salto.music | Rock im Ring 2022

Klobenstein, wie war's?

Letztes Wochenende fand am Ritten das „Rock im Ring”-Festival statt: Wir sprechen mit Martin Stampfer, wie es für die Organisatoren war und sagen euch wie das Finale war.
Das Publikum hat den Headliner vom Samstag gefeiert: Die Brasilianer Sepultura spielten eine Stunde früher als geplant.
Foto: rhd
Das Publikum hat den Headliner vom Samstag gefeiert: Die Brasilianer Sepultura spielten eine Stunde früher als geplant.
Das Publikum hat den Headliner vom Samstag gefeiert: Die Brasilianer Sepultura spielten eine Stunde früher als geplant. Foto: rhd

 

„Ich bin sehr sehr positiv überrascht. Nicht in dem Sinne, dass alles gut funktioniert hat, sondern in dem Sinne, wie die Stimmung auf dem Platz war.”

Martin Stampfer ist seit vielen vielen Jahren jener Punkt beim „Rock im Ring”, der zwischen dem Festival und der, nennen wir sie Öffentlichkeit steht. Man mag andere wichtige Gesichter im O.K. des Festivals nicht kennen, Stampfer, oder Stan wie ihn alle nennen kennt jeder. Und er kennt das Festival auch auf allen Ebenen. Dass er die Frage „Wie war's?” mit diesen Worten beantwortet ist demnach nicht verwunderlich, denn er hat ganz besonders an den zwei Festivaltagen das ganze Bild im Blick.

„Das Gefühl auf dem Platz war durchgehend gut. Die Leute waren sehr entspannt, das hat auch die Security bestätigt. Und was heuer auffallend war, war wie viele auf uns Organisatoren zugekommen sind um uns zu sagen, wie gut sie es fänden, dass das Festival wieder stattfindet. Das gibt uns natürlich Motivation.”

Das Publikum wäre froh gewesen, endlich, nach zwei Jahren wieder zum Festival zu kommen, Leute zu treffen, sich auszutauschen, Livebands zu hören. Das können wir bestätigen. Es gab ausgesprochen viel Gelegenheit zum Smalltalk, wenngleich eine gewissen Zurückhaltung zu spüren war, die auf die zweijährige Pause zurückzuführen ist, auf die Tatsache, dass man sich erst wieder an das gewöhnen muss, was früher einmal Normalität gewesen ist.

 

Festival-Gelände Rock im Ring 2022
Die Atmosphäre am frühen Samstag Nachmittag war angenehm, das Publikum völlig stressfrei: „Rock im Ring“ in seinem 27. Jahr kann wieder Fahrt aufnehmen. Foto:rhd

 

Aber das Publikum war nicht ganz so zahlreich erschienen wie andere Jahre. Stampfer:

„Vor allem am Freitag hatten wir mehr Publikum erwartet, das stimmt. Dazu zu sagen ist, dass es am Freitag, so gegen halb elf abends nur mehr 13, 14 Grad waren. Royal Republic, die Headliner vom Freitag, haben ihre Hoodies allesamt verkauft. Dieser kalte Wind ist für ein Festival auf 1200 Meter Meereshöhe schon etwas schwierig.”

Der Samstag hingegen ist diesbezüglich wie erwartet und also zur Zufriedenheit verlaufen.

Hektik gab es – hinter der Bühne  – dennoch. Sepultura, die Headliner vom Samstag, wären für 23 Uhr angesetzt gewesen. Da sie am Sonntag in Serbien ihren nächsten Gig hatten, der live im TV übertragen werden sollte, hatten sie – last minute, am Freitag Abend – um eine Vor-Verlegung ihres Auftritts angefragt. Ein einfacher Tausch mit der griechischen Stoner-Band Planet Of Zeus war für das Rock im Ring keine wirkliche Option, und so blieb nur das Verschieben der Beginnzeiten sämtlicher vor Sepultura spielender Bands, also alle. Für Raimund „Pives” Seebacher, der sich seit Jahren um die Bands kümmert und das Booking für das Festival macht, war es eine Herausforderung innerhalb der verbleibenden Stunden alle Beteiligten über den neuen Stand der Dinge zu informieren.

Davon hat man als Teil des Publikums gar nichts gespürt, was für die Organisation spricht und für die Bands, die sich der Situation angepasst haben und dadurch Professionalität und Wertschätzung dem Festival gegenüber bewiesen haben.

 

Homies 4 Life – Rock im Ring 2022
Funktionierten ausgesprochen gut mit Band: Homies4Life spielten ihren bereits für 2019 geplanten allerletzten Gig, der sei es audiomäßig sei es videomäßig für einen Release mitgeschnitten wurde. Foto: rhd

 

„Rock im Ring” hat seine 27. Auflage also sehr gut hinter sich gebracht und ist bereit für 2023.

Es war und ist interessant zu sehen, dass ein Festival, auch wenn es auf eine derartige Erfahrung zurückgreifen kann wie das „Rock im Ring”, stets ein „work in progress” ist. Es ist unmöglich alles vorherzusehen, alles zu planen und es gilt, ständig offen zu sein für Neues, die jeweilige Gegenwart, die Zeit, in das Festival „aufzunehmen”.

Erstmals zu sehen war eine Videowall, die Kulinarik wurde um Vegetarisches und Veganes Angebot ebenso ausgebaut, wie das Thema Nachhaltigkeit weiterhin ganz bewusst verfolgt, praktiziert und verfeinert wird.

Kann man 2023 mit „Rock im Ring” wieder rechnen?

