Wirtschaft | Kriegsfolgen

Lebensmittel erreichen Höchstpreise

Infolge des Ukraine-Krieges sind die schon vorher hohen Lebensmittelpreise weltweit weiter massiv gestiegen. Arme Länder sind besonders stark betroffen.
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Foto: Pixabay

Nach einem  Rückgang der Lebensmittelpreise in den ersten Monaten der Corona-Pandemie, kam es seit  Mitte 2020  zu einem Anstieg vieler Lebensmittel. Arbeitskräftemangel infolge der Covid19-Krise, Ernteausfälle, aber auch gestiegene Energiepreise haben zur Teuerung beigetragen. Als Folge des Ukraine-Krieges haben die Preise für viele Lebensmittel im März 2022 Höchststände erreicht, wie die neuesten Daten des „Food Preis Index“* der FAO (UNO-Ernährung- und Landwirtschaftsorganisation) zeigen. Im Durchschnitt stiegen die Preise im März 2022, verglichen mit Dezember 2019, um 58%. Im selben Zeitraum verzeichnete der Preis von Speiseölen mit 145% den höchsten Anstieg, an zweiter Stelle folgt der Preis von Getreideprodukten mit 75% vor dem Zuckerpreis mit 42% und dem Preis von Milchprodukten mit 40%. Den geringsten Anstieg verzeichnete  der Preis von Fleischprodukten mit 12%. Zum stärksten Preisschub kam es nach Ausbruch des Ukraine-Krieges. Innerhalb von nur 3 Monaten (Jänner bis März) stiegen die Lebensmittelpreise im Durchschnitt weltweit um 19%, der Preis von Speiseölen verzeichnete im selben Zeitraum einen Anstieg von 39%, der von Getreide 21%, Milchprodukte verteuerten sich um 13% und Fleischprodukte um 8%.

Die Ukraine und Russland gehören weltweit zu den größten Produzenten von Sonnenblumenöl. Fast 2 Drittel der weltweiten Exporte von Sonnenblumenöl und anderen Pflanzenölen aus diesen beiden Ländern. Fast ein Drittel der weltweiten Getreideexporte stammen auch aus Russland und der Ukraine. Auch für Futtermittel, wie Mais, Futtergetreide, Raps und Soja gehören die Ukraine und Russland zu den wichtigsten Exportländern. Infolge des Krieges sind die Schwarzmeerhäfen, von denen die meisten landwirtschaftlichen Produkte aus Russland und der Ukraine exportiert werden, blockiert. Länder, die normalerweise einen großen Teil ihrer Grundnahrungsmittel aus der Ukraine und Russland importieren, müssen ihren Bedarf jetzt auf dem Weltmarkt decken, wo die Verknappung des Angebots hat zu massiven Preissteigerungen geführt hat.

Als Folge des Krieges haben auch die Düngerexporte aus Russland, dem weltweit größten Dünger-Exporteur abgenommen und die Preise auf dem Weltmarkt sind stark gestiegen und haben zu einer weiteren Teuerung landwirtschaftlicher Produkte geführt.

Die jetzt schon knappe weltweite Versorgungslage im Lebensmittelsektor könnte sich noch weiter verschärfen und die Preise noch weiter in die Höhe treiben, da die Aussaat in der Ukraine wegen des Krieges nur eingeschränkt erfolgen kann. Analysten rechnen mit einem Rückgang des Anbaus in der kommenden Saison zwischen 30% und 55%, je nach Pflanzenart.

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Die teils sehr hohen Preissteigerungen im Lebensmittelbereich spiegeln sich auch in der Inflation wider

Im März betrug die geschätzte Inflation in den Euro-Ländern 7,5%. Wenn auch die Energiepreise mit großem Abstand den größten Anteil an der hohen Inflationsrate haben, so tragen auch die stark gestiegenen Lebensmittelpreise zur hohen Inflationsrate bei.

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Die Folgen des Ukraine-Krieges treffen die armen Länder hart

Während die weltweit massiv gestiegenen Lebensmittelpreise alle Länder treffen, ist die Nahrungsmittelkrise besonders für die armen Entwicklungsländer, die stark auf importierte Grundnahrungsmittel angewiesen sind, verheerend. Die FAO befürchtet, dass einerseits die Verknappung von lebenswichtigen Nahrungsmitteln und andererseits die extrem gestiegen Preise in manchen Ländern zu Hungersnöten führen werden. Länder in Afrika, besonders in der Sub-Sahara-Region, im Mittleren Osten und in Asien sind auf Getreidelieferungen aus dem Ausland angewiesen. Fast 30 dieser Länder beziehen über 30% ihres Weizens aus Russland und der Ukraine, für Ägypten, Eritrea, Somalia und den Libanon ist die Abhängigkeit noch viel höher. Die ärmsten Teile der Gesellschaft in diesen Ländern geben in der Regel über 60% ihres Einkommens für Lebensmittel aus und sind deshalb durch die hohen Lebensmittelpreise besonders stark betroffen. Experten befürchten auch soziale Unruhen in Ländern, wie Ägypten, wo die Menschen sich nicht mehr die Nahrung leisten können.

Laut dem UNO-Welternährungsprogramm (UN-WFP) haben die Corona-Pandemie mit Einkommensverlusten und unterbrochenen Lieferketten, Wetterextreme und Ernteausfälle infolge der Klimakrise, sowie Kriege (z.B. Jemen, Äthiopien), dazu geführt, dass die Zahl der Hungernden weltweit auf bis zu 811 Millionen gestiegen ist. Die Verknappung von Getreidelieferungen, sowie die massiv gestiegen Lebensmittelpreise als Folge des Ukraine-Krieges werden die Zahl noch weiter in die Höhe treiben. Experten befürchten vor allem in Ostafrika eine Verschärfung der Hungerkatastrophe.

Nach Einschätzung der Welthungerhilfe wird die aktuelle Lebensmittelkrise zu neuen Flüchtlingsbewegungen aus ärmeren Ländern führen, auch die Migration nach Europa werde als Folge von Hungersnöten zunehmen.

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*Der FAO Food Price Index (FFPI) ist ein Maß für die monatliche Veränderung der internationalen Preise eines „Warenkorbes“ von Lebensmitteln. Er besteht aus dem Durchschnitt von fünf Lebensmittelgruppen-Preisindizes, gewichtet mit den durchschnittlichen Exportanteilen jeder der Gruppen.