Umwelt | Eulen und Käuze

Waldkäuze und alte Bäume

Der Waldkauz ist Vogel des Jahres 2017, ein Vogel der alte Bäume braucht und stellvertretend für die Gefährdung von Eulen und Käuzen steht
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Der Waldkauz ist Vogel des Jahres 2017 und die Weltnaturschutzorganisation IUCN stuft diese Eulenart in der Roten Liste als LC ein. LC ist die Abkürzung von Least Concern und bedeutet nicht gefährdet. Da angenommen wird, dass die Population stabil ist und keine Abnahme der Zahlen und substantielle Bedrohungen bestehen, wird die Art als nicht gefährdet eingestuft. Der Entwicklungstrend der Europäischen Population ist jedoch unbekannt.

In Europa wird die Population auf 535,000-939,000 Brutpaare geschätzt, was einer Zahl von 1,070,000-1,880,000 ausgewachsenen Individuen entspricht. In Europa leben 80% der globalen Waldkauzpopulation. Wie so ein Waldkauz in seinem natürlichen Lebensraum aussieht, zeigen Bilder von Valter Pallaoro http://www.fotoamateure.it/lautlose-jaeger-der-nacht/

Der Waldkauz als Stadtkauz

Der Waldkauz heisst zwar Waldkauz, in reinen Waldgebieten kommt er aber seltener vor. Es gibt sogar reine “Stadtkäuze”. Das Nahrungsspektrum des urban lebenden Waldkauzes unterscheidet sich von dem des Waldkauzes. Berliner “Stadtkäuze” ernähren sich zu 70% von Vögeln und zu 30% von Mäusen, Ratten und Fröschen. Der Waldkauz ernährt sich hauptsächlich von Mäusen, Wühlmäusen und Echten Mäusen. Bis zu 75% der Nahrung können Mäuse ausmachen. Der Waldkauz ist ein guter Jäger, der auch verhältnismäßig große Beutetiere reißt. Feldhasen, Jungfüchse und Wildkaninchen können auch Beute sein und dazu über 100 verschiedene Vogelarten. Das Beutespektrum ist grundsätzlich vom Angebot an Beutetieren abhängig. Der Waldkauz hat ein breites Nahrungsspektum und ist wenig wählerisch beim Fressen.

Gefährdung der Eulen und Käuze in Südtirol

Allgemein zur Gefährdung der Eulen und Käuze wird in einem Prospekt der Autonomen Provinz Bozen mit dem Titel “ Jäger der Nacht” festgestellt: “Als Folge zunehmender Veränderung der Landschaft durch den Menschen – auch in unserem Land – sind einige Arten schon sehr selten geworden. Die Entfernung von Hecken und Feldgehölzen zusammen mit dem verstärkten Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft haben Arten wie die Zwergohreule oder den Steinkauz, die bei uns den Rand ihres Verbreitungsgebietes erreichen und schon deshalb besonders empfindlich sind, fast ausgerottet. Die waldbewohnenden Arten, wie der Waldkauz oder der Rauhfußkauz leiden am zunehmend knapperen Angebot von Nisthöhlen, weil alte Bäume und Totholz in der Regel aus den mittlerweile gut erschlossenen Wirtschaftswäldern entfernt werden. Waldohreulen werden häufig von Autos überfahren, während sie am Straßenrand entlang von Feldern jagen. Uhus werden oft Opfer von Stromleitungen (Mittel- und Niederspannungsleitungen sind die gefährlichsten), mit denen sie kollidieren oder in deren Spannungsfeld sie geraten; diese Todesursache wird bei Uhus sogar als die häufigste angesehen.”

Höhlen für Höhlenbrüter

Der Waldkauz ist eine Vogelart, die als Höhlenbrüter auf alte Bäume angewiesen ist. Knorrige, löchrige Bäume sind in Wirtschaftswäldern oft rar. Bäume werden mit einem bestimmten Stammdurchmesser und einem bestimmten Volumen gefällt. Mit Forststrassen werden immer größere Gebiete neu erschlossen und die Grundlage zur Intensivierung der forstwirtschaftlichen Nutzung und den damit einhergehenden Naturverlust gelegt.

Laubwälder der niederen Lagen in Südtirol werden oft als Niederwälder bewirtschaftet und durch diese Bewirtschaftungsart fehlen mächtige Altbäume vollkommen. Buchen, Eichen und vor allem auch alte Kastanienbäume sind bevorzugte Brutbäume des Waldkauzes in Südtirol. Absterbende Kastanienbäume können Bruthöhlen von Eulen oder Spechten beherbergen, durch Baumsanierungen können auch Nisthöhlen verloren gehen.

Nistkastenmanie versus Baumschutz

Es ist schon fast eine Marotte der Umweltschützer, Insektenhotels und Nistkästen an allen möglichen und unmöglichen Orten aufzustellen. Der Naturschutzbund Deutschland spricht sich in einem Video für das Anbringen von Nistkästen für den Waldkauz aus. In Österreich weisen die Bundesforste in einer Bröschüre über Eulen darauf hin: ”Der Waldkauz ist in Österreich im Bestand nicht gefährdet. Im Gegenteil: Durch menschliche Bewirtschaftung dringt er in unbesiedelte Bereiche vor und gefährdet hier die Vorkommen von Kleineulen wie Steinkauz, Raufuß- und Sperlingskauz. Ein Anbringen von Nistkästen soll nur dort erfolgen, wo diese Arten nicht vorkommen!”

Der Wert der alten Bäume für den Wald, der Wert von Totholz und der Wert von mächigen Baumriesen, in denen Spechte Höhlen schlagen können, ist unbestritten. Leider werden alte Baumriesen oft gefällt (z.B. Naturdenkmal Zelger Tanne in Deutschnofen). Das einfache Stehenlassen von alten absterbenden Bäumen ist ein kostenloser und einfacher Beitrag zum Lebensraumschutz und zum Erhalt der Biodiversität des Waldes. Für höhlenbrütende Vögel, auf Totholz angewiesene Insekten oder für bestimmte Fledermausarten- alte Bäume, absterbende Bäume und tote Bäume sind Lebensraum. Alte Bäume, absterbende Bäume und tote Bäume bedeuten Leben.

Broschüre Eulen Bundesforste Österreich:

http://www.bundesforste.at/fileadmin/publikationen/brochueren/Aktiv_fuer_Eulen.pdf