Umwelt | Tourismus

Stille Wasser

Die Grünen wollten in einer Landtagsanfrage erfahren, wieviel die Hotel-Schwimmbäder und Saunalandschaften an Wasser verbrauchen. Die Antwort: Es gibt keine Daten dazu.
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Foto: Andreas Marini
In drei Absätzen wird die Problematik treffen zusammengefasst.
Hanspeter Staffler, Brigitte Foppa und Riccardo Della Sbarba schreiben in der Vorbemerkung zur Anfrage, die sie Ende Juli im Landtag hinterlegt haben:
 
„In den vergangenen Jahren hat landesweit die Anzahl von Saunalandschaften und Schwimmbecken sei es in Tourismusbetrieben als auch im privaten Bereich enorm zugenommen. Entsprechend ist auch der Trinkwasserbedarf in vielen Gemeinden deutlich gestiegen, sodass es bereits in der Vergangenheit immer wieder zu Trinkwasserknappheit gekommen ist.
Bei der derzeitigen Hitze- und Dürreperiode verstärkt sich die Wasserknappheit im Allgemeinen und die Trinkwasserknappheit im Speziellen, was Meldungen aus dem ganzen Land bestätigen.
Der erhöhte Wasserbedarf für Freizeit- und Tourismusanlagen verschärft die Trinkwasserknappheit für die Bevölkerung, was angesichts der zurzeit herrschenden und der zukünftigen extremen Wetterlagen nicht hingenommen werden kann.“

Danach folgen fünf konkrete Fragen. So wollen die grünen Landtagsabgeordneten erfahren, wie hoch sowohl der durchschnittliche Wasserbedarf pro Tag und in Südtirol ansässiger Personen als auch jener für Touristen ist. Man ersucht dabei um eine Übersicht der Jahre 2011 bis 2021.
 
 
 
Zudem aber stellen Sie die Frage, wie hoch der Wasserbedarf für Sauna- und Schwimmanlagen in Tourismusbetrieben ist. Dabei ersuchen die Anfragesteller um eine Gegenüberstellung zum Trink- und Gebrauchswasser des Jahres 2019 bezogen auf die Tourismusbetriebe. Ebenso wollen die drei Landtagsabgeordneten wissen, wie hoch ist der Wasserbedarf für Sauna- und Schwimmanlagen im privaten Bereich ist.
Gibt es Konzepte, eine sparsamere Wassernutzung für Freizeit- und Tourismusanlagen mit höheren Gebühren oder ähnlichen Maßnahmen zu steuern?“, ist die letzte Frage des Trios Staffler, Foppa, Dello Sbarba.
Vor drei Tagen hat der zuständige Landesrat Giuliano Vettorato auf die grüne Anfrage geantwortet. Aus der Antwort geht hervor, dass die Landesverwaltung und -politik, weder Zahlen noch Daten vorlegen kann. Konkret: Man hat keine Ahnung, wieviel Südtirols Wellnessanlagen an Wasser verbrauchen.
Die Betreiber öffentlicher Trinkwasserversorgungsanlagen lesen alljählich die Wasserzähler ihrer Kunden ab. Mit Hilfe dieser Daten ermittlen sie den Tarif, der sich aus einem Grundbetrag und einem verbrauchsabhängigem Teil zusammengesetzt und womit die Kosten der Trinkwasserversorgung gedeckt werden sollen. Die Gemeinden verfügen damit über den Jahresverbrauch ihrer Abnehmen. In den gemeindespezifischen Tarifordnungen laut DLH 29/2017 wird zumeist aber nur zwischen Haushalten und Nichthaushalten unterschieden. Damit lassen die Daten keine Aussage zu, ob es sich um einen Hotelbetrieb, eine Metzgerei oder eine andere gewerbliche Einrichtung handelt“, schreibt Landesrat Vettorato.
Das Resümee: „Die Beantwortung der Fragen 1-4 könnte daher nur mit einer eigens zu beauftragenden Studie erfolgen.“
 
 
 
Aus der Antwort geht indirekt hervor, dass man diese Daten und Zahlen lieber nicht kennen will. Denn eines ist von vornherein klar. Eine genaue Aufschlüsselung des Wasserverbrauchs würde in den meisten Fällen zu einem eklatanten Ergebnis führen. Nämlich einem völlig überdimensionierten Verbrauch auf Seite der Südtiroler Tourismusbetriebe.
Landesrat Giuliano Vettorato macht in seiner Antwort aber dennoch eine interessanten Fingerzeig. Dort heißt es: „Die Gemeinden haben gemäß Art. 9 des DLH 29/2017 grundsätzlich die Möglichkeit, eine zusätzliche Kategorie mit erhöhten, verbrauchsabhängigen Tarifklassen einzuführen. Diese kann auch pro Bett gestaffelt sein.
Die große Frage ist jetzt aber: Welche Südtiroler Gemeinde hat diese gesetzliche Bestimmung bisher umgesetzt?
Die wahrscheinliche Antwort: Keine.

 

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Stefan TAFERNER Mo., 12.09.2022 - 12:14

Die Grundlage, dass im Vergleich 2019 - 2020 das Abwasser und deren Klärung bis zu 80% gesunken ist sollte eine solche Studie vorantreiben. Natürlich war diese geringe Abwassermenge nur zeitlich bedingt, aber ein gestaffelter, zweckgebundener Wasserverbrauch sollte geregelt werden.

Mo., 12.09.2022 - 12:14 Permalink
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Christoph Bart… Di., 13.09.2022 - 12:13

Die Anlage von Speicherbecken für den Wintertourismus in nicht mehr schneesicheren „Schnee“-Gebieten und fortdauernde Genehmigungen von privaten Whirpools/Schwimmbecken sind in Zeiten des Klimawandels/Wassernotstands zumindest fragwürdig, wenn nicht ein Verbrechen an Natur, Flora und Fauna, den Lebensgrundlagen. Die Verordnung zum Wassernotstand, das Verbot des Wässerns privater Gärten (das scheinbar nicht überall überwacht wird), stellen sich als verdeckte Subvention für die Privatwirtschaft (Beherbergungsgewerbe) dar. Es ist allgemein bekannt, dass ein „Gast“ — KonsumentIn von eben diesen Dienstleistungen —statistisch das 1,5-2fache einer/s Einwohner/in an Wasser verbraucht.

Di., 13.09.2022 - 12:13 Permalink