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Standseilbahn Schenna Meran

DIE ZUKUNFT VON MERAN BESTIMMT  DIE …….. BAHN
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DIE ZUKUNFT VON MERAN BESTIMMT  DIE …….. BAHN

Nicht lange ist‘s her, da hieß es:

„Kurstadt Meran. wo das Mediterrane das Alpine berührt …….. Natur und Kultur – auf kleinstem Raum und in einer außergewöhnlichen Qualität.…….. Die historische Kurstadt fasziniert durch ihre kultivierte Schönheit, durch Eleganz und Leichtigkeit, Stil und Charakter………. Meran ist ein Ort der Muße, ein Quell der Inspiration, ein Genuss für die Sinne…………. Flanieren, dem Lauf der Passer folgen, spontan verweilen, dem Wasser lauschen, die Bergkulisse bewundern, einen Aperitif genießen und entspannt sein.

Contro corrente: Nur wer gegen den Strom schwimmt, findet die Quelle…….. Wir erfinden uns neu, aber bleiben uns treu.“

Das stand im Jahresbericht 2019 der Kurverwaltung.

Jetzt sind wir im Jahr 2023.  Kaum vier Jahre sind vergangen seit dieser Beschreibung unserer Kurstadt, die genau jene Eigenschaften unserer Stadt hervorhebt, die alle Meraner und die Besucher Merans am meisten lieben.

Nun aber will das scheinbar unwiderrufliche „Standseilbahn Projekt“ den Ton in der Planung der Stadtentwicklung angeben.

Die Standseilbahn Schenna-Meran, gekoppelt mit einem von Ampeln gesteuerten Schnellbussystem für den Massentransport von 1000 Menschen/Stunde soll im Kern unserer Stadt implantiert werden. Menschenmassen wird es damit möglich gemacht die Innenstadt zu überfluten.  Die Kleinstadt-Charakteristik soll durch einen Großstadtcharakter ersetzt werden. Ein Mobilitätszentrum mitten in der Innenstadt. Mit einer Förderkapazität von bis zu 15.000 Menschen am Tag. 

Also weiterhin contro corrente?

Ja.

Aber von nun an, bis heute unvorstellbar,  GANZ anders.

Dem Stadtviertel „historischer Ortskern“, das heute immer noch uneingeschränkt für den Durchzug für jede Art von Verkehrsmittel offen ist, ermöglicht dieses Vorhaben keinen Qualitätssprung. Wir sagen: „Unserer geschichtsträchtigen, in Grün eingebetteten Altstadt darf die Möglichkeit auf qualitative Aufwertung nicht verwehrt werden.“

Seit Jahren kämpfen wir für einen einheitlich gestalteten historischen Ortskern.  „Solange der Theaterplatz, der Rennweg und der Bereich um den Kornplatz bis zum Vinschgauertor vom Verkehr belastet bleibt, wird die Attraktivität der gesamten Altstadt nicht wachsen. Die Neugestaltung der Freiheitsstraße genügt nicht.“ Im Bereich zwischen Theaterplatz und Vinschgauertor klagen die Betriebsinhaber, Dienstleister  und Anrainer seit Jahren über verminderte Sichtbarkeit der Geschäfte und über ein fehlendes attraktives Stadtmobiliar. Sie klagen über die für den Personenfluss ungeeignet schmalen Gehwege, über die  fehlende Sicherheit für Fußgänger und Fahrradfahrer, über schlechte  Luft und einen extremen Lärmpegel. Die Gastronomie leidet unter den unvorteilhaften Bedingungen im Außenbereich ihrer Lokale bei, im ganzen Viertel,  gleich hoher kommunaler Steuer für die Besetzung von öffentlichem Grund.

Die Besucher und Urlauber sagen, in der Fußgängerzone sei es zu voll und im Bereich Theaterplatz - Rennweg störten die hohe Anzahl der Busse, der Durchzugsverkehr, die Lärmbelästigung  und die schlechte Luftqualität.

Wenn in einer Kleinstadt ein öffentliches Transportsystem für den Transport von Massen mitten in die Altstadt gepresst wird, kann es dort keine qualitative Verbesserung geben. Das Fördern von immer mehr Zulauf von Besuchern und Tagestouristen wird unsere Kleinstadt definitiv in nichts anderes verwandeln  als in ein Konsumprodukt für den Massentourismus.

