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Memento

Kleiderbügel, Upcycling und Design: Die Ausstellung Memento ist auf Südtirol-Tour. Ein Interview mit Professor Kuno Prey.
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Foto: Nicolò De Biasio

Gestern war die Fakultät für Design und Künste der Uni Bozen am Kalterer Marktplatz präsent, heute haben Sie Ihre Zelte am Sandplatz in Meran aufgeschlagen. Im Rahmen der 20-Jahr Feier der Freien Universität Bozen stellten die Studierenden der Fakultät Design und Künste Memento vor. Auch Professor Kuno Prey war vor Ort; im Interview schildert er das Projekt.

 

Was ist Memento?

Memento ist ein aus Kleiderbügeln konstruierter Bilderrahmen. Die Idee stammt von Francesco Feltrin. Als entschieden wurde, dass die Fakultät für Design und Künste ein Projekt in Kaltern, Meran und Bruneck präsentieren sollte, kam mir die Idee, am Thema „Souvenir“ zu arbeiten. Memento eignete sich dafür. In Ergänzung zum Bilderrahmen, realisierte Francesco jeweils neun Stempel mit den verschiedenen Wahrzeichen der Städte. Auf Papier kann man nach Lust und Laune sein individuelles Bild in mehreren Farben gestalten und stempeln, im Kleiderbügel-Rahmen einrahmen und gegen eine freiwillige Spende als Souvenir und Erinnerung mit nach Hause nehmen.

Memento ist ein Versuch, die Universität und ihre Projekte raus in die Welt zu tragen und den Leerraum zwischen Universität und der Bevölkerung zu füllen.

An wen geht die freiwillige Spende des Memento-Projekts?

An die Familie Gruber, deren Vater Karl Gruber im April 2016, im Martelltal unter einer Lawine tödlich verunglückt ist. Durch die „zornigen Witwen“, ein Aufruf zum Verantwortungsbewusstsein der Extremsportler ihren Familien gegenüber, bin ich auf die Familie Gruber aufmerksam geworden.

 

 

Wie entstand das Projekt?

Memento ist Teil eines Projektes vom Sommersemester 2015. Als ich im Rahmen der 20-Jahr Feier nach einem möglichen Projektbeitrag der Fakultät für Design und Künste gesucht habe, versuchte ich ressourceneffizient zu arbeiten und kam auf das Kleiderbügel-Projekt. Damals kam die Firma Salewa auf uns zu. Sie hatte gerade ihr Logo geändert und musste deshalb unzählige Kleiderbügel mit dem alten Logo ausrangieren. Wir nutzten die Gelegenheit: 56 Studierende widmeten sich auf theoretischer als auch praktischer Ebene dem Thema des Upcyclings in der Kunst- und Designwelt. Aus den alten Kleiderbügeln entstanden die verschiedensten Objekte: Küchenutensilien, Kleinmöbel, eine Kinderwiege, Klettergriffe und sogar ein Mensch-Ärger-Dich-Nicht Spielbrett. Francesco Feltrins Bilderrahmen Memento war auch dabei.

 

Warum Upcycling? Ein Aufruf, über unsere Wegwerfgesellschaft zu reden?

Ich glaube es wird genug darüber geredet aber zu wenig darüber nachgedacht. Eines meiner Projekte, tocchiamo la gestaltung zum anfassen, versucht dies zu ändern. Mit zwei Containern voller Alltagsgegenständen fahre ich in verschiedene Schulen, schau die Gegenstände und ihre Gestaltung mit den Kindern an und zusammen überlegen wir uns was sinnvoll und was überflüssig ist. Das Sich-bewusst-werden über Gestaltung verändert auch den Umgang mit Produkten und Konsum. Unsere Dörfer sind so strukturiert und aufgebaut, dass die Kinder kaum noch einen Bezug mehr zum Handwerk haben. Die Handwerksbetriebe befinden sich abseits der Bevölkerung, in den Gewerbezonen. Früher ging man durch die Dorfstraßen, beobachtete die Arbeit der Handwerker, nahm die Geräusche und Gerüche der Handwerkbetriebe wahr. Die Nähe zum Handwerk ist allein von der Struktur nicht mehr gegeben.

 

 

Welche Rolle spielt der Designer?

Die Aufgabe des Designers ist es nicht, etwas „schön“ zu gestalten. Vielmehr geht es darum kritisch zu gestalten, zu fragen warum etwas gestaltet werden muss, das Unnütze und Überflüssige hinter sich zu lassen. Der Gestalter trägt Verantwortung innerhalb der Produktionskette, er hat mit Ressourcen zu tun, sei es materieller als auch menschlicher Art.

Der Begriff Design ist abgenutzt; wie ein alter Kaugummi der schon unter dem Stuhl klebte, abgeschabt und erneut gekaut wird.

Wie wird es mit Memento weitergehen?

Nach Kaltern und Meran, werden wir noch einmal am 18. Juli, in Bruneck am Graben, unser Zelt aufbauen. Auch für die Fortsetzung des Kleiderbügel-Projekts gibt es schon Pläne für eine eventuelle Zusammenarbeit mit der Behindertenwerkstatt Trayah in Bruneck.