Chronik | blick der anderen

Ein Jahrhundert und viele Fragen

Wie deutschsprachige Medien 100 Jahre nach dem Vertrag von Saint Germain vom Ausland auf Südtirol blicken.
Gedenkstätte Drei Zinnen
Foto: Othmar Seehauser

100 Jahre Südtirol bei Italien: Zahlreiche deutschsprachige Medien im Ausland haben das Jahrhundert, das seit dem 10. September 1919 vergangen ist – an jenem Tag wurde der Vertrag von Saint Germain unterzeichnet und Südtirol endgültig von Österreich abgetrennt – zum Anlass genommen, um die damalige und heutige Situation in Südtirol zu beleuchten.

“Tirol tut sich schwer mit dem Gedenken an die Teilung”, titelt der Standard und fragt sich: “Warum wird der Jahrestag nördlich und südlich des Brenners erstaunlich wenig beachtet?” ORF Tirol schreibt über Südtirol als “Spielball der Geschichte” und meint: “Aus dem lange in der Opferrolle verharrenden Südtirol ist ein selbstbewusstes Land geworden.” Die Schweizer NZZ hat Südtirol besucht und berichtet über die Deutsch- und Italienischsprachigen, die 100 Jahre nach der Teilung Tirols “einander friedlich abgewandt” lebten. In einem zweiten NZZ-Artikel werden die “teilweise kuriosen Folgen” der Grenzziehung zwischen Österreich und Italien nach 1919 aufgezeigt.

Der Schweizer Rundfunk sendet ein Interview mit Lilli Gruber. “Es gibt eine vorbildhafte Autonomie in Südtirol”, sagt die gebürtige Südtiroler Journalistin, Autorin und Ex-Politikerin, die ihre ganz persönlichen Erinnerungen an die Bombenjahre und die “offene Wunde”, die sie bei vielen Südtirolern immer noch ausmacht.

Die Tiroler Tageszeitung widmet der “Unrechtsgrenze”, wie auch Landeshauptmann Günther Platter die am 10. September 1919 gezogenen Grenze zwischen Nord- und Südtirol bezeichnet, hundert Jahre später zwei Seiten, samt Besuch am Brenner. “Zum Trotz Europäer geworden” seien die Südtiroler seither. Und Platter, der am Dienstag seinen Südtiroler Amtskollegen Arno Kompatscher in Innsbruck empfing, fordert in der TT die Begnadigung von drei Südtirol-Aktivisten.