Gesellschaft | Posse

„Mit aller Härte vorgehen“

Ingemar Gatterer will nicht nur den Südtiroler Nahverkehr beherrschen. Der SAD-Chef glaubt auch Salto.bz seine Linie diktieren zu können. Ein aktuelles Beispiel.
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Foto: Suedtirolfoto.com/Othmar Seehauser
Die E-Mail ging am Donnerstag Vormittag an alles Medien. Auch an Salto.bz.
Es war eine der inzwischen bekannten Wutmails von Ingemar Gatterer. Der Hauptaktionär und CEO der SAD AG greift in dem Schreiben wieder einmal frontal Landeshauptmann Arno Kompatscher, Mobilitätslandesrat Florian Mussner, die Landesverwaltung, die Südtiroler Transportstrukturen AG (STA) und ihren Präsidenten Martin Ausserdorfer an. Laut Gatterer sind alle zusammen unfähig.
Gatterer im O-Ton:
 
Die gesamten öffentlichen Vertreter – von Kompatscher, Mussner, Burger bis Ausserdorfer – sind in dieser Angelegenheit in einem so hohem Maße unfähig, dass die Behauptung, wonach Südtirol zweifelsfrei ochlokratische Zustände annimmt, zulässig ist.
 
Da nicht jeder Normalsterbliche das Bildungsniveau des „DDr. Ingemar Gatterer, MBA“ erreicht, musste der Autor dieser Zeilen ernst im Fremdsprachenlexikon die Bedeutung nachschlagen. Ochlokratie (altgr. ὀχλοκρατία, aus ὄχλος óchlos‚ Menschenmenge, Masse, Pöbel', und -kratie), deutsch auch Pöbelherrschaft, ist ein abwertender Begriff für eine Herrschaftsform, bei der eine Masse ihre politischen Entschlüsse als Mehrheit oder durch Gewalt durchsetzt.
Irgendwie passend, denke ich mir.
 

Interview & Reaktion

 
Weil Ingemar Gatterer sich in seiner Aussendung auf Interviews in den Dolomiten und der Tageszeitung bezieht, entscheidet man in der Redaktion die Geschichte anders anzugehen. Wir machten am Donnerstag ein Interview mit einem von Gatterers Lieblingsfeinden Martin Ausserdorfer. Dabei wurde der STA-Präsident mit allen Vorwürfen Gatterers konfrontiert.
Es war klar, dass Ingemar Gatterer diese redaktionelle Entscheidung nicht goutieren würde. Am späten Nachmittag langt dann eine lange Stellungnahme des Herrn der SAD ein.
Einleitend schreibt Gatterer:
 
Martin Ausserdorfer gibt bei Salto ein Interview. Die von Ausserdorfer dort angeführten Aussagen sind jedoch wie immer völlig falsch. Ausserdorfer hat lediglich politische Wissenschaften studiert – man muss daher nachsichtig sein und verstehen, dass er bei Rechtsangelegenheiten geringe Befähigung aufweist. Gerne erkläre ich ihm daher wie folgt… - ich ersuche Salto die Ausführungen zu veröffentlichen“.
 
Es folgen dann die Antworten Ingemar Gatterers auf die Fragen im Ausserdorfer-Interview und ein langer Auszug aus einem Schriftverkehr zwischen dem SAD-Generaldirektor Mariano Claudio Vettori und der Landesverwaltung.
Von welcher Güte die Stellungnahme ist, zeigt sich daran, dass der Gatterer-Text mit folgender Erkenntnis endet:
 
Ausserdorfer Martin gehört gemäß Aussage von vielen Menschen in diesem Land zum engsten Beraterkreis von LH Kompatscher. Man sagt, dass wenn sich ein König mit Zwergen umgibt, dann…
 

Der Hahnenkampf

 

Am Freitagmorgen folgt eine weitere E-Mail aus dem Hause Gatterer:
 
 „Ich wäre Ihnen dankbar, wenn meine Richtigstellungen zum Interview von M. Ausserdorfer veröffentlicht würden.“
 
Der Autor dieser Zeilen antwortet wenig später wie folgt:
 
