Gesellschaft | Überwachung

Sicherheit vs. Freiheit

Wie viel Überwachung müssen wir uns leisten und welche Freiheiten wollen wir uns bewahren? Diese Frage stellt man sich beim KVW Pustertal.
Überwachungskameras
Foto: Pixabay

Sommerzeit ist Ferienzeit – und oft auch Einbruchszeit. Wenn viele Menschen im Urlaub und ebensoviele Wohnungen und Häuser leer sind, haben Einbrecher oft leichte Hand. Aber auch gut gefüllte Hotels sind häufig ein beliebtes Ziel für Kriminelle. Das hat man in jüngster Zeit auch im Pustertal erfahren müssen. In gleich drei Hotelbetriebe wurde Anfang Juli eingebrochen und die Hotelsafes entwendet.

Laut Medienberichten soll nun in den Pustertaler Gemeinden und Dörfern die Videoüberwachung aufgerüstet werden – als Mittel gegen Einbrüche, aber auch Vandalenakte. Beim KVW Pustertal wirft das einige Fragen auf. Dort sagt man sich: “Sicherheit ist ein hohes Gut – Freiheit aber auch!”

In einer Stellungnahme schreibt der Vorsitzende des KVW-Bezirks Pustertal, Karl Heinz Brunner:

“Es gibt Einbrüche aber auch Akte des Vandalismus usw., die uns in unseren Gemeinden ärgern und mitunter Schaden und Verunsicherung hervorrufen. Derartige Vorfälle gab es früher, gibt es heute und wird es wohl auch in Zukunft geben. Das ist ärgerlich und natürlich möchten wir uns dagegen wehren und das ist auch unser gutes Recht! Aus der Tagespresse entnehmen wir, dass die Bürgermeister im Pustertal jetzt in allen Dörfern – vornehmlich bei den Dorfeinfahrten – in Summe über 100 Kameras aufstellen und u.a. alle Autos erfassen wollen. Das Projekt soll 1,5 Millionen Euro Steuergeld kosten, wobei die Hälfte über das Land und die Hälfte über die Gemeinden finanziert werden sollen. Die Angelegenheit wird federführend von der Bezirksgemeinschaft vorangetrieben.

Hier wird viel Geld in die Hand genommen und das, obwohl die aktuellen ASTAT-Daten zeigen, dass die angezeigten Straftaten und zwar auch im Bereich der Diebstähle und der Sachbeschädigungen bezogen auf Südtirol seit Jahren stabil sind und letzthin eher zurückgehen. Internationale Studien lassen auch am Erfolg der Kameras zumindest im Hinblick auf die Prävention Zweifel aufkommen.

Wir als KVW im Bezirk Pustertal möchten aber vor allem die Frage stellen, ob wir in unserem Tal wirklich alle bei jeder Fahrt überwacht werden wollen? Wer hat Zugriff auf die Daten? Wie lange werden sie aufbewahrt? Rechtfertigt unsere aktuelle Sicherheitslage überhaupt einen derartigen Eingriff in unsere Grundrechte als freie Bürger*innen?

Wir fordern mit Nachdruck, dass die Bevölkerung nicht nur über diese Themen informiert wird, sondern bei derartig wichtigen Fragestellungen eine umfassende Information erfolgt und dann gemeinsam mit den Bürger*innen abgewogen wird, wie viel Überwachung wir uns leisten müssen und welche Freiheiten wir uns bewahren wollen.”

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Karl Trojer Mo., 15.07.2019 - 09:56

Mir graut vor der Vorstellung, man könnte durch mehr Überwachung den Bürgern ein besseres Leben bescheren. Es ist die Angst, die aus einer Maus einen Elephanten phantatiert, die uns lähmt. Die Pflege zwischenmenschlicher Beziehungen kann uns davon, durch gegenseitigen Resekt und Wertschätzung der Verschiedenheiten, befreien.

Mo., 15.07.2019 - 09:56 Permalink
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G. P. Mo., 15.07.2019 - 13:26

Ich frage mich, was die mehr als hundert Kameras an den Dorfeinfahrten bewirken sollen? Da werden täglich Kennzeichen von tausenden Autos erfasst. Was passiert z. B. nach einem Einbruch? Werden alle Autohalter identifiziert und befragt? Unmöglich. Was passiert mit ausländischen Kennzeichen? Sind die Einbrecher überhaupt mit dem eigenen Wagen "angereist"?
Für mich gaukeln die Kameras nur eine scheinbare Sicherheit vor.

Mo., 15.07.2019 - 13:26 Permalink