Also wahrhaftig

contro corrente!

gegen den Strom,  der sich heute in Europa „sanfter Tourismus“ nennt.

Unerklärbar und unverständlich.

Und gerade jetzt, wo es definitiv an der Zeit ist, in Bezug auf Tourismus, endlich und unwiderruflich, die Handbremse zu ziehen.

Folgende Ziele will das Vorhaben Standseilbahn erreichen:

Co2 einsparen, dem gesamten Meraner Land einen Mehrwert geben, Verkehr reduzieren und den öffentlichen Transport attraktiv hochwertig und effizient gestalten durch Einsatz eines für die Mitte unserer Kleinstadt überdimensionierten Infrastrukturennetzes, das  Landschaft und kulturelle Ressourcen beeinträchtigen wird.

Dazu behindert dieses Projekt den Ausbau eines kontinuierlichen und attraktiven Fahrradwegenetzes.

Wir wollen Emissionen sparen, fördern aber das einzige emissionsfreie, von den Meranern am liebsten genutzte Beförderungsmittel am wenigsten. Im Masterplan von Meran ist im Rennweg und auch in der Karl-Wolf-Straße ein neuer Fahrradweg vorgesehen, damit ein lückenloses Radwegenetz realisiert werden kann. Wird das Projekt Standseilbahn realisiert, wird der neue Fahrradweg zugunsten eines Schnellbussystems für den Transport für Massen  geopfert.

Auch das bedeutet: contro corrente!

Bei der Planung der Stadtentwicklung das Hauptaugenmerk auf den öffentlichen Verkehr zu setzen ist uns zu wenig, vor allem, wenn als Folge davon  gepflegte Landschaft beeinträchtigt wird, ein Teil der Altstadt geopfert und ein ruhiges attraktives  Wohnviertel zugunsten eines anderen Stadtviertels ihren Charakter aufgeben muss.

Verschobene  Probleme sind „nicht gelöste“ Probleme.

Eine erfolgreiche Stadtplanung sieht den Mensch und Konsument nicht nur als Nummer. Hat man eine Vision, gibt es viele Handlungsfelder.

Welcher Vision für die Stadt Meran folgt das sogenannte Standseilbahnprojekt?

Ob hier überhaupt eine Vision dahinter steckt, das wissen wir nicht.

Was wir sehen sind ausschließlich:

  • Elektrobusse.

die wir selbstverständlich befürworten,  aber die  Streckenführung darf nicht weiterhin die Altstadt belasten.

Deshalb muss zu allererst ein Verkehrsplan her und dann ein Mobilitätsplan, der sich an die Vorgaben eines Stadtentwicklungsplans hält. Das wäre die richtige Reihenfolge.

  • eine Standseilbahn

Bringt sie unseren Bürgern mehr Lebensqualität? mehr Grünflächen? mehr attraktiven Wohnraum? mehr Arbeitsmöglichkeiten?  mehr Bildungseinrichtungen, mehr kulturelle Angebote? fördert sie das touristische Image unserer Stadt?

Nein, sie bringt die Schenner Touristen von Schenna nach Meran und das zu einem sehr hohen Preis.

Die Machbarkeitsstudie „Standseilbahn“ ist nur ein Lösungsvorschlag für einen Teil der heutigen Verkehrssituation von Meran,  mehr nicht.  Diese Rolle sollte sie auch wahrnehmen.   

Lydia Benedetti Hartig, Präsidentin des Stadtviertelkomitees "Historischer Ortskern Meran"

Meran, 10.05.2023

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Profil für Benutzer Martin Tarshito
Martin Tarshito Sa., 13.05.2023 - 14:17

Die hier vorgebrachten Vorbehalte und Argumente kann ich absolut gut nachvollziehen, und ich stimme der Autorin zu.

Leider ist das System zweckgebundener Beitragszahlungen ein Instrument der legalen Korruption, die es nicht nur vor 100 Jahren zu traurigen Ergebnissen gebracht hat.
Es greift wieder "nachhaltig" um sich.

Sa., 13.05.2023 - 14:17 Permalink