Politik | Mobilität

Umfahrung für Toblach?

Unter dem Vorwand der Olympischen Spiele könnte Toblach erneut den Bau einer Ortsumfahrung in Erwägung ziehen.
Toblach
Foto: Othmar Seehauser

Die Thematik der Umfahrungsstraßen ist für das vom Verkehr gebeutelte Pustertal ein Dauerbrenner. Der steigenden Belastung durch den saisonalen Reiseverkehr und den zunehmenden Schwerverkehr auf der Pustertaler Staatstraße will man mit kostspieligen und von langer Hand geplanten Ortsumfahrungen Paroli bieten. Nach dem Start der Ausschreibungen für die Umfahrung in Kiens und der gesicherten Finanzierung für jene in Percha soll die Option nun auch in Toblach wieder auf dem Verhandlungstisch liegen. Dort sieht man vor dem Hintergrund der Olympischen Winterspiele im Jahr 2026 die Chance, an finanzielle Mittel für ein langfristiges Verkehrskonzept zu gelangen.

13 Millionen Euro sind bereits für die bessere Anbindung des Toblacher Bahnhofes von der SS51 von Cortina aus gebucht. Ziel sei es, so das Büro des Mobilitätslandesrates Daniel Alfreider, den Bahnhof „leichter zugänglich und somit benutzerfreundlicher zu machen“. Thema sei auch eine Aufwertung des Bahnhofareals. Hinter vorgehaltener Hand spricht man in Toblach davon, dass im Zuge der Arbeiten an und um den Bahnhof auch eine Verkehrsberuhigung in Form einer Umfahrungsstraße angedacht sein soll. Es kursieren Stimmen, nach denen ein derartiges Projekt sogar schon zur Ausschreibung bereit sei, klammheimlich beschlossen, ohne Einbeziehung der Öffentlichkeit.

 

Dementi von oberster Stelle – Gespräche laufen

 

Dabei erteilte man den Bürgern 2012 noch mittels Volksbefragung das Wort in Sachen Verkehrsberuhigung. Zur Debatte standen zwei Konzepte, die den Verkehr im Dorf regeln sollten: eine Kreisverkehrlösung auf der einen und eine Umfahrungsstraße auf der anderen Seite. Mehr als zwei Drittel der Toblacher sprachen sich damals für die kostengünstigere Variante mit den Kreisverkehren aus, die letztes Jahr fertiggestellt wurde. Dass eine Umfahrung nun ein Jahr später in trockenen Tüchern sei, dementiert Toblachs Bürgermeister Martin Rienzner (SVP), trotz laufender Gespräche in alle Richtungen. „Vorschläge liegen auf dem Tisch, aber von einer Ausschreibung sind wir weit entfernt. Es ist noch nichts in Stein gemeißelt.“

 Wir müssen die Gelder, die wir durch Olympia erhalten, für ein nachhaltiges Mobilitätskonzept für Toblach und das Pustertal nutzen.

Die Gemeinde Toblach befasse sich aber neuerlich mit der Thematik Umfahrungsstraße. Denn laut Rienzner habe sich die Lage durch die Kreisverkehre im Sommer letzten Jahres zwar deutlich verbessert, der Verkehr sei fließender geworden. Allerdings hat der Schwerverkehr und die damit einhergehende Lärmbelästigung in den letzten zwei bis drei Jahren zugenommen. „Wir sind in Gesprächen, um dem Land auch eine Richtung zu geben, wie man mit der Anbindung auch direkt einen weiteren Mehrwert für Toblach schaffen und Teile des Schwerverkehrs verlagern könnte, damit diese nicht unmittelbar im Zentrum und an Gastbetrieben vorbeifahren“, bekräftigt der Nachfolger von Guido Bocher.

 

Kein Geheimnis

 

Warum eine Umfahrung nach wie vor Thema sei, hänge zudem mit der generellen Baufälligkeit der Pustertaler Staatstraße in Toblach zusammen: „Die Straße ist sehr sanierungsbedürftig. Und ehe man zig Millionen in diese Sanierung investiert, sollte man überlegen, ob man nicht mit den bereits veranschlagten 13 Millionen und dem nötigen Geld für eine Sanierung, eine Lösung schafft, die auch wirklich nachhaltig hilft“, so Rienzner. Allerdings betont er auch, dass eine Umfahrung im vollumfänglichen Sinne derzeit nicht möglich sei, da über das Geld für die Anbindung hinaus keine weiteren Mittel bereitstünden.  

 

Vorwürfe der Geheimniskrämerei weist Rienzner zurück. „Es ist nicht so, dass wir das im geheimen Kämmerlein zu beschließen versuchen.“ Für die Thematik sei eigens eine Arbeitsgruppe eingerichtet worden, in der alle Parteien des Gemeinderates vertreten seien. Derzeit gestalte es sich schlicht nicht einfach, Menschen ohne Bürgerversammlungen oder größere Zusammenkünfte über Themen wie dieses, nur mithilfe von Videokonferenzen zu informieren, meint Rienzner: „Mir wäre auch lieber, man könnte ein bisschen mehr nach außen gehen.

Letztendlich gelte es, eine gemeinsame Lösung und ein klares Konzept anzustreben, das auch den 70 Prozent der Bürger Rechnung trage, die vor neun Jahren noch gegen eine Umfahrung gestimmt hatten. Ohnehin wolle man laut Rienzner Konzepte nicht ausschließlich für die Olympischen Spiele umsetzen, sondern nachhaltig etwas für die Mobilität in Toblach und dem Pustertal bewirken.

 

Problemkind Höhlensteintal

 

Bei aller Weitsicht, drängen sich Toblach als Tourismusort aber auch akute Probleme auf der Alemagna-Staatstraße im Höhlensteintal auf, einer wichtigen Verkehrsachse zwischen Südtirol und Belluno. Insbesondere der Abschnitt von der Landesgrenze bis zum Dürrensee werde in den Wintermonaten öfters von Lawinen und Muren heimgesucht, bestätigt das Amt für Mobilität. Allein im vergangenen Winter sei die Straße in Summe 15 Tage unpassierbar gewesen. Laut Martin Rienzner sei dies „untragbar – und während eines normalen Winters eine mittlere Katastrophe.“ 

 

Vorgesehen seien also primär Sicherungsarbeiten und Verbauungen, die noch heuer ausgeschrieben und umgesetzt werden könnten. Prüfen wolle man aber auch Möglichkeiten, das Radwegenetz zwischen Cortina und Toblach attraktiver zu gestalten.