Gemeindebauordnung vorgesehenen hochstämmigen Bäume pro 5.000 Kubikmeter. Im Bereich der Bäume ist ein Grünstreifen mit 2,5 Metern vorgesehen, wobei die betriebsinternen Parkplätze in Rasengitter zu 50 Prozent dazugezählt werden können.
„Verkehrstechnisch wird die neue Zone über eine bestehende Schotterstraße, welche im Verlauf der Arbeiten asphaltiert wird, erschlossen“, so der technische Bericht.
 
 

Unterschiedliche Verfahren

 
„Das Projekt startete eineinhalb Jahre früher wie Alpitronic“, erklärt Bürgermeister Hansjörg Zelger auf die Frage, wieso die Firma Müller erweitern darf und das Bozner High-Tech-Unternehmen Alpitronic nach jetzigem Stand seinen Sitz nicht nach Siebeneich verlegen kann. Zudem handle es sich bei der Erweiterung für die Firma Müller um eine viel kleinere Fläche als im Fall von Alpitronic.
Die geplante großflächige Erweiterung der Gewerbezone Enzenberg sind die rund zehn Hektar des Grafen von Enzenberg, wobei Alpitronic vier Hektar davon beanspruchen würde. Die Einleitung des Verfahrens zur Änderung des Bau- und Landschaftsplanes im Gewerbegebiet Enzenberg wurde letztes Jahr vom Terlaner Gemeindeausschuss beschlossen, dann aber hat die Landeskommission für Raum und Landschaft dem Vorhaben ein negatives Gutachten ausgestellt.
 
 

Gewerbezone für Alpitronic

 
Auch einige Bürger:innen und Gemeinderatsmitglieder waren gegen die Erweiterung und sammelten mehr als 500 Unterschriften. Nach dem negativen Gutachten beschloss der Gemeindeausschuss von Terlan, das Verfahren zur Änderung des Bau- und Landschaftsplanes im Gewerbegebiet Enzenberg auszusetzen.
Das negative Gutachten wurde unter anderem damit begründet, dass bei der Erweiterung in einem solchen Ausmaß ein Gemeindeentwicklungsprogramm vorliegen sollte. Dieses wird laut Zelger nun in den nächsten zwei bis drei Jahren in Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden Andrian, Nals, St. Felix und Tisens erarbeitet.
Für Alpitronic brachte der Landesgesetzesentwurf Nr. 111/22, der Ende Juli im Landtag behandelt wurde, eine wichtige Vereinfachung: Der genehmigte Passus zu Gewerbegebieten erlaubt es der Landesregierung, bei der Ansiedelung eines einzelnen Unternehmens im Landesinteresse eine Gewerbezone auszuweisen, ohne einen europaweiten Planungswettbewerb für die Erstellung des Durchführungsplans ausrufen zu müssen. Diese Änderung betrifft das Landesgesetz vom 10. Juli 2018, Nr. 9. Wie bei jeder Ausweisung einer neuen Gewerbezone muss auch hier die Kommission für Raum und Landschaft ein nicht bindendes Gutachten abgeben.
 
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Emil Wörndle Do., 11.08.2022 - 17:32

Es wäre höchst an der Zeit, dass man in Terlan die schon seit Jahrzehnten grassierende unkontrollierte Zersiedelung des Gemeindegebietes in den Griff bekommt. Begrünte Fassaden und hochstämmige Bäume helfen da nicht weiter. Aber anscheinend auch nicht das neue Raumordnungsgesetz, weil es schon wieder verwässert wird.

Do., 11.08.2022 - 17:32 Permalink
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Dietmar Nußbaumer Do., 11.08.2022 - 21:58

Wer kann garantieren, dass Alpitronic in zehn Jahren überhaupt noch konkurrenzfähig ist? Wenn hier wirklich mehr als Peanuts zu holen sind, kommt gleich mal aus China alles zum halben Preis, siehe Photovoltaikplatten.

Do., 11.08.2022 - 21:58 Permalink
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Josef Fulterer Sa., 13.08.2022 - 07:15

Den ständig zunehmenden Privatverkehr mit den über zwei Tonnen schweren E-Protzkarossen zu ersetzen, ist angesichts der bedrohlichen Anzeichen der KLIMA-KRISE der falsche Weg.
Der Privatverkehr muss mit Geschwindigkeitsbeschränkungen, progressiven Steuern für PS und Gewicht, sowie Anlastung der Klima-Schäden auf den Treibstoff deutlich reduziert werden.
Es ist auch nicht sicher ob bis 2024, wenn der generöse Neubau der ALPITRONIC fertig gestellt ist, andere Hersteller die geringere Abschreibungs- und Personalkosten haben, die Ladegeräte für E-Autos deutlich günstiger anbieten.

Sa., 13.08.2022 - 07:15 Permalink