Wirtschaft | Sparkasse

Technischer Verlust

Die Sparkasse macht im abgelaufenen Geschäftsjahr voraussichtlich einen Verlust von 30 Millionen Euro. Dazu kommt die Trennung von einigen Spitzenfunktionären.
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Foto: Suedtirolfoto.com / Othmar Seehauser
Die Nachricht wurde vorvergangenes Wochenende exklusiv über die Athesia-Presse (Dolomiten und Alto Adige) lanciert. Der Präsident der Sparkasse Gerhard Brandstätter und Generaldirektor Nicola Calabrò erklärten in einem Interview, dass die Sparkasse in der anstehenden Bilanz im vierten Jahr hintereinander einen Verlust ausweisen wird.
Dabei hatte die Südtiroler Traditionsbank erst einen Monat zuvor, per Presseaussendung in allen Zeitungen mit Stolz die Zuwächse im abgelaufenen Geschäftsjahr präsentiert. „Die ersten Ergebnisse des Geschäftsjahres 2016 stimmen uns - als Bestätigung der Ziele, die wir uns in den verschiedenen Geschäftsbereichen gesetzt haben - besonders zuversichtlich“, sagte Sparkassendirektor Nicola Calabrò am 9. Jänner 2017. In der Aussendung hieß es: „Die Südtiroler Sparkasse präsentiert die ersten Ergebnisse des eben zu Ende gegangenen Geschäftsjahres. Diese liegen über den Zielvorgaben 2016 und weisen deutliche Zuwächse gegenüber den Jahresabschlussdaten von 2015 auf.“
Knapp einen Monat später dann die Ernüchterung. Gerhard Brandstätter spricht im Dolomiten-Interview von einem „technischen Verlust“. Es ist eine weitere Wortkreation der neuen Sparkassenführung. 2015 hatte man einen „buchhalterischen Reingewinn“ gemacht, der bei genauerem Hinsehen ein Verlust von 3,6 Millionen Euro in der Bank war.
Wie groß der „technische Verlust“ in der Bilanz 2016 sein wird, ist noch nicht ganz klar. Das Duo Calabro-Brandstätter gab darüber im Dolomiten-Alto-Adige-Interview keine Auskunft. Vergangene Woche wurde der Verlust aber bankintern bereits kommuniziert. Es wird in der Bankenbilanz ein Minus von rund 30 Millionen Euro stehen.
Der „technischen Verlust“ ist eine weitere Wortkreation der neuen Sparkassenführung. 2015 hatte man einen „buchhalterischen Reingewinn“ gemacht, der bei genauerem Hinsehen ein Verlust von 3,6 Millionen Euro in der Bank war.
 

Verkaufte Kredite

 

Der Hauptgrund für diese Verluste ist der Verkauf von Krediten. Allein 2016 hat die Sparkasse ein Paket von Krediten im Wert von 320 Millionen Euro verkauft. Dazu kommt noch, dass die Bank in den letzten Tagen des abgelaufenen Jahres ein Reihe weiterer problematischer Positionen abgestoßen hat.

So wurde am 30. Dezember 2016 nicht nur die Position der „Rotolongo GmbH“ geregelt, sondern weitere notleidender Millionenkredite Südtiroler Unternehmen abgetreten. Die Sparkasse verkaufte an diesem Tag die Position des Unternehmens „Le Ghiaie Srl“. Das Immobilienunternehmen gehört der Pusterer Unternehmerfamilie Oberosler und dem Vinschger Immobilienmakler Peter Paul Pohl und hatte zum Zeitpunkt des Verkaufs 20 Millionen an Ausständen bei der Sparkasse. Nach Informationen von salto.bz hat die Sparkasse allein bei diesem Verkauf einige Millionen Euro verloren.
Dass die Sparkassenspitze mit den Zahlen noch hintern Berg hält, liegt auch daran, dass man seit Oktober 2016 die Inspektoren der Banca d´ Italia im Haus hat. Die Prüfung sollte eigentlich zu Weihnachten beendet sein. Doch erst vorvergangene Woche wurde sie offiziell um einen Monat verlängert. Die Bankenaufsicht hat bisher keinerlei Wertberichtigungen gefordert. Was eindeutig für die Sparkasse spricht. Doch sicher ist man (noch) nicht, ob am Ende nicht weitere Wertberichtigungen gefordert werden, die sich dann in der Bilanz niederschlagen.
 

Mehrere Trennungen?

 

Dass man derzeit in der Führungsebene der Sparkasse etwas nervös ist, liegt auch an der Tatsache, dass sich die Bank von mehreren hochkarätigen Führungskräften trennen wird. Vizegeneraldirektor Richard Seebacher soll noch im ersten Halbjahr 2017 in Rente gehen. Im Dezember 2014 wurde der Mailänder Manager Mauro Corrada zum Generaldirektor der „Sparim AG“ ernannt. Corrada verlässt die Sparkasse aber in den nächsten Wochen. Offiziell aus „familiäre Gründen“.

Zudem stehen weitere personelle Änderungen im Raum. Stefano Ortolano war in den vergangenen Jahren eine der zentralen Figuren in der Sparkasse. Seit 2014 ist der Banker aus Padua Kreditchef der Bank, sowie für die Bereiche Kreditüberwachung, Sanierung und Recht zuständig. Sein Handlungsspielraum wurden in den vergangenen Wochen in der Sparkasse deutlich eingeengt. Insider gehen davon aus, dass alles auf eine Trennung hinausläuft.
Wobei Gerhard Brandstätter & Co gelernt haben. Die Kündigung des ehemaligen Generaldirektors Peter Schedl und seines Stellvertreters Andrea Brillo hat zu Arbeitsprozessen geführt, die die Sparkasse dann still und leise mit einer Einigung beendet hat. Die Kosten: Rund eine halbe Million Euro.
Weil man das vermeiden will, sucht man jetzt einvernehmliche Lösungen.