Umwelt | Schadstoffbelastung

„Lufthunderter für Südtirol überfällig“

Was bringen der "Lufthunderter" und andere verkehrspolitische Maßnahmen für Tirol ? In jedem Fall bessere Luftwerte als in Südtirol.
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Foto: kurier.at

Auch Südtirols Autofahrer mag er vielfach nerven. Für Tirols Umweltlandesrätin Ingrid Felipe zeigt der Lufthunderter auf der Inntalautobahn dagegen gemeinsam mit den anderen verkehrspolitischen Maßnahmen ihrer Landesregierung klare Effekte. Basis für ihren Optimismus ist der Vorbericht zur Luftgüte in Tirol 2016, der hinsichtlich Stickstoffdioxidbelastung mit 54 Mikrogramm den niedrigsten Mittelwert seit 15 Jahren verspricht. Im Vergleich zum Vorjahr liegt der durchschnittliche NO2-Jahreswert 2016 in Kundl 10,5 Prozent unter jenem des Jahres 2015, in Vomp und in Mutters/Gärberbach um 8,5 Prozent und in Imst um 5,5 Prozent. Allerdings reicht das immer noch nicht, um unter dem EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm zu bleiben. Neben Lufthunderter, Nachtfahrverboten und sektoralem LKW-Fahrverbot will Felipe daher noch im Frühjahr ein „unschlagbares Öffi-Angebot" machen – mit einer Tarifreform für Zug, Bus und Straßenbahn, mit der viele TirolerInnen zum Umsteigen auf Öffis motiviert werden sollen. 

Ob sie damit in Summe nicht nur gegen Windmühlen kämpft, stellt eine andere Bilanz in Frage. Immerhin ist laut Jahresbilanz des Straßenerhalters Asfinag der Brenner absoluter Spitzenreiter bei einer österreichweiten Zunahme des Verkehrsaufkommens. Laut Asfinag legte allein der Transitverkehr hier um acht Prozent auf 2,1 Millionen Fahrten zu. Dazu kommen noch 111.000 kleinere Lkw, elf Millionen Pkw und Motorräder dazu, womit 13,4 Millionen Fahrzeuge über den Brenner fuhren. Ernüchternd ist dabei, dass der Transitverkehr auch massiv im November und im Dezember anstieg, als das sektorale Fahrverbot bereits in Kraft war. „Das war klar“, meint der Chef des Transitforums, Fritz Gurgiser unter Berufung auf die Zugeständnisse der Tiroler Landesregierung gegenüber der EU-Kommission, neben der saubersten Lkw-Klasse Euro-6 auch noch Euro-5-Lkw vom Fahrverbot auszunehmen. Der Chef des Transitforums lässt Felipe aber auch nicht die Meriten besserer Luftwerte. Die führt Gurgiser vor allem auf den Föhn und weniger Inversionswettertage zurück.

Grüne Forderungen

Weit weniger kritisch sind diesbezüglich Südtirols Grüne. „Tempolimit wirkt“, frohlocken sie am Donnerstag in einer Presseausendung, deshalb sei der „Lufthunderter“ auch südlich des Brenners überfällig. Doch obwohl die Südtiroler bereits vor bald drei Jahren in Rom einen Katalog für Sofortmaßnahmen eingereicht hätten, bleiben bislang Bemühungen zur Dämpfung der Emissionen aus, kritisieren die Grünen Landtagsabgeordneten. „Dem Tiroler Vorbild wäre südlich des Brenners dringend zu folgen, auch wenn sich Rom hier bisher quer legt“ fordern sie. Grund genug sei allein die akute Zunahme von Atemwegserkrankungen, die aktuell durch die anhaltende Trockenheit, aber auch durch stetig wachsende Emissionen genährt werde. Als überflüssige Zeitverschwendung bezeichnen die Grünen die geplante probeweise Einführung eines dynamischen Tempolimits von 100 km/h auf der A22 im Unterland, mit der die Auswirkungen der Geschwindigkeitsbegrenzung auf die Luftqualität getestet werden soll. „Die Tiroler Resultate des Lufthunderters, flankiert von wissenschaftlichen Studien, sprechen eine klare Sprache, und diesen gilt es ohne Aufschub zu folgen“, fordern die Grünen.

Weiterhin klare No2-Überschreitung entlang A22

Eine nicht ganz so eindeutige Evidenz sieht der Direktor des Amtes für physikalische Medizin Luca Verdi. Auch dort hat man – laut den noch nicht definitiv bestätigten Daten des Vorjahrs – an den Messstellen entlang der Brennerautobahn einen leichten Rückgang der Stickstoffdioxidbelastung von rund 2 Mikrogramm registriert. Vor allem an der Messstelle Schrambach-Felthurns lag diese bei einem Mittelwert von 62 Mikrogramm/m3 deutlich höher als der EU-Grenzwert, aber auch der Tiroler Mittelwert. Ein wenig besser ist mit 43 Mikrogramm dagegen der vorläufige Wert für die Messsstelle im Unterland Laimburg-Auer. „Die Rückgänge sind wahrscheinlich vor allem auf meteorologische Bedingungen zurückzuführen“, sagt Verdi. „Und sie sind in jedem Fall geringer als jene ausgefallen, über die nun in Tirol berichtet wird“. Das legt laut dem Amtsdirektor zumindest die Vermutung nahe, dass die verkehrspolitischen Maßnahmen auf der anderen Seite des Brenners ihre Wirkung zeigen.

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alfred frei Do., 12.01.2017 - 16:25

Die Südtiroler Landesregierung sollte allen akuten Atemwegerkrankten mitteilen, daß auf grund des leichten Rückgangs der Stickstoffdioxidbelastung von rund 2 Mikrogramm (ein Millionstel Gramm), die Möglichkeit einer Verschlimmerung ihres Gesundheitszustandes um 0,002 % abnehmen könnte. Es ist zwar nicht viel, aber immer besser als nichts, oder ?

Do., 12.01.2017 - 16:25 Permalink