„Sehr, geehrter Herr Gatterer,
ich glaube es ist nicht sehr sinnvoll, unseren Leserinnen und Lesern diesen unguten Hahnenkampf weiterhin zuzumuten. Wissend, dass der Konflikt noch lange weitergehen wird und es noch genügend Stoff zur Berichterstattung geben wird, sehen wir - als Redaktion - von einer Veröffentlichung ihrer Stellungnahme ab.
Wie Sie wissen ist Salto.bz aber ein partizipatives Medium, das heißt jeder/jede kann Artikel kommentieren und dazu eigene Meinungen und Stellungnahmen posten. 
Ich würde Sie deshalb ersuchen, ihre Stellungnahme als eigenen Kommentar unter das Interview von Martin Ausserdorfer zu posten.
Sie müssten sich dazu einfach als User bei salto.bz anmelden. Auf der Homepage findet sich eine einfache Anleitung, wie man sich registriert. Eine Sache von wenigen Minuten.
Sollten Sie nicht weiterkommen, ist Ihnen unser Back Office gerne behilflich. Per Mail oder telefonisch unter 0471 1810290 erreichbar.
Danke für Ihr Verständnis
mfg
Christoph Franceschini“
 
Ingemar Gatterers Reaktion folgt per Mail umgehend: 
 
„Es geht in dieser Angelegenheit nicht um Hahnenkampf, sondern darum, dass den Lesern die richtigen Informationen mitgeteilt werden. Ich danke Ihnen jedoch trotzdem… – auch wenn ich verstanden habe, dass Sie es vorziehen einseitig und mit falschen Informationen zu berichten und dabei die Seriosität Ihres Mediums in Frage zu stellen.
MfG
Ingemar Gatterer“
 

Gegen Salto vorgehen!

 
Am Freitagnachmittag dann die Fortsetzung der Posse.
Ingemar Gatterer schreibt an den Rechtsanwalt und Präsidenten der SAD, Christoph Perathoner.
 
„Hallo Christoph,
bitte prüfen ob wir in unten angeführter Angelegenheit gegen Salto rechtlich vorgehen können. Wenn ja bitte umgehend mit aller Härte.
Danke
Ingemar.“
 
Beigefügt ist der erwähnte E-Mail-Verkehr.
Interessant dürfte sein, was der Bozner SVP-Bezirksobmann und Vorsitzende der SVP-Bezirksobmänner Christoph Perathoner jetzt tun wird?
Es wäre nicht das erste Mal das Ingemar Gatterer gegen Salto gerichtlich vorgeht. So hat Gatterer über die Kanzlei Perathoner bereits im vergangenen Jahr am Landesgericht eine Strafanzeige gegen den Autor dieser Zeilen und Salto.bz eingereicht. Es geht dabei um die Rubrik „Pollo der Woche.“ Das Verfahren ist noch anhängig.
 
Ob es nur Zufall ist oder eine Bestätigung der Tonart aus dem Hause Gatterer: Die SAD Ag sucht derzeit zwei Juristen und Anwälte.
Und dabei hat der Fasching heuer noch gar nicht begonnen.
 

 

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alfred frei Fr., 12.01.2018 - 16:46

"Mit aller Härte vorgehen" - das klingt wie nach Karl Valentin: "Das ist Ernst ! Ich mach keinen Spaß. Das liegt mir nicht !"
Für den Zusteller einer Strafanzeige: vormittags finden bei mir zuhause meistens selten nie keine Annahmen oder Vorstellungen statt.

Fr., 12.01.2018 - 16:46 Permalink
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alfred frei Sa., 13.01.2018 - 10:13

Übersetzung mit einer kurzen Umschreibung: wenn einer den Urknall verpaßt hat oder einige Stufen der Evolutionstheorie von Darwin in seiner Denkweise leichtfertig überspringt, dann gleicht er im Transportwesen einem Schnellzug der so viele Vagone nach sich zieht, (die von Bozen bis Auer reichen) daß wenn er In Auer einsteigt kann er in Bozen aussteigen und der Zug ist noch keinen Meter gefahren.

Sa., 13.01.2018 - 10:13 Permalink