Kultur | Salto Afternoon

Faschistische Blicke

Die Fotoschau „Fu la Spagna!“ zeigt noch bis 14. Jänner Fotos zum Spanischen Bürgerkrieg. Unter anderem Aufnahmen einer „biegsamen Identität“ aus Südtirol.
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Foto: Stadtgalerie Bozen

Die Ausstellung Fu la Spagna! La mostra sulla Guerra Civile spagnola ist das Ergebnis intensiver Archiv- und Bibliotheksrecherchen. Aus 20.000 Fotografien wurden am Ende 300 ausgewählt. 
Verschiedene Parcours und Leitthemen führen die Betrachter ins Zeitgeschehen von damals. Und: Zahlreiche Aufnahmen stammen von einem Meraner Soldaten mit einer skurrilen „biegsamen Identität“.

Soldat und Fotograf - Der Fall Sandri
Im Jahr 1992 wird neben einem Müllbehälter in Sterzing ein Karton mit altem Fotomaterial entdeckt. Niemand konnte sich erklären, von wem die Fotos der Sammlung stammten, bzw. welche Fotomotive darauf zu sehen sind? Erst nach akribischen Recherchen konnte der Bestand genauer ermittelt werden: Es waren Motive aus den 1930er Jahren, die den Spanischen Bürgerkrieg dokumentieren. Ende 2004 wurden die Fotos vom Südtiroler Landesarchiv erworben.

Als Urheber der Fotos scheint ein gewisser Guglielmo Sandri auf, der am 12. Februar 1905 als Wilhelm Schrefler in Meran geboren wurde und dort aufwuchs. Seine Eltern stammten aus Oberösterreich und starben früh. Während sein Bruder in ein Waisenhaus kam, wurde Wilhelm von einer Witwe aufgenommen.

Als 20jähriger leistete Schrefler seinen Militärdienst als Ersatzoffizier in Verona und schlug sich danach mit Gelegenheitsarbeiten durch. Als 30jähriger wurde er nach Äthiopien eingezogen. In diesen Zeitraum fällt auch die Änderung seines Namens: Während sein Vorname von den Behörden bereits als Guglielmo übersetzt wurde, änderte Schrefler nun auch seinen Beinamen - auf Sandri.

Der Historiker und Kurator der Ausstellung Andrea Di Michele vermutet in einem Artikel: „Wir wissen, dass Wilhelm Schrefler leidenschaftlicher Motoradfahrer und aktives Mitglied des Moto Club Merano war. In diesen Jahren gab es im Motorsport einige italienische Champions, die internationale Wettbewerbe gewannen. Darunter einen, der zwischen 1932 und 34 für die Scuderia Ferrari Motociclistica antrat und im Laufe der 30er Jahre in Italien und im Ausland zahlreiche Motorradrennen gewann.“ Mitte der 30er Jahre zählte "der bekannte" Guglielmo Sandri zu den berühmtesten italienischen Motorradrennfahrern der Welt. 

Der Fotograf Sandri verbrachte seinen Lebensabend in Sterzing. Die Bevölkerung hielt ihn für einen Italiener „mit der außergewöhnlichen Fähigkeit, Deutsch zu sprechen.“

Anhand der vielen Fotos in der Ausstellung, kann die Unterstützung der italienischen Faschisten und der Kriegsverlauf genau nachvollzogen werden.
Zur Ausstellung ist ein Beiheft in drei Sprachen erschienen.