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Trennkost - ist das noch aktuell?

Diese Ernährungsform basiert auf der Annahme, dass Kohlenhydrate und Eiweiß nicht gleichtzeitig verstoffwechselt werden können.
Proteinreiche Mahlzeit
Foto: (c) seema Miha (c) unsplash

Wie so Vieles kommt auch die Idee der Trennkost aus Amerika. Bereits vor 100 Jahren hat dort ein Arzt namens Hay aufgrund einer eigenen Erkrankung die Theorie entwickelt, dass der menschliche Körper Kohlenhydrate und Eiweiß nicht gleichzeitig verdauen kann. Dementsprechend basiert die Idee der Hayschen Trennkost darauf, genau diese zwei Nahrungsbestandteile nicht in einer Mahlzeit zu sich zu nehmen.

Es wird bei dieser Form des Essens beispielsweise kein Fisch mit Kartoffeln oder Putengeschnetzeltes mit Reis gegessen.

Gleich zu Beginn kann hier gesagt werden, dass durch zahlreiche Untersuchungen in den letzten Jahren diese Theorie widerlegt wurde. Im Gegenteil: es gibt sogar Kohlenhydrat-Eiweiß-Kombinationen, die für uns Menschen besonders hochwertig sind. Dazu zählt Kartoffel(-brei) mit Ei oder zum Frühstück Müsli mit Milch oder Joghurt.

Trotzdem kann man, wenn man sich an den Richtlinien der Hayschen Trennkosten orientiert, sein Essverhalten sehr positiv verändern.

Denn neben dem getrennt Essen von Kohlenhydraten und Eiweiß gibt es noch eine Reihe weiterer Regeln. So heißt es beispielsweise, dass Gemüse und Obst bevorzugt roh verzehrt werden soll. Dass hat unbestritten den Vorteil, dass es keinen Verlust von Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen durch Erhitzen gibt. Ebenso gehen bestimmte Mineralstoffe und Spurenelemente nicht durch den Kochvorgang im Wasser verloren. Da hier generell zu einem hohen Verzehr an Gemüse und Obst geraten wird, steigt auch die Aufnahme der für die Verdauung wichtigen Ballaststoffe an.

Ebenso sollen Lebensmittel, die zur Kohlenhydrataufnahme verzehrt werden, aus komplexen Kohlenhydraten bestehen: Vollkornreis, Vollkornbrot, Vollkornnudeln.

Auch wird in der Haysche Trennkost dazu geraten, nur biologisch angebaute oder produzierte Lebensmittel zu verwenden. Allein das bewirkt schon eine Veränderung des Bewusstseins dahingehend, was und wieviel ich esse.

Gerade für Menschen, die Gewicht verlieren wollen oder sollen, kann das Einhalten der Regeln der Trennkost für den Moment hilfreich sein. Denn tatsächlich überwiegen die Vorteile bei einem starken und damit gesundheitsgefährdenden Übergewicht, wenn temporär eine Trennkost durchgeführt wird.

Welche Regeln der Trennkost helfen bei einer Gewichtsreduktion?

Verzehre nur, was zur Erhaltung des Lebens nötig ist! Das ist eine klare Ansage zur Reduzierung der Kalorien.

Eine weitere Regel lautet, dass VOR jeder Hauptmahlzeit eine Portion rohes Obst oder Gemüse gegessen werden soll, um schneller ein Sättigungsgefühl zu haben und in Folge nicht so viel von der kalorienhaltigen Mahlzeit zu essen.

Laut Dr. Hay soll man auch immer in Ruhe und langsam essen.

Tatsächlich kann man bei strikter Einhaltung der Trennung von Kohlenhydraten und Eiweiß bestimmte klassische Dickmacher nicht essen: Käsekuchen, Sahnetorte, gesüßter Joghurt, Pizza, Pasta mit Fleischsoße. Gerade das Weglassen solcher Mahlzeiten unterstützt das Vorhaben, Gewicht zu verlieren.

Und zum Abnehmen auch eine wichtige Regel in der Trennkost lautet, nach 18 Uhr nichts mehr essen. Hält man diese Regel ein und frühstück erst um 7 Uhr am folgenden Tag, hat man eine Esspause von 13 Stunden. Diese lange Pause kurbelt den Fettstoffwechsel an, denn der Körper braucht auch in diesen Stunden Energie zum (über-) leben. Wenn man ihm diese nicht durch Nahrung zuführt, muss er sich die Energie von seinen Reserven, den Fettdepots holen.

Heute kann man sagen, dass die ursprüngliche Idee der Trennkost wissenschaftlich widerlegt ist. Auch ist nachgewiesen, dass sich diese Form der Ernährung eher weniger für Kinder, Schwangere und Stillende eignet, da es unter Umständen zu gewissen Mängeln kommen kann. Diese Mängel können bei Folsäure, Kalzium, Magnesium, Eisen, Selen, Jod und Omega-3-Fettsäuren auftreten.

Temporär kann die Trennkost eine Hilfe zur Gewichtsreduktion sein. Sie sollte aber nicht über einen zu langen Zeitraum durchgeführt werden.