Gesellschaft | Pflegekräfte

„Die Unsichtbaren“

Die Betreuung von Pflegebedürftigen spielt in der heutigen Gesellschaft eine immer wichtigere Rolle. Wir fordern mehr Rechte durch den neuen Arbeitsvertrag in diesem Bere
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: Fabio Petrini

Vor Kurzem wurde der seit vier Jahren abgelaufene nationale Arbeitsvertrag für die Beschäftigten in der häuslichen Pflege, wie Hausangestellte, oder Familienbetreuer von Kindern und älteren Menschen, unterzeichnet.

Laut Statistiken des ASTAT sind in diesem Bereich 6.000 Beschäftigte beim NISF/INPS der Provinz Bozen gemeldet, davon 92% Frauen. Wenn man den nationalen Statistiken Glauben schenken kann, die von mehr als 50% irregulär Beschäftigten ausgehen, dürften es aber auch in unserer Provinz einige mehr sein.

Die Mehrzahl (61%) dieser Personen stammt aus EU Ländern, weitere 31% aus Nicht-EU Ländern. Sie verrichten unverzichtbare Tätigkeiten, die heute aus unserem Sozialwesen nicht mehr wegzudenken sind. Es handelt sich dabei um vielfältige Tätigkeiten. Sie umfassen nicht nur die Raumpflege und andere traditionelle Hausarbeiten, sondern auch die Betreuung von Kindern, von Senioren und von pflegebedürftigen Personen.

Besonders die Betreuung von Pflegebedürftigen spielt in der heutigen Gesellschaft eine immer wichtigere Rolle und zwar nicht nur für die pflegebedürftigen Personen selbst, sondern auch für deren Familien. Man darf nicht vergessen, dass die Alterung unserer Gesellschaft kontinuierlich zunimmt und heute in Südtirol bereits 90.000 Menschen leben, die über 65 Jahre alt sind. 11.000 Personen die pflegebedürftig sind, werden in Südtirol zu Haus betreut.

Weil ihre Anzahl allerdings ansteigen wird, muss man sich heute schon Gedanken machen, wie und mit wem man diesen steigenden Bedarf an Pflegehilfen abdecken kann.

Die steigenden Lebensstandards und Bildungsniveaus in den osteuropäischen Ländern könnte den Zustrom von Pflegehilfen aus diesen Ländern künftig drastisch senken. Außerdem darf man auch das Durchschnittsalter der in diesem Bereich tätigen Arbeiter/innen, - die Hälfte sind älter als 50 Jahre (Tendenz steigend) - nicht vergessen.

Diese Hilfskräfte sind für die Familien mit pflegebedürftigen Personen eine erschwingliche Lösung, die nicht nur den zu Pflegenden zu Gute kommt, sondern auch den Familien eine bessere Organisation und mehr Flexibilität ermöglicht. Auch generieren sie, durch ihre Tätigkeit, auf nationaler Ebene einen Mehrwehrt von fast 18 Milliarden Euro.

In den letzten Jahren hat der Staat die Verwaltung des Sozialen zunehmend an die Familien delegiert. Die Familien sind somit zu Arbeitgebern geworden, die jährlich etwa 7,1 Milliarden ausgeben und dem Staat so mindestens 10,9 Milliarden an Kosten abnehmen, die der Staat in Falle einer Unterbringung der zu Hause betreuten alten Menschen in einer öffentlichen Einrichtung übernehmen müsste.

Diese Beschäftigten verdienen sich mehr Sichtbarkeit in unserer Gesellschaft. Das seit langem geforderte Berufsalbum und kontinuierliche Fortbildung würden dies ermöglichen und zu gleichen Teilen den Pflegebedürftigen, den Familien und den Beschäftigten zu Gute kommen. Der neue ab 1.Oktober gültige Kollektivvertrag ist ein erster wichtiger Schritt in diese Richtung.

Josef Lazzari