Wirtschaft | Sparkasse

Gefährliche Nachschau

Die Banca d'Italia macht seit einer Woche eine Inspektion in der Sparkasse. Die Bankenaufsicht geht dabei auch Verdachtsmomenten der Staatsanwaltschaft nach.
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Foto: salto

Anfang vergangener Woche marschierten sieben Inspektoren und Inspektorinnen der Banca d'Italia in den Hauptsitz der Südtiroler Sparkasse. Damit beginnt eine Inspektion der Bankenaufsicht, die noch einige Zeit lange andauern wird. Vor allem aber ist es der Beginn einer Prüfung, die den Werdegang der Südtiroler Traditionsbank nachhaltig beeinflussen könnte.
Da der Spitze der Sparkasse schwant, dass man diesen Auftritt nicht allzu lange geheim halten kann, gibt man hausintern eine unverdächtige Sprachreglung als Losung aus. Es handle sich bei der Prüfung um ein sogenanntes „Follow up“, eine Art Nachschau. Die Banca d´Italia wolle überprüfen, ob die Sparkasse jene Vorgaben umgesetzt hat, die man bei der letzten Inspektion vorgeschrieben hat.
Branchenkenner können über diese Erklärung herzhaft lachen. Denn die Bankenaufsicht prüft die Banken periodisch, nach einem ganz klaren zeitlichen Schema. 2011 hat die Banca d'Italia die Sparkasse einer Inspektion unterzogen. Vier Jahre später kehrte man wieder zurück. Fünf Monate lang, vom 8. Oktober 2014 bis zum 6. März 2015, haben acht Inspektoren der Banca d’Italia die Sparkasse auf Herz und Nieren geprüft. Es gibt kaum einen Kreditakt, den die Abgesandten der Bankenaufsicht nicht unter die Lupe genommen haben. Dazu hat man alle Abteilungen und Bereiche der Bank auf den Kopf gestellt und analysiert.
Am Ende kam ein Bericht mit 15 Beanstandungen heraus, der am 30. Juni 2015 dem Verwaltungsrat übergeben wurde. Zudem wurde ein Sanktionsverfahren gegen die ehemalige Bankenführung, den ehemaligen Verwaltungs- und Aufsichtsrat eingeleitet, das im Juni 2016 mit Strafzahlungen für 19 Ex-Sparkassen-Funktionäre in der Höhe von 912.000 Euro endete.
Dass die Bankenaufsicht keine vier Monate später und 15 Monate nach einer Inspektion gleich mit sieben Leuten zu einer Art Nachschau zurückkehrt, ist deshalb wohl eher dem Reich des Phantasie zuzurechnen. In Wirklichkeit kommen die Inspektoren der Banca d'Italia nur dann so schnell wieder, wenn neue gravierende Verdachtsmomente auftauchen. Und genau diese gibt es.

Die Ermittlungen

Seit rund eineinhalb Jahren ermittelt die Bozner Staatsanwaltschaft zu den Millionenverlusten der Sparkasse. Ende Februar 2016 durchsuchten Beamte der Carabinieri-Sondereinheit ROS den Sparkassensitz und beschlagnahmten nicht nur Kistenweise Akten und Dokumente, sie stellten auch mehrere Terabyte an Daten aus dem Bankenservern sicher. Anfang April legten die ROS-Beamten dem damaligen leitenden Staatsanwalt Guido Rispoli einen ersten Zwischenbericht vor. Darin werden mehrere konkrete Strafbestände aufgezeigt.

Banca d´Italia Bozen: Vizedirektor als Gutachter der Staatsanwaltschaft

Nach dem Abgang Rispolis hat Staatsanwalt Giancarlo Bramante die heikle Ermittlung übernommen. Wobei von Anfang an drei Fachleute mit am Werk sind. Die Staatsanwaltschaft hat von der Banca d'Italia drei Inspektoren für diesen Fall angefordert. Unter ihnen der Vizedirektor der Banca d'Italia Bozen Maurizio Silvi.
Silvi, der bereits vor einigen Jahren in einer Bankenermittlung für die Staatsanwaltschaft in Treviso als Gutachter tätig war, hat Ende Juli bei Staatsanwalt Giancarlo Bramante einen 80-Seiten-Bericht hinterlegt. Nach Informationen von salto.bz ist das Fazit des Fachmannes in diesem Bericht für die Sparkasse verheerend. Es werden nicht nur detailliert eine Reihe von bankenrechliche Verfehlungen angeführt, sondern auch konkrete strafrechtliche Verdachtsmomente aufgezeigt.

Die Inspektion

Der Bericht wurde von Staatsanwalt Giancarlo Bramante inzwischen der römischen Bankenaufsicht vorgelegt. Und genau das dürfte auch die Grund für die überraschende Inspektion sein.
Die Inspektoren interessiert bei der laufenden Prüfung weniger die Vergangenheit, als die Geschäftsgebarung der aktuellen Bankenführung. So sollen nicht nur einzelne Kreditakte derzeit genau überprüft werden. „Die Bankenaufsicht scheint den Fokus vor allem auf den Bereich der Interessenskonflikte zu legen“, heißt es aus der Sparkasse. Demnach überprüfen die Inspektoren, jene Vorgänge, die im Bericht an die Staatsanwaltschaft als anrüchig definiert wurden.
Damit aber könnte die Banca d'Italia direkt in ein Wespennest stechen, das die sieben Bienen im Wappen der Sparkasse arg durcheinander wirbeln könnte.