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Demeter Landwirte in Südtirol

Erfreulicher Trend: Südtiroler Landwirte haben Interesse an der biologisch dynamischen Anbauweise
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Am 26. Jänner startete die vierte Auflage des Einführungskurses in die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise mit hochkarätigen Referenten. In der besonderen Atmosphäre des Klosters Marienberg verbrachten die 22 Teilnehmer aus ganz Südtirol drei intensive Tage. Unter den Teilnehmern waren auffallend viele Jungbauern und –bäuerinnen. Arnold Lochmann, langjähriger Lehrer an der Waldorfschule Meran, wies die Teilnehmer darauf hin, dass es verschiedene Ebenen der Wirklichkeit gebe: Dem Mineralreich entspreche die Ebene der Materie, alles Lebendige unterliege aber zusätzlichen Gesetzmäßigkeiten, bei Tieren käme die seelische Komponente hinzu, während beim Menschen vor allem die Individualität wirksam sei. Dr. Uli König, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Forschungsrings für Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise, legte in seinen Ausführungen vor allem Wert auf die Bodenfruchtbarkeit und eine optimierte Düngung mit sorgfältig hergestelltem Kompost. Andreas Dichristin, Demeter-Weinbauer aus Kaltern, unterstrich, dass jeder Fleck Erde anders sei und eigentlich nur der Bauer wissen könne, wie er die darauf wachsenden Pflanzen optimal pflegen könnte. Dabei sei es wichtig, dass man sein Augenmerk nicht auf die Symptombekämpfung richte, sondern die Pflanzen selbst stark mache, so dass sie widerstandsfähiger gegen schädliche Einflüsse von außen würden. Klaus Visintin, biodynamischer Obstbauer aus Leifers, war für die praktischen Aspekte zuständig. Er betonte die Wichtigkeit eines ganzheitlichen Betrachtens: Um gute und reiche Frucht zu erhalten müsse man die ganze Pflanze, den Boden, im Prinzip die gesamte Erde und den Kosmos im Auge behalten. Auch sei es wichtig, dass der Bauer sich wohl fühle auf seinem Grund und Boden.

Interview mit dem Teilnehmer Klaus Oberhofer, Obstbauer und Obstsafthersteller aus Latsch:

F: Klaus, was hat dich bewogen, den Einführungskurs zu machen?

A: Bei der Studie von biologischen Versuchen sind mir immer die Erfolge im biodynamischen Anbau aufgefallen: bessere Böden, Humusaufbau, mehr Bodenleben, robustere Bäume und bessere Produkte. Einige Maßnahmen habe ich in den letzten Jahren versucht umzusetzen. Da alle zwei Jahre in Südtirol der Einführungskurs gemacht wird, habe ich mich entschlossen daran teilzunehmen.

F: Wie kam dir der erste Block vor? Was hat dich beeindruckt?

A: Der Kurs gibt einen guten Einblick in die biodynamische Landwirtschaft, er bringt die verschiedenen Teilnehmer auf den gleichen Wissensstand. Neu war sicherlich die geistige Sichtweise der Landwirtschaft und die Eurythmie (Bewegunskunst, im Kurs zur „Übersetzung“ von abstrakten Inhalten in körperliche und seelische Erfahrung eingesetzt. d. R.). Weiters hat mich die Führung mit Abt Markus im vorbildlich restaurierten Kloster beeindruckt.

F: Du wirtschaftest seit bald 20 Jahren organisch-biologisch. Was erwartest du dir von der Biodynamik?

A: In den letzten Jahren wurde mir bewusst, dass bei meiner Arbeit auch andere Einflüsse wichtig sind. So habe ich bestimmte Arbeiten nach der Konstellation der Gestirne ausgerichtet, eigene Versuche bestätigten sich. Da ergeben sich zwangsläufig Fragen, was passiert da oben. Ebenso sind beim Boden nicht nur die Nährstoffe wichtig, sondern auch Durchwurzelungstiefe, Bodenluft, Wasserhaltevermögen, Mykorrhiza, Regenwurmdichte uvm. Die Biodynamik versucht diese Themen aufzuzeigen.

