Kultur | Salto Afternoon

Forza Maggiore

Leander Schwazer zeigt neue und frühere Arbeiten in einer Einzelausstellung in Bozen. Ein rascher Rundgang durch die Galerie mit dem Künstler.
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Foto: Alessandro Casciaro art gallery

„Wie mit der Natur leben? Wie in der Natur leben? Wer besiedelt wen?“ Diese Fragen stellt sich der Künstler Leander Schwazer, wenn er über eine der beiden Arbeiten spricht, welche er gemeinsam mit einem Hornissenschwarm gefertigt hat. „Im Grunde“, sagt er, „ist es eine unmachbare Arbeit“. Dennoch hat er sie gemacht, in einer Gemeinschaftsproduktion Mensch-Tier. „Die Kunst muss sich von der Vorstellung entfernen, dass ein Einzelner, ein Genius, etwas hervorbringt,“ betont er. „Es benötigt immer den Dialog mit anderen Menschen oder anderen Lebensformen. So ist dieses Werk sicher auch eine Kritik am Einzelnen.“


Die dritte Einzelausstellung von Leander Schwazer läuft seit einigen Tagen in der Galerie von Alessandro Casciaro in Bozen. Sie trägt den Titel Forza Maggiore und zeigt „die konsequente Weiterentwicklung der textilen Zugänge im Werk des Künstlers.“ Seit Jahren beschäftigt sich Schwazer mit Leinwänden aller Art. „Dieses Gefühl, dass der Hintergrund in den Vordergrund drückt, das interessiert mich“, erzählt er und zeigt auf eines seiner Bilder mit einem Waldmotiv und einem eingebauten Schnitt in der Bildmitte. „Natürlich interessiert mich auch die Geschichte der zerrissenen Leinwand und die Frage dazu: Welche Durchblicke ermöglicht sie?“ 
Den Besucher*innen begegnen in der Ausstellung auch immer wieder bunte und frohe Blumen-Bilder, deren Titel mitunter an Schlagersongs erinnern. „Titel und Werk sind bei mir immer zwei verschiedene Sachen“ argumentiert der Künstler, „die meisten Titel weisen nicht darauf hin, was gezeigt wird, sondern sie weisen auf den Konflikt hin, der daraus entsteht.“


Zu sehen ist auch eine Videoarbeit, bei der Leander Schwazer von einem abwesenden Grund aus, Schuhe durch die Luft fliegen lässt. Es hat den Anschein, als hätten die Schuhe ein Eigenleben entwickelt, würden voraus gehen, ganz ohne Menschenbeine, schwerelos und ausgestattet mit einer unbegreifbaren Forza Maggiore. Am Ende ist es vielleicht einfach nur: Kunst.

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Klemens Riegler Di., 12.10.2021 - 17:56

... „Wie mit der Natur leben? Wie in der Natur leben? Wer besiedelt wen?“ ... typisch Schwazer ... und authentischer gehts eh kaum. Schwazer lebt das was er mit seiner Kunst ausdrückt. Und das ist nicht bei allen Künstlern so!

Di., 12.10.2021 - 17:56 Permalink