Gesellschaft | Hofburggarten Brixen

Statt eines Leserbriefs

Die Medienkonzentration und deren Auswirkungen kann man zwar täglich erkennen, selbst betroffen ist man seltener. Zum Glück gibt es salto.bz.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Hofburgarten Brixen 2018: Wer führt, die Gemeinde Brixen oder die Tourismusgenossenschaft?
Foto: Initiative Offener Hofburggarten

Vorbemerkungen:

Mathilde Grünfelder und Walter Kircher von der Initiativgruppe Offener Hofburgarten Brixen waren beim "Brixner" zum Interview. Sie fanden die Fragen durch Willy Vontavon, dem Chefredakteur der Brixner Bezirkszeitschrift, extrem unausgewogen und unfair. Das Ergebnis erschien im "Brixner" 343 auf Seite 12‒18 unter dem Titel "Ein einfacher Obstgarten". Besonders deutlich kann man Unterschiede erkennen, wenn man es z.B. "Mit Herz und Verstand" dem Interview mit Paula Bacher (Nr. 342) oder mit "Sicherheit und Stabilität" mit LH Arno Kompatscher (Nr. 341) vergleicht. 
Bewohner von Brixen und Umgebung finden die Zeitschrift monatlich im Briefkasten, andere müssen auf die online-Version zurückgreifen und dabei den flashplayer zulassen und wie in der gedruckten Version viel Werbung ansehen.

Weil der "Brixner" bei Leserbriefen nur 2000 Zeichen zulässt und erst nach einem Monat klar ist ob ein Leserbrief überhaupt ins Heft kommt, folgt nun der ungekürzte Text als Replik an Willy Vontavon. Der "Brixner" hat dennoch die Möglichkeit mit dem eingesendeten kürzeren Leserbrief zu zeigen, wie unabhängig er ist.

Leserbrief an die Brixner:

Chefredakteur Willy Vontavon stellt bereits in der Überschrift zum Interview fest, dass „die Attribute ihrer Ziele (unserer Initiativgruppe) jenen von André Heller äußerst ähnlich sind.“ Da hat er wohl nicht richtig zugehört: Sie könnten nicht verschiedener sein. Heller sieht eine aufwendige Touristenattraktion mit kostenpflichtigem Eintritt vor. Wir setzen uns für einen einfachen Bürgerpark mit freiem Eintritt ein.

Das Interview ist voller Suggestivfragen, die mit ihrer subjektiven Haltung Walter Kircher und Mathilde Grünfelder „bewusst etwas in die Enge“ treiben sollen. Dieses unsachliche Interviewverfahren ist kein seriöser Journalismus, der vor allem die Meinung der Interviewten zur Geltung bringen sollte und nicht die Ansichten des Fragestellers. Besonders unzulässig ist Vontavons „Meine Meinung“ am Ende des Interviews, als sein letztes Wort. Darauf konnten die beiden Befragten nicht mehr antworten.

Gegen dieses unfaire Vorgehen stellt die Initiativgruppe klar:

Vontavon vergleicht die Unterschriftensammlung der Initiativgruppe mit der Diskussion um die Seilbahn auf die Plose und unterstellt, dass die Initiativgruppe „interessanterweise aus dem selben Umfeld wie damals“ entstammt und die „Gesellschaft spaltet“. Damit diskreditiert er einerseits die Bürger der damaligen Aktion und übersieht andererseits völlig, dass hier seriöse und renommierte Persönlichkeiten Brixens mit einer Reihe junger Bürger gemeinsam agieren. Es passt wohl der Rathaus-Mehrheit nicht, wenn mündige Bürger eine andere Meinung äußern – das ist demokratisch und hat mit Spaltung nichts zu tun – weder bei der Seilbahn noch beim Hofburggarten.

