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“Nicht mit Sicherheitsauflagen erwürgen”

Noch steht nicht fest, ob das Bozner Altstadtfest heuer stattfinden wird. Was sagt der Vizebürgermeister zur Sicherheitslage in Bozen? Und kann die Gemeinde etwas tun?
Christoph Baur
Foto: SVP Mediendienst

salto.bz: Herr Baur, in Bozen geht die Befürchtung um, dass das traditionelle Altstadtfest heuer ausfallen könnte, aufgrund der (zu) hohen Sicherheitsauflagen, die die Gemeinde Bozen vor Kurzem übernommen hat. Was sagen Sie dazu?
Christoph Baur: Zunächst gilt es zu sagen, dass die Gemeinde Bozen in Sicherheitsfragen nur sehr begrenzte Einflussmöglichkeiten hat. Die Vorgaben, die umgesetzt wurden, kommen vom Regierungskommissariat und der Quästur. Die Gemeinde muss sich natürlich daran halten. Die Sicherheitsauflagen, die nun gelten, wurden also zum Großteil nicht von der Gemeinde entschieden, sondern sind nichts anderes als eine Zusammenfassung derzeit geltender Sicherheitsregeln aus Regierungskommissariat und Quästur.

Hat sich das Organisationskomitee bei Ihnen um Unterstützung gebeten? Immerhin grüßen Sie die Altstadtfest-Besucher von der Homepage der Veranstaltung und wünschen “in fröhliches und geselliges Fest”.
Nein. Aber ich bin nicht in erster Person für Sicherheitsfragen zuständig und war bei den Gesprächen auch nicht dabei. Daher weiß ich nicht genau, woran das Altstadtfest scheitern könnte.

Unter anderem wird befürchtet, dass die Vorgabe, je 100 Besucher einen Security-Mann anstellen zu müssen, erfüllt werden muss. Bei zehntausenden Besuchern wäre das wohl ein finanzieller Aufwand, der kaum zu stemmen sein wird.
Meine ganz persönliche Meinung zählt in diesem Zusammenhang wohl kaum, aber ich verrate Sie Ihnen trotzdem: Ich glaube nicht, dass ein Großaufgebot an Sicherheitspersonal die Sicherheitssituation wesentlich verbessern würde.

Wie meinen Sie das?
Inwieweit ein Sicherheitsbeauftragter zum Beispiel einen Terrorangriff verhindern kann, ist mir nicht ganz klar. Und was die ganz normalen Besucher des Altstadtfestes betrifft, hat es meines Wissens bislang nie Sicherheitsprobleme gegeben. Ich wüsste nicht, warum das heuer anders sein sollte.

Wegen der Vorfälle bei der Übertragung des Champions-League-Finales in Turin etwa? Zumindest war das der Anlass für das Regierungskommissariat, die Sicherheitsvorgaben zu verschärfen.
Die Situation in Turin ist eine andere Sache: Tausende Leute auf engstem Raum, Panik bricht aus und zig Menschen werden verletzt. Wenn in Bozen so etwas zu erwarten wäre, dann könnten Sicherheitsbeauftragte eine Wirkung haben. Aber meines Erachtens ist das, was in Turin passiert ist, im Zusammenhang mit dem Altstadtfest kein Thema.

Gibt es gar nichts, was die Gemeinde tun kann, um den Organisatoren des Altstadtfestes – und anderer Veranstaltungen – entgegenzukommen?
Was die Gemeinde machen kann – und ich hoffe, dass sie das auch macht –, ist, im Gespräch mit der Quästur versuchen zu erklären, dass die Situation in Bozen nicht so gefährlich ist, wie sie die Quästur vielleicht einschätzt. Wobei die Quästur eigene Informationen hat, die sie nicht unbedingt preisgeben will. Aber ich glaube nicht, dass die Gemeindeverantwortlichen, wenn sie die Möglichkeit dazu haben, raten, die schärferen Maßnahmen anzuwenden. Das glaube ich absolut nicht. Dass die Gemeinde für eine schärfere Gangart wäre, wäre mir bei den Diskussionen, die es dazu bisher gegeben hat, nie aufgefallen.

Am morgigen Freitag soll auf einem Treffen zwischen Gemeinde, Veranstaltern und Quästur die zu treffenden Sicherheitsvorkehrungen für das Altstadtfest besprochen. Dann entscheidet sich, ob es Anfang September stattfindet. Werden Sie als SVP-Vizebürgermeister inzwischen tätig?
Ich werde das Thema sicherlich ansprechen und das Gespräch mit den zuständigen Gemeindeverantwortlichen suchen. Aber wie gesagt, ich habe relativ beschränkte Einflussmöglichkeiten. Und ich befürchte, dem Bürgermeister geht es genauso. Da muss man jetzt schauen.

Immerhin geht es um ein traditionelles Stadtfest, das auch nur alle zwei Jahre stattfindet. Und für viele Vereine eine willkommene Gelegenheit, um die Vereinskassen aufzufüllen. Fänden Sie es schade, wenn die Organisatoren das Fest wegen enormer Sicherheitsauflagen abblasen würden?
Natürlich würde mir das Leid tun. Ich hoffe, dass es stattfinden kann und man uns nicht durch Sicherheitsauflagen erwürgt.

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Martin B. Do., 13.07.2017 - 21:11

Einfach nur paradox wie Security-Regeln immer und überall Alles Schlimme verhindern sollen. Wir wollen auch leben...

Do., 13.07.2017 - 21:11 Permalink