Chronik | Gesellschaft und Gewalt

Der Aufruhr

UPDATE: Politiker fordern schärferes Durchgreifen gegen Gewalttäter nach dem am Wochenende in Bozen zwei junge Erwachsene brutalst zusammen geschlagen wurden. Da die Angreifer anscheinend Ausländer waren und die Opfer einer bekannten Bozner Familie angehören, ist aus dem Ereignis ein Politikum geworden.
Foto: Coopbund

Die Rekonstruktion der Ereignisse der Samstag Nacht klingt dramatisch: zwei junge Bozner wurden von einer Gruppe junger Männer, vermutlich Albaner, brutal angegriffen, als eine junge Frau vor Belästigungen durch die Albaner schützen wollten. Sie wurden mit einem Sektkübel niedergeschlagen, mehrfach mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen und bereits am Boden liegend, mit Fußtritten traktiert. Beide mussten mit Verletzungen im Gesicht, Prellungen und ausgeschlagenen Zähnen ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Die Angreifer flüchteten und konnten bislang von der Polizei nicht ausgeforscht werden. Zugetragen hat sich das Ganze in der Nähe des Hotels Sheraton, wo die jungen Leute in dieser Nacht an einem Fest teilgenommen hatten. Es war auch ein privater Sicherheitsdienst anwesend, der die Auseinandersetzung wohl letztendlich auch beendet hat. Warum die Sicherheitsleute die Übergriffe nicht verhindern konnten oder ob sie sie früher hätten beenden können, ist derzeit Gegenstand der Ermittlungen.

In den Medien wurde anschließend von „organisierten Schlägerbanden, vorwiegend aus Albanien“, gesprochen und in der Tageszeitung Dolomiten wurde eine Kampagne „Stopp der Gewalt - Gemeinsam gegen Schlägerbanden“ gestartet. Der Quästor Lucio Caluccio bestreitet allerdings die Existenz von organisierten Schlägerbanden, sondern spricht von Einzelfällen, die unter Alkohleinfluss immer wieder vorkommen.

Dass Bozens Bürgermeister Luigi Spagnolli gestern umgehend Regierungskommissar Valerio Valenti zumThema Sicherheit in der Stadt getroffen hat und heute das Sicherheitskomitee des Landes zusammen tritt, ist ganz offensichtlich dem Umstand geschuldet, dass zwei der Opfer des Übergriffs einer einflussreichen Bozner Familie angehören.
Das Sicherheitskomitee ist das höchste Gremium des Landes zur öffentlichen Sicherheit. In ihm sitzen neben den Verantwortlichen sämtlicher lokaler Ordnungskräfte auch Bozens Bürgermeister Spagnolli sowie Landeshauptmann Durnwalder.

UPDATE:Die Freiheitlichen haben auf einer Pressekonferenz ein schärferes Vorgehen gegen ausländische Gewalttäter und den Ausbau der Videoüberwachung gefordert. Außerdem sollten private Sicherheitsfirmen mehr Kompetenzen erhalten und ein "permanenter Sicherheitstisch" eingerichtet werden. Auch die SVP will die Sicherheit im Land erhöhen und dafür die Überwachung ausbauen. Bereits am Montag will die Landesregierung über konkrete Maßnahmen beraten. Auch andere Parteien haben sich mit ähnlichem Tenor zu Wort gemeldet.

Derweil ist auf Facebook und den Kommentarseiten lokaler Medien ein wahrer Sturm des Ausländerhasses losgebrochen, mit rassistischen Parolen, die dem Faschismus und dem Nationalsozialismus entlehnt sind, und auch strafrechtliche Relevanz haben. Chefredakteur Toni Ebner will trotzdem keine Stellungnahme zur von der Tageszeitung Dolomiten gestarteten Kampagne "Stopp der Gewalt" abgeben. Er gibt lediglich zu Protokoll, dass man sich auch vor den Ereignissen vom Wochenende mit dem Thema jugendlicher Gewalttäter auseinander gesetzt habe.