Unsere Demokratie wird von gewählten Repräsentanten regiert. Von ihnen, den Gemeinderäten, muss erwartet werden, dass sie auf die Stimmen derer hören, die sie gewählt haben und künftig evtl. nicht wiederwählen werden. Und dass sie ihre Entscheidungen transparent treffen. Das ist zur Planung des Hofburggartens von der vorangegangenen Stadtregierung geschehen – bei der überraschenden Beauftragung Hellers jedoch nicht. Die Vorschläge Hellers sind in Gremien diskutiert worden, deren Zustimmung angenommen werden konnte. Bisher zeigt sich die Stadtregierung unzugänglich für bedenkenswerte Argumente einer großen Anzahl Brixner Bürger. Ihnen wirft Vontavon dreist mangelnde Projektkenntnis vor. In der Initiativgruppe befinden sich Fachleute, die Pläne lesen können und auch etwas von den zu erwartenden Kosten des Hellerprojektes verstehen. Die Abstimmung im Gemeinderat war dagegen ein unverantwortlicher Vorgang – wie kann ein für das Geld der Bürger verantwortliches Gremium ohne Kostenkenntnis einem Projektvorschlag zustimmen?

Wir widersprechen der Ansicht Vontavons, dass das Projekt Heller „viel mehr Gemeinsamkeiten mit den Vorstellungen der Initiativgruppe“ habe „als sie selbst es sich heute vorstellen könne“. Hier tritt eine Anmaßung zutage, die von den Einwänden der Bürger nichts verstanden hat und mit voreingenommener Haltung nichts verstehen will. Nochmals, Herr Vontavon, zum gut Hinhören: Heller will eine aufwändige teuer veredelte Touristenattraktion gegen Eintritt für zahlende Gäste und die Initiativgruppe ist für einen einfachen zutrittsfreien Park als öffentlichen Stadtraum für alle Brixner Bürger.

Initiativgruppe Offener Hofburggarten

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Andreas Gottli… Do., 13.09.2018 - 08:36

Man kann gespannt sein, wie die Stadtregierung, der Gemeinderat und vor allem die Bevölkerung reagieren wird, wenn die bisher nicht vorgelegten Kosten für das Hellerprojekt öffentlich werden. Als Architekt und Fachmann für Kosten beim Bauen schätze ich, dass der Hellergarten in der Errichtung einen zweistelligen Millionenbetrag erfordert. Besonders hoch werden sich die Kosten für den Unterhalt des Gartens herausstellen. Am höchsten werden sich die Kosten darstellen, wenn der Hellergarten als modisches, zeitgebundenes Touristenevent nicht mehr attraktiv erscheinen wird und die Gäste fernbleiben. Dann wird sich spätestens für die Gemeinde Brixen die Frage stellen, was dann mit dem Hofburggarten geschieht: geht die Planerei dann wieder von vorne los? Was wird ein Umbau kosten? Leider sind dann die für den Hellergarten Verantwortlichen nicht mehr greifbar und hoffentlich längst abgewählt. Es bleiben die Bürger, die solche Fehlentscheidungen mit ihren Steuergeldern bezahlen müssen. Schönen Dank auch, Bürgermeister Brunner und Konsorten!
Andreas Gottlieb Hempel 13.09.2018

Do., 13.09.2018 - 08:36 Permalink
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kurt duschek Sa., 22.09.2018 - 18:11

Es freut mich zu lesen, dass es immer mehr Bürger gibt, die sich nicht alles vorschreiben lassen und ihren Unmut klar zum Ausdruck bringen. Interessant finde ich den hier beschrittenen Weg der Veröffentlichung eines Leserbriefes in Form eines Artikel in einem anderen Medium. Bin gespannt wie Chefredakteur Willi Vontavon vom "Brixner" reagieren wird. Wäre ja schön, wenn er hier dazu Stellung beziehen würde. Als Chef eines, wenn auch kleinen "Blattl's", sollte er schon antworten. Das Thema Hofgarten und freie Meinungsäußerung interessiert uns alle.

Sa., 22.09.2018 - 18:11 Permalink