Gesellschaft | ICE-HL Finals 2021

Auf dem Zahnfleisch

Der HCB musste mit dem 0:6 eine herbe Niederlage wegstecken. Das Lazarett lässt auch für die nächsten Spiele wenig Hoffnung zu. Sind die Foxes so meistertauglich?
HCB
Foto: Credits: Facebook HC Bozen - Bolzano Foxes

Der HCB Südtirol Alperia trifft heute (ab 19:30) im zweiten Spiel der Best-of-7-Serie im Finale um die Karl Nedwed Trophy der österreichischen ICE Hockey League auf den in dieser Saison ewigen Gegner EC-KAC aus Kärnten. Ein Match, bei dem wohl auch bei einer Niederlage noch keine Vorentscheidung nach dem auf dem Papier desaströsen 0:6 in der Eishalle gefallen sein dürfte (vier von sieben Spielen müssen gewonnen werden, um sich den Titel zu sichern); nichtsdestotrotz könnte es richtungsweisend dafür sein, ob der zweifache Champion mit der aktuellen Personallage überhaupt meistertauglich ist.

Die Verletzten- und Gesperrtenliste der Cracks aus der Talferstadt ist zwar nicht sonderlich lang, aber prominent. Karl Stollery wird dieses Jahr die Schlittschuhe wohl schon an den Nagel gehängt haben. Seit sieben Wochen steht der frühere NHL-Spieler schon nicht mehr zur Verfügung.

 

Achillesferse Offensive

 

Doch die momentane Achillesferse stellt gar nicht die Defensive dar, wie man nach einer 0:6-Pleite vermuten möchte, es hakt in der Offensive. Coach Greg Ireland musste in den letzten Spielen Kreativität beweisen, lies die Personaldecke im Sturm nicht wirklich die Möglichkeit zu, vier volle Sturmlinien aufzubieten. Am meisten schmerzt wohl der Ausfall von Mike Halmo. Nach einem brutalen Check, bei dem Ali Wukovits der Vienna Capitals Verletzungen davonzog, muss der Kanadier vier Spiele passen, zwei hat er bisher erst abgesessen. Wenn alles schiefläuft, wird auch für Halmo die Saison schon vorbei sein.

Marco Insam ist seit den Halbfinals auch im Lazarett wiederzufinden. Obwohl die Verletztenliste damit noch nicht abgeschlossen ist, keimt bei zwei Spielern ein wenig Hoffnung auf, zumal mit Dustin Gazley mit 50 Scorerpunkten ein absoluter Leistungsträger wieder zum Kader stoßen könnte. Zusammen mit Domenic Alberga absolvierte der Italoamerikaner bisher einige Trainingseinheiten, zeigt sich erstaunlich fit und könnte die so wichtige Option für Ireland in der Offensive darstellen.

Denn wenn es beim letzten Spiel ordentlich Sand im Getriebe gab, waren es neben dem rabenschwarzen Tag von Goalie Leland Irving die harmlosen Angriffslinien der Bozner, die den Kärntnern das Spiel von Drittel zu leichter machten. Während die Österreicher mit eiskalter Effizienz und dank eines wie so oft hervorragend aufgelegten Nick Petersen zu glänzen wussten, konnten die Foxes aufgrund einer bärenstarken Defensive des Gegners und eigenem Unvermögen nur von Mal zu Mal ein laues Lüftchen vor dem Kärntner Tor fabrizieren.

 

Reicht das Selbstbewusstsein?

 

Was man Irving im Bezug zur Offensive vorhalten könnte, ist aber die Tatsache, dass der Coach nicht auf das zur Verfügung stehende Spielermaterial zurückgriff. Zwar hatte er mit den Grödnern Patrick Tommasini und Diego Glück zwei äußerst unerfahrene Ableger der Alps Hockey League als kurzfristige Aushilfskräfte in der Hinterhand, jedoch hätte der blutleere Auftritt der restlichen Offensive zumindest ein Minimum an Eiszeit gerechtfertigt.

Die Grödner werden beim zweiten Spiel der Serie nicht mehr auf der Bank Platz nehmen. Dieses Mal wird Ireland laut sportnews.bz auf zwei Talente aus Fassa setzen, Leonardo Felicetti und Davide Schiavone sind mittlerweile zum Team gestoßen.

Zusammengefasst: Der HCB Südtirol Alperia kriecht momentan auf dem Zahnfleisch. Ein Sieg heute wäre zwar nicht mit einer Überraschung gleichzusetzen, nichtsdestotrotz steht eine zweite Niederlage gegen stark aufspielende Kärntner ob der prekären Personallage im Raum. Die Quoten dürften ganz klar für den KAC sprechen, zumal dieses Mal, wenn auch vor leeren Rängen, in Klagenfurt gespielt wird. Doch sollte es zu einer Niederlage kommen, wird vor allem das Wie in den Vordergrund rücken. Eine weitere Klatsche wie am Sonntag könnte den sonst so mentalitätsstarken Boznern das Selbstbewusstsein ordentlich ankratzen, was schlussendlich auch bei entspannteren Verhältnissen rund ums Personal einen nicht zu unterschätzenden Faktor für den Rest der Serie darstellen könnte.