Sergio Mattarella, presidente, Repubblica
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Politik | Quirinal

Mattarella kündigt Rückzug an

Der Staatspräsident erklärt seinen Ausstieg aus der Politik.

Jenen, die es noch immer nicht wahrnehmen wollten, hat es Sergio Mattarella nun in unmissverständlicher Form mitgeteilt: er denke nicht daran, für ein zweite Amtszeit zu kandidieren. Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, dass ein 80-jähriger nicht für eine siebenjährige Amtszeit kandidiert. Doch Italiens Politik folgt selten den Regeln der Logik. Mattarella berief sich bei seiner Erklärung auf einen seiner Vorgänger: Giovanni Leone, Staatsoberhaupt von 1971 bis 1978. Der Christdemokrat habe schon in seiner Botschaft an die Abgeordnetenkammer vorgeschlagen, eine Wiederwahl des Staatsoberhauptes auszuschließen, weil sie den Grundsätzen der Verfassung widerspreche. Mattarella hatte bereits vor einigen Monaten beim Besuch einer Schulklasse in Turin seine Absicht erklärt, in den Ruhestand zu treten. Die Parteien hatten diese Erklärung schlichtweg ignoriert. Das Staatsoberhaupt war ein zu bequemer Kandidat, der in seiner Ausgewogenheit den meisten Parteien in den Kram passte und die Zustimmung eines grossen Teils der Bevölkerung genießt. Nun dürfte das toto-presidente wieder von vorne beginnen.

Seit Wochen werden ständig neue Namen ins Spiel gebracht - die meisten sind ehemalige Regierungschefs wie Romano Prodi, Giuliano Amato oder Paolo Gentiloni. Zu denKandidatinnen gehören Justizministerin Marta Cartabia und Kammerpräsidentin Elisabetta Casellati. Die Tageszeitung Il fatto quotidiano entblödete sich zu einer Unterschriftensammlung für die KZ-Überlebende und Buchautorin Liliana Segre, die den Vorstoss sofort ablehnte: "Ho 91 anni e non capisco niente di politica."

Es wäre freilich längst an der Zeit, eine Schriftstellerin oder verdiente Universitätsprofessorin in den römischen Quirinalspalast zu wählen. Doch der Weg dahin scheint lang und steinig. Die Prophezeiung des Corriere della Sera: "Con un parlamento balcanizzato e senza una regia, la corsa diventerebbe una lotteria.". Nach welcher Logik eine solche Wahl funktioniert, zeigt u. a. die Warnung der Überläufer-Truppe aus Forza-Italia, Coraggio Italia, die von Giovanni Toti angeführt wird und über 27 ehemalige Forza-Italia-Abgeordnete verfügt: "Siccome veniamo sistematicamente fatte fuori nelle realtà locali, vorrà dire che ci terremo le mani libere sul Quirinale."