Zum Stand der Ermittlungen gibt es derzeit ebenfalls keine neuen Erkenntnisse. Die Opfer des Übergriffs seien in ein Zeugenschutzprogramm aufgenommen worden, weshalb ihre Identität geschützt werden müsse.

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no name Mi., 12.06.2013 - 14:37

Schade, es ist wie Mateo sagt und es ist erschreckend. Da haben x Südtiroler BürgerInnen sündteure Kurse in gewaltfreier Kommunikation und Therapie social absolviert, da gibt es street worker, Sozialdienste, eigens ausgebildete Spezialeinheiten, security ecc. und dann gibts Schlägereien unter Alkohol, Drogen ecc. ( auch nicht in den Griff zu kriegen) und wir sind wieder im dritten Reich. Povera Italia. Zum Glück nutzen die Freiheitlichen die Gunst der Stunde, die Friedensengel.

Mi., 12.06.2013 - 14:37 Permalink
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Thomas Kobler Mi., 12.06.2013 - 15:29

Ich finde es erschreckend, wie wenig Menschen gegen diese offensichtlichen Missstände ihre Stimme erheben. Ich musste mich wegen meine Profilbildes bereits als gewalttätiger Schläger bezeichnen lassen. Mich schockiert nicht etwa der blanke und hohle Rassismus und die immer wiedekehrende gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit dieser Ewiggestrigen und Ungebildeten, mich schockiert viel mehr, dass die gebildete, akademische Schicht in diesem Land nicht gemeinsam gegen solche Missstände auftritt. Wir werden in Meran in den nächsten Stunden eine gemeinsame Stellungnahme verfassen. Hier werden sich neben dem ost-west-club, dem Kulturverein integration-rock, der sh.asus Wien, auch das Rock the Lahn-Festival und die Antifa Meran beteiligen.

Mi., 12.06.2013 - 15:29 Permalink
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Martin Urteiler Mi., 12.06.2013 - 17:44

Die aktuelle Dolomiten- Kampagne zeugt mal wieder von der überwältigenden Medienmacht des Athesia-Konzerns. Kaum widerfährt -zur Abwechslung- mal jemandem aus der „famiglia“ Unrecht, besteht plötzlich Handlungsbedarf (wobei gewalttätige Übergriffe wirklich zu verurteilen sind).
Die Ebners müssten mal mit 1000€ im Monat auskommen, dann würds vielleicht auch mal ne Kampagne für die Belange der Arbeiter, Familien und sozial Schwachen geben, anstelle von Wirtschaftslobbyismus, Ausländer- Hetze und Pseudo-Moralismus.

Mi., 12.06.2013 - 17:44 Permalink
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Sebastian Felderer Do., 13.06.2013 - 06:49

Antwort auf von Martin Urteiler

Martin, du sprichst mir aus dem Herzen.
Aber aus dem Weinbergweg wirst du hören, wievielen d i e Arbeit geben, wieviele Familien ihretwegen eine Existenz haben. Die Handelkammer hat sogar einen Präsidenten, ihretwegen und jeden Tag geschieht in Südtirol genau das, was zu geschehen hat, ihretwegen. Ich habe aber von Tag gesprochen, nicht von der Nacht. Doch in der Nacht da schlafen doch alle ..... wenigstens die, welche bei Tag gearbeitet haben und totmüde ins Bett gefallen sind.