„Wir werden uns jetzt erst einmal etwas ausruhen und dann werden wir sehen. Aber wir haben beim Abbau am Sonntag schon über das nächste Jahr gesprochen. Obwohl dieser Tag immer sehr anstrengend ist, weil man ja am Samstag spät ins Bett kommt, waren alle sehr entspannt bei der Sache und haben über möglich Veränderungen und Verbesserungen gesprochen. Alle schauen nach vorne, deswegen wird es nächstes Jahr auf alle Fälle wieder ein Festival geben.”

 

Dust Bolt – Rock im Ring 2022
Brachten traditionellen, harten Thrash Metal nach Klobenstein: Dust Bolt aus München sind kurzfristig für eine ausgefallene Band eingesprungen. Foto: rhd

 

Der Samstag: Das Finale

Wir waren am Samstag Nachmittag in Klobenstein, weil wir einen Interviewtermin mit Sepultura-Sänger Derrick Green hatten. Das ausführliches Interview wird am Samstag an dieser Stelle zu lesen sein. Zu der Zeit spielten Killjoy ihre „Comeback & Goodbye"-Show. Wir kamen erst gegen 16 Uhr direkt auf das Festival, und konnten eine angenehme, die eingangs erwähnte durchwegs positive Stimmung im Publikum wahrnehmen. Kein Übermut, kaum Ausgelassenheit, aber überall fröhliche Gesichter. Und wenn wir den Platz vor der Bühne auch schon gefüllter gesehen haben, so hat das Publikum die Bands (und das Festival) doch sehr genossen.

Die Homies4Live, die ihr allerletztes Konzert gespielt hatten und bei dieser Gelegenheit mit Live-Band aufgetreten waren, funktionierten gut und wurden auch abgefeiert. Die Band hat gegroovt und war ein gutes Stück besser als vor drei, vier Jahren, als die Homies mit Orchester, Chor etc. aufgetreten waren.

Die Homies haben diesen Gig – Audio und Video – für einen zukünftigen Release aufgezeichnet, ganz zu Ende ist die H4L-Story also dann doch nicht.

Apropos: Das junge Team vom Rittner Sendemostn1 hat das gesamte Festival mit mehreren Cams verfolgt und über einen großen Bildschirm ins Publikum geschickt und dabei – soweit wir das beurteilen können – einen exzellenten Job abgeliefert. Die Bildregie war gut, und die Leute an den vier oder fünf Cams waren mit Einsatz bei der Sache und mischten sich, wenn der Bedarf war, sogar unters Publikum.

Als wir wieder auf dem Festivalgelände waren, leiteten die Münchner Dust Bolt, mit einer Ladung Thrash Metal, irgendwo zwischen Overkill und Metallica, das Finale ein. Eigentlich eine gute Band und in spielerischer Hinsicht sicherlich fit, aber diese Art von Musik bedarf dann doch etwas mehr an Eigenständigkeit, um die Aufmerksamkeit – zumindest unsere – zu binden.

 

Planet of Zeus – Rock im Ring 2022
Coole Show, tolle Energie, gelassener Frontmann: Babis Papanikolaou von Planet Of Zeus, schrie sich nichtsdestotrotz immer wieder sehr überzeugend die Seele aus dem Leib. Foto: rhd

 

Das ist dann den nächsten zwei Bands gelungen: Planet Of Zeus kannten wir nicht und waren überrascht von ihrer Musik, ihrem Sound und von ihrer Performance. Eine wirklich starke Band, die sich irgendwo zwischen Stoner, Boogie und Rock'n'Roll wildernd herumtreibt, veredelt durch Hardcore-Screams und an ZZ Top erinnernde Coolness. Eine tolle Band, der es auch gelang, das Publikum vor die Bühne zu bekommen und in Bewegung zu halten.

Nach einer halbstündigen Umbaupause, es war mittlerweile kurz nach 22 Uhr, waren dann Sepultura aus Brasilien dran. Anstelle von Andreas Kisser, dem eigentlichen Gitarristen der Band, stand der ebenfalls aus Brasilien stammende Jean Patton an den sechs Saiten. Kissers Frau war im Juni an den Folgen ihres Krebsleidens verstorben und Kisser ist deshalb zurück nach Brasilien. Sepultura wollten diese Tour nach den zwei Jahren Zwangspause aber nicht unterbrechen und so haben sie sich eben Patton geholt, der einen tollen Job abgeliefert hat. Da war kein Gramm Unsicherheit zu spüren, im Gegenteil, die Band war tight und schlug sich sich mit einer gewissen Unaufgeregtheit durch die Setlist.

Unter den Songs: „Choke", das ultra-coole „Spectrum”, eine tolle Version von „Territory”, einem Klassiker aus alten Tagen, „Kairos”, „Troops Of Doom” und abschließend, natürlich „Roots Bloody Roots”. Die Band hat eine sehr solide Show abgeliefert, im besten Sinne des Wortes. Kein überschwängliches Posing, keine Angeberei, sondern eine solide, routinierte Show mit einem Frontmann, der eine unglaublich mächtige Stimme hat, die dem schneidenden Riffing der Sepultura-Songs locker entgegenhalten kann.

Derrick Green hat sich auf der Bühne nicht verstellt. Er war freundlich, zugänglich und normal, ganz so, wie wir ihn einige Stunden zuvor im Interview kennengelernt hatten.

Diese Band war ein sehr guter Headliner, es war eine gute Entscheidung Sepultura zu buchen für „Rock im Ring”.

Einige unserer Fotos zur Sepultura-Show und das Interview mit Derrick Green am Samstag an dieser Stelle.

 

Links:

Homepage: http://rockimring.it/
Instagram: https://www.instagram.com/rock.im.ring/

 

Planet Of Zeus – Rock im Ring 2022
Boogie, Rock'n'Roll und Stoner: Planet Of Zeus aus Griechenland brachten mit ihrer Show ordentlich Bewegung in die Menge. Foto: rhd