Kultur | Salto Weekend

Weiterbrennen und Weiterschreiben

Ein Denkforum im Stadttheater Bruneck bringt heute Abend Stimmen und Visionen zum Thema Europa auf die Bühne und in die Köpfe.
Weiterbrennen
Foto: SAAV

Weiterbrennen

Der europäische Kontinent wird auch gerne als das “alte Europa” bezeichnet, mit viel Vergangenheit und Geschichte, die ihn oft schwerfällig in die Zukunft blicken lassen. Dagegen ist der ursprüngliche Grundgedanke der Europäischen Union durchaus visionär: Aus der geschichtlichen Erkenntnis heraus, dass totalitäre Ideologien und Kriege für immer zu bannen seien, wird ein vereintes Europa mit einem mannigfachen Beziehungsgeflecht gebildet.“ So lautet ein Zitat der Summer School Südtirol 2016. Rund um diese Feststellung wirft das von der SAAV (Südtiroler Autorinnen- und Autorenvereinigung), der Summer School Südtirol für dramatisches und essayistisches Schreiben, dem Stadttheaters Bruneck, dem Verein Diverkstatt, der Lesebühne Bruneck und dem Josefsheim Bruneck organisierte Denkfurm drei Fragen in den Raum: „Wovon träumt Europa? Wovon träumen wir? Wofür brennen wir?“ Autorinnen und Autoren, Aktivistinnen und Aktivisten, Bürgerinnen und Bürgermeistern kommen zu Wort und werden Antworten zu diesen Fragen weiterdenken, was etwa das „Europäische“ in uns ausmacht, welche Erfahrungen uns zu „Europäer und  Europäerinnen“ machen, oder in welchem Europa wir leben möchten?

Die Moderatorin und Projektkoordinatorin Maria Christina Hilber begibt sich heute Abend, ab 20 Uhr im Stadttheater Bruneck auf die Suche nach Visionen. Mit Beiträgen von: Anna Rottensteiner, Adnan Softic´, Arno Dejaco, Cherno Kindi Jallow, Christian Felber, Josef Oberhollenzer, Marion von Zieglauer, Ulrike Syha, Rut Bernardi, Waltraud Mittich, Diverkstatt, Lesebühne Bruneck und einigen Stimmen der Bürgermeister des Pustertals (Toblach, Bruneck, Terenten, Innichen)

Weiterschreiben

Vor zwei Tagen hat eine der Teilnehmerinnen der Veranstaltung Weiterbrennen, einen Blog mit zwei ersten Texten ins Netz gestellt: Anna Rottensteiner. Die Schriftstellerin und Leiterin des Literaturhauses in Innsbruck will ab nun über diesen Weg „über alles schreiben, was ihr (unter den Nägeln) brennt.“ Der Beweggrund mit einem eigenen Blog online zu gehen war, dass sie schon seit längerem „Texte zur Gegenwart“ verfasste, die sie nun stärker verbreiten möchte. Es ist ihr wichtig, „mit Sprache, Reflexionen und Literatur Stellung zu beziehen, Haltungen aufzuzeigen und selbst einzunehmen.“ Ihre Webseite nennt sich: Grenzwandeln - Oltre i confini. Zwei Kostproben hat sie SALTO zur Verfügung gestellt.

 


Nämlich der Mensch

Nämlich der Mensch.
Muss rein bleiben.
Sagt jener.

Nicht sprachlos bleiben.
Die Sprache ist auch meine.
Nicht nur die der

Machtliebendenhasser
Spaltzungenverhetzer
Heilsbotschaftenfälscher
Lügeninsvolkschleuderer
Frauenverachtungsmaniker

Deren
Rassenreinheitimgeschminktengesicht
Nicht zu zerschlagen
Ist der Akt der mir
Die ich rein bleiben will
Nämlich als Mensch
Jene Kraft abverlangt
Die ich meinem
Geliebten Nichtort
Dadurch entziehe.
 

Auszug aus: Kein Trumpf für Trump
[…]

Wenn er sagt: Der amerikanische Traum lebt, so spricht er von Traum in seinem Leben, sagt aber eigentlich das Gegenteil: Ich habe den amerikanischen Traum mehrfach in den Sand gesetzt. Mit einem beachtlichen Startkapital des Vaters baut er ein eigenes Immobilienimperium auf, Towers, Buildings, Hotels, Casinos, hoch höher am höchsten, Fluglinien, Yachten, Trump Princess Trump Shuttles. In monomaner und megalomaner Manier überall Trump-Schriftzüge. Er kauft, verkauft, kauft, verleiht Geld, leiht Geld. Und Frauen, Frauen Frauen. Ivana Marla Melania. Was von all dem bleibt, nachdem er sich verzockt hat, sind vergoldete Trümmerhaufen, Scherbenhaufen, Schulden. Eine tiefe Schande, eine tief sitzende Wunde für einen Mann wie Trump, der seine Identität nur aus der Binomität von Siegen oder Verlieren beziehen kann, als er daraufhin von der Society mit Häme überzogen wird. Aus dieser Kränkung heraus setzt er, vielleicht, seinen nächsten Traum an – denn er ist in der Wiederholungsschleife hängengeblieben, sein Leben lang: Er wird es allen zeigen, er wird seinen nächsten persönlichen amerikanischen Traum verwirklichen. Er wird Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden.

Zuvor spielt er das mehr als ein Jahrzehnt in einer inszenierten Reality-Show durch. Deren Prinzipien überträgt er dann, mit Unterstützung seiner Berater, eins zu eins, Wort für Wort (alles, was Trump sagt, gibt ihm das Script, von seinen Beratern verfasst, vor) in die Reality der USA. Denn: Die Elite macht einen Unterschied zwischen Reality-TV und Politik. Die Wähler nicht. (So sagen seine Berater) Für sie ist Fernsehen Fernsehen. Die Souveränität, die der reale Mann Trump nie hatte, konnte er sich in der Reality-Show perfekt überstreifen, ein Anzug mit viel zu breiten Schultern, von anderen seinem massigen, ungelenken Körper angepasst.

Der vollständige Text zum WEITERLESEN (und WEITERBRENNEN)
auf dem Blog Grenzwandeln - Oltre i confini