Do., 13.06.2013 - 06:49 Permalink
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no name Do., 13.06.2013 - 07:07

Antwort auf von Martin Urteiler

Das ist es ja eben, genau wie schon zu den Aussagen zum Thuniversumskönig beschrieben (Tagung nchhaltiges Wirtschaften). Die Elite kann sich nicht mehr vorstellen, wie es so ist, mit 1.000 € im Monat (und weniger hör ich von RentnerInnen), wie der Hass sich vergrößert, weil Wenige fast alles und Viele fast nichts besitzen. Darüber hat Marx schon eingehend berichtet, aber deshalb brauchen wir keinen Kommunismus, nur eine wirkliche Demokratie, die sozusagen an Südtirol vorbeigetragen worden...vom armen Bauernlandl zur postmodernen, überbürokratisierten Oligarchie unter dem Mäntelchen des Sozialstaates. Da hat der Neid nahrhaften Boden und Neid ist die destruktivste Kraft von allen. Man hätte sich an der Schweiz orientieren sollen, denn da gibt es klare Regeln, die gelten für alle.

Do., 13.06.2013 - 07:07 Permalink
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Sebastian Felderer Do., 13.06.2013 - 07:56

Antwort auf von Martin Urteiler

Ich habe einem armen Teufel bei uns im Dorf öfters 1000 Lire gegeben. Leider hat er sie immer versoffen. Einmal war ich ohne Tausender, habe ihm 5000 Lire geschenkt. Sagt er: "Das ist nun aber eine Überdosis!". So geht es mir bei dir heute, geschätzte Weiss Heid. Schieß langsam, aber kontinuierlich!

Do., 13.06.2013 - 07:56 Permalink
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gorgias Mi., 12.06.2013 - 20:15

Ich kann mich noch gut an einem Fall erinnern wo in einem Bozner Stadtviertel eine aufgebrachte Menge einen ausländischen Straßenkehrer verfolgte und er von der Polizei gerettet werden musste weil jemand ein Gerücht in die Welt setzte er hätte sich an Kinder in der Nachbarschaft vergriffen.
Später wurden die Anführer dieses Mobs, eine Gruppe von Müttern, wegen dieses Vorfalls rechtskräftig verurteilt.

Vor ca. einem Montag habe ich in der Ausgabe von April des Brixner über einen Vorfall gelesen, wo zwei jugendliche Ausländer mehrere Gewaltstraftaten ausübten. Am Ende spitzte sich die ganze Sache mit einem weiteren Vorfall zu, wo Sie einem jugendlichen Opfer eine Glasflasche über dem Kopf gehaut haben.
Im Brixner befindet sich ein Interview wo Vater, Mutter und das Opfer anonym interviewt werden.
Interessant ist unter anderem auch was auf folgende Frage geantwortet wird:"Wird Ihrer Meinung nach darüber nicht öffentlich gesprochen aus der Angst heraus, man könnte dadurch die Ausländerfeindlichkeit schüren?"

http://www.brixner.info/de/archiv/liste-aller-jahrgaenge.html
Ausgabe April 2013, Seite 10

Mi., 12.06.2013 - 20:15 Permalink
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no name Mi., 12.06.2013 - 21:52

Antwort auf von gorgias

Ja, das ist es ja eben. Man darf die Dinge nicht mehr beim Namen nennen und auch nicht mehr am Kragen packen...wenn jemand sich barbarisch verhält, gehört er hergebremst, ohne wenn und aber, egal wer's ist und woher er kommt und was er grad geschluckt hat, das ist Zivilisation. Es ist die Angst vor der Zivilcourage die alles behindert und im Geheimen die Blüten der Gewalt wachsen lässt. Wenn heute eine LehrerIn (das wird Dir beonders gefallen) ein Kind, das sich aufführt wie ein Terrorist schief anschaut, hat sie/er (...) schon eine Anzeige hängen und muss sich rechtfertigen. Es gibt keine Gewaltfreiheit, es gibt nur einen zivilisierten Umgang mit sozial untragbaren Verhaltensweisen und je früher man konsequent dagegen angeht, desto wahrscheinlicher ist die Verbesserung der Lebensqualität für alle. Wehret den Anfängen steht doch schon in einem ganz alten Buch....

Mi., 12.06.2013 - 21:52 Permalink