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Der Astrophysiker und die Simpsons

David Gruber ist für ein innovatives Lehrkonzept prämiert worden: Er darf eine Woche in den USA verbringen – und wird dabei eine astronomische Premiere erleben.
Simpsons & Astronomie
Foto: web

Wie viel Astronomie kommt in “Die Simpsons” vor? Es gibt wohl nicht viele, die sich diese Frage schon einmal gestellt haben. David Gruber gehört zu diesen Wenigen. Nun hat der Astrophysiker und wissenschaftliche Mitarbeiter im Planetarium Südtirol in Gummer einen ganz besondere Chance erhalten.

Alles begann im Sommer 2016. Durch Zufall stieß Gruber während einer Recherche auf der Homepage der IPS – der Internationalen Planetariums-Gesellschaft, die weltweit 700 Mitglieder in 35 Ländern zählt – auf einen Wettbewerb. Zum ersten Mal war “A Week in the US” für Planetariums-Mitarbeiter aus der ganzen Welt damals ausgeschrieben worden. Zielstellung: neue und innovative astronomische Lehreinheiten für Schüler und Lehrpersonen einerseits und die Öffentlichkeit andererseits ausarbeiten. “Ich habe mir gedacht, ich versuch’s einmal”, erinnert sich David Gruber heute und machte sich daran, ein Konzept auszutüfteln. Dieses scheint bei der internationalen Fachjury gut angekommen zu sein. Denn seit Kurzem steht fest: Der Südtiroler Astrophysiker ist unter den Gewinnern des Wettbewerbs.

Monde und “Die Simpsons”

Für eine Woche darf der 32-Jährige im kommenden August nach Casper im US-Bundesstaat Wyoming reisen. Im dortigen Planetarium, das von rund 13.000 Schülern vom Vorschulalter bis hin zum Highschool-Abschluss besucht wird, wird er seine ausgearbeiteten Unterrichtseinheiten präsentieren. “Darin geht es um die Monde unseres Sonnensystems”, sagt Gruber im Gespräch mit salto.bz, “denn diese werden normalerweise in der Schule nicht ausführlich thematisiert, obwohl sie teilweise um einiges interessanter sind als die Planeten”. Für seinen öffentlichen Vortrag, den er ebenso im Planetarium in Casper halten wird, hat sich Gruber auch vom britischen Physiker und Autor Simon Singh beziehungsweise dessen Buch “Homers letzter Satz: Die Simpsons und die Mathematik” inspirieren lassen.

“Jemandem das Thema Astronomie näherzubringen schafft man am besten, indem man einen Bezug zum Alltag herstellt”, ist Gruber überzeugt. Sein Einfall basiert daher auf der US-Kult-Zeichentrickserie schlechthin. “Ich habe mich gefragt, wie viel Astronomie wohl in ‘Die Simpsons’ vorkommt”, sagt der Astrophysiker. Tatsächlich gebe es gar einige der inzwischen über 600 Simpsons-Folgen, in denen das Thema behandelt werde – “teilweise richtig, aber teilweise auch falsch”, weiß Gruber. Ausgehend von der Art und Weise wie astronomische Phänomene in der Zeichentrickserie aufgegriffen werden, wird er versuchen, den Zuhörern im Planetarium von Casper die Wissenschaft zu vermitteln.

Astronomische Premiere für den Astrophysiker

Eine einmalige Chance für den Südtiroler Astrophysiker: “Ein solcher Vortrag wäre hier bei uns gar nicht möglich, allein aus rechtlichen Gründen, da das Bildmaterial von ‘Die Simpsons’ bei öffentlichen Vorträgen gar nicht gezeigt werden darf. In den USA ist das anders. Dort dürfen die Ausschnitte sehr wohl in der Öffentlichkeit gezeigt werden, wenn sie bildungstechnischen Zwecken dienen.” Die 8.000 US-Dollar, die andernfalls pro Minute anfallen würden, erspart sich Gruber daher. “Natürlich freue ich mich”, verrät er. Nicht nur, weil er mit dem Gewinn Anerkennung für eine Arbeit, die er gern macht erhalten hat, sondern auch, weil er während seines Aufenthaltes in Wyoming Zeuge eines ganz besonderen astronomischen Ereignisses wird. Ende August findet über dem Nordpazifik eine totale Sonnenfinsternis statt, deren Kernschatten auch über Wyoming fallen wird. “Ich hatte mir schon überlegt, privat in die USA zu fahren, denn ich habe noch nie in meinem Leben eine totale Sonnenfinsternis beobachtet”, meint David Gruber. Doch auch die hohen Flugpreise hätten ihn schließlich zögern lassen. Nachdem er erfahren hat, dass er unter den Gewinnern des IPS-Wettbewerbs ist, freut sich Gruber nun doppelt. “Und der Flug ist schon gebucht”, lacht er.