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Im Zeichen der Zeichnung

Gute Besucherzahlen, Kunst von Paul Flora und Gabriela Oberkofler – die Tiroler Landesmuseen präsentieren ein „stabiles Ergebnis auf hohem Niveau“.
Ausstellung Flora
Foto: Foto: Wolfgang Lackner

Bereits 13.163 Besucher haben sich die Ausstellung Paul Flora.Karikaturen im Innsbrucker Ferdinandeum angesehen. Insgesamt war das Museumsjahr 2016 in Nordtirol mir über 329.000 Besucherinnen und Besucher durchaus erfolgreich. Das Tiroler Volkskunstmuseum, wo gegenwärtig die Künstlerin Gabriela Oberkofler ausstellt, besuchten im vergangenen Jahr rund 48.000 Personen.

 

Flora und seine Zeit

Zwischen 1957 und 1971 zeichnete der aus dem kleinen Glurns im Obervinschgau stammende Paul Flora über 3.000 Karikaturen für Die Zeit. Zudem war er für andere internationale Zeitungen als Karikaturist tätig. Nüchtern, humoristisch bringt er seine spitzen politische Beobachtungen zu Papier. Sogar der Schriftsteller Erich Kästner war von Flora begeistert, vermittelte Flora an Galerien und schreibt ihm ein gelungenes Vorwort für einen Katalog. Umgekehrt illustriert Flora Kästners Kriegstagesbuch Notabene 45
Die Ausstellung in Innsbruck stellt Floras Karikaturen nicht nur in einen zeithistorischen Kontext, sondern bindet sein Schaffenswerk in einen passenden künstlerischen Rahmen.

In den nächsten Wochen gibt es drei Extra-Termine zur Ausstellung. Am Sonntag 15. Jänner bietet das Ferdinandeum ab 11 Uhr eine Führung durch die Ausstellung, am Sonntag 29. Jänner, ebenfalls um 11 Uhr, hingegen eine Themenführung, die primär den politisch-geschichtlichen Hintergrund zu Floras Karikaturen zu erklären versucht und nebenbei aufzeigt, weshalb manche Karikaturen heute überraschend aktuell wirken. Am 26. Jänner wird eine literarische Auseinandersetzung mit Paul Flora geboten. Unter dem Titel Der Augenbaum und andere Geschichten, liest der österreichische Schriftsteller Alois Hotschnig ausgewählte Passagen aus seinen Schriften:

Wer eine Zeichnung Paul Floras betrachtet, der liest eine Geschichte, dem wird eine Geschichte erzählt“

Hotschnig hat seit 1989 etliche Bücher, Erzählungen und Romane veröffentlicht, erhielt mehrere Auszeichnungen für sein literarisches Schaffen, zuletzt den Anton-Wildgans-Preis (2009) und den Gert-Jonke-Preis (2011).

 

Zeichnende Flora-Preisträgerin

Den Paul-Flora-Preis 2014 erhielt hingegen die im kleinen Jenesien aufgewachsene Künstlerin Gabriela Oberkofler. Sie ist im Tiroler Volkskundemuseum zu sehen und zeigt unter dem Titel Prekäre Leben bis zum 26. März ihre erste museale Präsentation in Nordtirol.
Studiert hat Oberkofler an der University of Visual Arts, Corner Brook, Neufundland, an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen und an der Staatlichen Akademie für Bildende Kunst in Stuttgart. Sie lebt und arbeitet in Stuttgart, ab und zu auch in Jenesien.

Die Künstlerin zeichnet Tiere und Naturmotive, in einem langen, fast bildhauerischen wie meditativen Zeichnungsprozess lässt sie filigrane Strukturen entstehen. Als inhaltliche Anregung für die Ausstellung und Ausgangspunkt für die Serie Votivfiguren hat sich Oberkofler mit dem Bereich Das prekäre Leben der Dauerpräsentation beschäftigt. Dort wird auf die existentiellen Hoffnungen und Sorgen der Menschen mit Themen wie Schwangerschaft, Geburt, Leben und Tod eingegangen – aber auch wie der Mensch versucht, die Kontrolle darüber zu gewinnen.