F: Du bewirtschaftest einen mittleren Betrieb (Apfelanbau und Apfelsafterzeugung) im Vinschgau: Da gibt es viele Sachzwänge. Glaubst du wird es einfach sein die biodynamischen Maßnahmen umzusetzen?

A: Die gute biologische Praxis wird sicherlich beibehalten. Durch die Erfahrung der letzten Jahrzehnte haben wir einen tollen Betrieb aufgebaut. Die biodynamischen Maßnahmen werden wir versuchen ressourcenschonend im Betriebsablauf miteinzubauen, um die Produktqualität zu steigern. Beim Apfelsaft sind wir bereits auf einem Toplevel, internationale Gold- und Silberprämierungen bestätigen dies. Es bedarf sicher viel Wissen, Erfahrung und gute Organisation um alle Maßnahmen umzusetzen.

F: Hast du vom Kurs schon etwas mitgenommen, das du auf deinem Betrieb umsetzen willst?

A: Ja, ich habe viele Ideen. Aber wichtig ist das "TUN". So wie die "alten", oft belächelten Biobauern durch ihr TUN aufgezeigt haben, dass es auch anders geht.

Interview mit  der Teilnehmerin Julia Stampfer aus Kaltern:

F: Julia, du bist mit 23 eine der jüngsten Teilnehmerinnen. Wie bist du zu diesem Kurs gekommen?

A: Mein Vater hat einen Obst- und Weinbaubetrieb und ich helfe dort schon länger mit. Wir arbeiten dort schon biodynamisch und so habe ich beschlossen den Kurs zu besuchen. Später möchte ich den Betrieb weiterführen.

F: Wie hast du den Kurs erlebt?

A: Am Anfang fühlte ich mich so richtig ins kalte Wasser gestoßen. Doch der Kurs war gut aufgebaut, nach den Grundlagen wurde es immer konkreter und praktischer, da zog sich ein richtiger roter Faden durch.

F: Hat dir die Praxis viel gebracht?

A: Wir arbeiten zu Hause ja schon biodynamisch, aber das war eben das tolle, dass ich hier am Kurs das wieso und warum der Techniken und der Präparate gelernt habe.

F: Der erste Block des Kurses ist ja soeben beendet, der zweite findet im Februar statt. Konntest du aus dem ersten schon etwas mitnehmen?

A: Ja das Thema „Tiere am Hof“: ich werde mir Hühner richten. Das ist schon fix geplant.

Interview mit dem Landwirrt und Referenten Klaus Visintin, biodynamischer Obstbauer aus Leifers:

F: Klaus, du warst Referent beim Kurs, wie hast du die „Anfänger“ erlebt?

A: Es war ein buntes Teilnehmerfeld, von 20 bis 70 Jahren, bis zur Olivenbäuerin war alles vertreten.  Die Teilnehmer waren sehr interessiert, sie freuten sich, nach den theoretischen Ausführungen einen Praktiker vor sich zu haben, das war ganz wichtig.

F: Du bist jetzt seit zehn Jahren Demeterzertifiziert. Wenn du zurückdenkst: Siehst du einen Unterschied zwischen dir damals und den jungen heute?

A: Ich hatte damals nicht viel Ahnung von der Biodynamik. Ich kam aus der konventionellen Landwirtschaft, fuhr nach Deutschland zum Umstellerkurs, da war alles ganz neu. Die heutigen Umsteller haben teilweise schon organisch-biologisch gearbeitet, viele sind technisch super drauf, und sind auch schon sehr informiert gekommen. Ich habe ein gutes Gefühl bei ihnen.

F: Warum sollte jemand diesen Weg der Landwirtschaft gehen?

A: Schwierige Frage.. Ich denke unsere Anbauweise ist interessant für Leute die etwas mehr suchen als die üblichen wissenschaftlich-technischen Erklärungen und Anleitungen, eine ganzheitliche Sicht der Dinge. Ich finde die biodynamische Landwirtschaft ermöglicht eine tiefere Beziehung zum eigenen Betrieb, zum eigenen Boden als das vielleicht woanders möglich ist.