Kultur | Salto Afternoon

Anleitung zum Überleben

Das Theater Carambolage wagt einen Blick in die Zukunft: 2040 wird die künstliche Intelligenz uns den letzten freien Willen entreißen – ein großes Drama.
Revolution
Foto: Pexles

„Alecto“ heißt die künstliche Intelligenz, die 2040 unser aller Leben bestimmen wird. Ohne sie kann keiner mehr von uns überleben. Der Kühlschrank warnt vor zu ungesunder Ernährung, andere elektrische Geräte bestellen sich ihren Reparaturservice selbst. Unsere Babys werden noch vor der künstlichen Zeugung perfektioniert, immunisiert, auf das virtuelle Leben vorbereitet. Die Kinder sind hyperintelligent, und gegen alle zu erwartende Katastrophen gewappnet. „Alecto“ heißt jene Gestalt, die alles von uns weiß. Und sogar noch viel mehr.

Eva Kuen ist die Regisseurin des Stücks "(R)EVOLUTION" im Kleinkunsttheater „Carambolage“ in Bozen. Kuen versteht das Stück als eine Komödie mit tiefen Inhalten "aber die Handlungen sind so absurd und doch real, dass sie eben witzig werden". Die Produktion bedient sich verschiedener Darstellungen: es werden Videos eingeblendet, Live-Videos gestartet. Außerdem wird viel Musik (von Simon Gamper) eingespielt und auch die "normale" Schauspielebene nicht vernachlässigt. Vielschichtig, vielversprechend, eine Revolution eben. 
 


Eine Anleitung zum Überleben im 21. Jahrhundert

Die digitale Revolution, die unser Leben leichter macht, ist voller Verheißungen – sie ist das Ende des Dramas der Entscheidungsfindung. Gleichzeitig wird uns die Tech-Euphorie mit ihren unbegrenzten Möglichkeiten große Fragen an das Mensch-Sein stellen. Die Autoren Ronen und Schaad haben mit ihrem Stück eine Welt erschaffen, in der sich die Figuren mit den Herausforderungen der nächsten Evolutionsstufe, dem Homo Digitalis, konfrontieren müssen. Sie beschreiben in „(R)Evolution“ die Auswirkungen, die die digitale Revolution mit sich bringt. Mit schwarzen Humor und subtiler Lakonie treiben sie die Entwicklungen und Folgen des technologischen Fortschritts auf die Spitze und zeigen die Gefahren von Digitaldiktaturen auf. Die vermeintlich ferne Zukunftsmusik rückt so bedrohlich nahe.
 

Von der Utopie zur Dystopie an nur einem Abend

Die Spieler/innen Brigitte Knapp, Margot Mayrhofer, Dietmar Gamper und Peter Schorn bringen den Zuschauer/innen den Entwurf einer möglichen Zukunft nahe. Die Charaktere werden im Stück mit der eigenen Bedeutungslosigkeit konfrontiert, denn Milliarden Menschen werden von Algorithmen aus dem Arbeitsmarkt gedrängt. Es gibt keine menschlichen Beziehungen mehr – symbiotische Beziehungen mit der künstlichen Intelligenz oder virtuellen Realitäten bestimmen das Gefühlsleben. Es herrscht eine digitale Diktatur, in der unsere Daten zu einem Werkzeug in den Händen einer weniger werden. Gibt es Utopien des Zusammenlebens, die wir für immer verpasst haben? Was bedeutet das Ganze für den „freien Willen“?
 

Die Macher/innen

Bühne und Kostüme: Andrea Kerner
Musik: Simon Gamper
Assistenz: Resi Fata
Licht und Technik: Julian Geier, Claus Stecher
Bühnenbau: Robert Reinstadler