Kultur | Salto Afternoon

Unter die Haut

Astrid Gamper stellt seit Freitag ihre vielschichtig überlagerten Zeichnungen im Stadtmuseum Klausen aus. Mit "winzigen Stückchen", die "alles zudecken, umhüllen"...
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Foto: Salto.bz

In ihren jüngsten Werken überlagert Astrid Gamper ihre großformatigen Zeichnungen mit Papierschichten, die sie auf und um die Körper legt um sie dann stellenweise wieder zu entfernen. In diesem intensiven Bearbeitungsprozess zwischen Auftragen und Ablösen, zwischen umhüllen und verletzen zeigt sich für die Künstlerin die Empfindsamkeit und Verwundbarkeit des Lebens und unserer menschlichen Existenz

Nicht weil ich „denke“, sondern weil ich „fühle“


Offensichtlich wandelt Astrid Gamper das cartesianische Ich-Bewusstsein ins Sinnliche um, denn - um dieses zu ergründen - geht sie selbst „unter die Haut“. Das birgt viel Gefahr in sich, viel Verletzbarkeit, aber es ist nun mal eine schonungslose Welt, in die ihre Gestalten „geworfen“ sind.

Was da erschaut wird, ist ein Prozess der Wahrnehmung, ein Ergründen der Häutungen als gefühlte Schichten des Bewusstseins, vom Körper freigelegt oder ihm entrissen.

Anders gesagt: In ihrem natürlichen Wesen verunheimlicht, sich selbst entfremdet, sehnt sich die Kunst danach, ins Körperhafte einzudringen. Das gelingt ihr bei Astrid Gamper schichtenweise, dramatisch-bildhaft, indem sie der Natur von außen „an und in“ den Leib rückt.

Vertieft man sich in das Geflecht der unter Hochspannung entladenen Strichführung, so wird man gefesselt im Erschaudern der eigenen Blöße vor der Zerbrechlichkeit dieser schutzlos preisgegebenen Gebilde. Das Schöne dieses Konfliktes aber ist: Er wird zum sinnlich sinnhaften Ereignis.

... schreibt Georg Demetz in einem einleitenden Text zur Ausstellung.


Astrid Gamper, geboren 1971 in Brixen, studierte in Freiburg und Pforzheim/Deutschland Grafik und Modedesign. Sie lebt und arbeitet seit 2000 in Klausen.

 

 

mit winzigen Stückchen

alles zudecken, umhüllen

einem Flickenteppich gleich

um offene Stellen zu kitten

und glatt zu streichen

und mit dem zusammen zu wachsen,

was drunter liegt   

um dann wieder

Teile davon los zu lösen

neu zu ordnen,

ihnen eine andere Richtung zu geben

und dabei aufmerksam werden

und empfindsam

für die Veränderungen

und Verwandlungen,

die das Leben bereit hält