Chronik | Mobilität

Der bestrafte Schüler

Ein Schüler wird im Bus bestraft, da er seinen Ausweis nicht im Original, sondern nur als Foto auf dem Handy bei sich hat. Der Sinn hinter der Aktion ist fraglich.
SAD/LiBUS
Foto: SAD/LiBUS

Ein fünfzehnjähriger Junge fährt am Sonntagmorgen gegen 9 Uhr mit einem Linienbus der Libus von Bozen nach Völs. Er steigt in den Bus, stempelt sein Abo+ ab und setzt sich hin. Die ganze Fahrt über verschwendet er keine Gedanken über die Rechtmäßigkeit seiner Fahrt. Kurz bevor der Junge in St. Konstantin aussteigen möchte, betritt ein Kontrolleur den Linienbus. Er kontrolliert den Fahrschein jedes Fahrgastes und gleicht ihn mit dem Personalausweis ab. Denn er möchte sichergehen, dass die Fahrgäste im rechtmäßigen Besitz eines Fahrscheines sind. Der Junge ist immer noch ruhig. Er hat zwar seinen originalen Personalausweis nicht dabei, doch sicherheitshalber hat er ein Foto seines Ausweises auf seinem Handy. Doch der Kontrolleur will von diesem Foto nichts wissen. Er erklärt, dass er eine Kopie der Identitätskarte akzeptieren würde.  Ein Foto derselben aber nicht ausreichend ist, um zu bezeugen, dass das Abo + wirklich auf den Jungen ausgestellt ist.  Als der Junge schließlich aus dem Bus steigt, ist er in Besitz eines Strafzettels. Grund dafür ist die Fahrt ohne Ausweis und somit ist auch das Abo + des Schülers nicht gültig. Er muss innerhalb von 5 Tagen eine Strafe in Höhe von 10€ an die Libus GmbH überweisen, ansonsten steigt das Ausmaß des Strafgeldes an.

Auf Nachfrage verweist die SAD  auf die Gesetzeslage in Südtirol, der zufolge alle Personen ab 14 Jahren einen Ausweis neben ihrem Fahrschein mithaben müssen, damit sie ordnungmäßig im Nahverkehr unterwegs sind. Ansonsten sei zu Recht mit einer Strafe zu rechnen, erklärt man bei der SAD.

Die Libus GmbH stellt den Sinn der momentanen Gesetzesregelung selbst in Frage, rechtfertig das Verhalten ihres Kontrolleurs aber damit, dass dieser nur nach dem Gesetz gehandelt hat. Denn das Landesgesetz sieht den Personalausweis als einzig gültige Identifikationsmaßnahme vor. Die Libus Gmbh ist ein Zusammenschluss verschiedener kleiner und mittelgroßer Busunternehmen in Südtirol und somit eine der großen Konzessionäre neben der SAD und SASA für den Südtiroler Nahverkehr. Florian Baumgartner, Libus-Geschäftsführer, berichtet: "Wir erachten den originalen Personalausweis als einzige Identifizierungsmaßnahme auch als wenig sinnvoll, müssen uns aber an die Landesgesetze halten. Die Kontrolleure üben nur ihren Beruf aus. Wir haben schon öfters an einen Alternativvorschlag gedacht, man könnte beispielsweise das Abo+ ähnlich wie einen Skipass gestalten. Mit integriertem Foto. Somit könnten all diese Problematiken aus dem Weg geräumt werden.“ 

Für Anregungen für eine Neuregelung dieser in gewisser Weise absurden Gesetzeslage kann man sich an das Amt für Personenverkehr wenden, vielleicht können dadurch in Zukunft Strafen dieser Art vermieden werden. Denn besonders in Zeiten der Digitalisierung, die mittlerweile in alle Lebensbereiche Einzug genommen hat, sollte man bereit sein Regelungen zu lockern, Alternativen zu finden und eine sinnlose Bestrafung der Bürger zu vermeiden.

Ein Blick über den Brenner nach Österreich zeigt, dass es auch anders geht. So wird im öffentlichen Nahverkehr in Wien nur das Mitführen eines gültigen Fahrscheins kontrolliert. Außerdem ist es möglich, falls man im Besitz eines Semestertickets der Wiener Öffis ist und dieses zufällig nicht bei sich trägt, dieses nachzureichen und somit der Strafe von 103 € für Schwarzfahren zu entkommen. 

 

 

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pérvasion Mi., 13.09.2017 - 10:26

"Ein Blick über den Brenner nach Österreich zeigt, dass es auch anders geht. So wird im öffentlichen Nahverkehr in Wien nur das Mitführen eines gültigen Fahrscheins kontrolliert."
Also können in Wien (überspitzt) Erwachsene mit einem Kinderticket fahren, weil das Alter nicht überprüft wird?

Mi., 13.09.2017 - 10:26 Permalink
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Oskar Egger Do., 14.09.2017 - 10:51

Es ist so absurd, wenn man bedenkt, wie viele Menschen momentan absolut ticketlos unterwegs sind und wie vielen Anfeindungen/Anpöbelungen und Drohungen Busfahrer und Kontrolleure ausgesetzt sind.

Do., 14.09.2017 - 10:51 Permalink