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Achtung Gewalt

Mit einem neuen Videoclip und einer anmeldepflichtigen Tagung im April macht das Forum Prävention auf die Themen Rassismus und Gewalt aufmerksam.
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Foto: Forum Prävention

Strukturelle Gewalt beschreibt Benachteiligungen von Einzelnen und Personengruppen, oftmals Minderheiten, aufgrund vorgegebener gesellschaftlicher Regeln und Strukturen. Sie ist weniger Ausdruck persönlicher Willkür als logische Konsequenz von soziopolitischen wie sozioökonomischen Systemen, Ideologien, Ordnungen und Gesetzen. Auf einer Fachtagung am 19. April 2018 stehen folgende Fragestellungen im Mittelpunkt.
Was ist strukturelle Gewalt und welche Formen gibt es? Welche Möglichkeiten haben wir um strukturelle Gewalt entgegenzuwirken? Anmelden sollte man sich bald!

Das Video

Die verschiedenen Gesichter der Gewalt - Rassismus / Gewalt hat zahlreiche Facetten – Gewalt kann körperlich oder psychisch ausgeübt werden: im Web, am Arbeitsplatz oder auf dem Schulhof, von Gleichaltrigen, Familienmitgliedern oder Institutionen. Das Forum Prävention von Bozen hat eine Reihe von Videos produziert, die die verschiedenen Formen von Gewalt – wie Rassismus, Mobbing, Cybermobbing und strukturelle Gewalt – einfach und anschaulich erklären.

Die Tagung

Vorträge:
Kapitalistische Landnahme, neue Unterklassen und strukturelle Gewalt im Ausnahme-Staat
Klaus Dörre (Deutschland –Jena)
Die Dynamik moderner kapitalistischer Gesellschaften beruht auf einem Expansionsparadoxon. Um ihre Existenz zu sichern, benötigen Gesellschaften dieses Typs ein nichtkapitalistisches Anderes, das sie zum Zweck privater Gewinnerzielung – häufig gewaltsam – in Besitz nehmen, produktiv umgestalten und auf diese Weise allmählich ruinieren. Der Vortrag beleuchtet die Ursachen kapitalistischer Landnahmen und die in ihnen angelegten strukturellen Gewaltverhältnisse und fragt nach Möglichkeiten ihrer Überwindung.

Intersezionalità fra razzismo e sessismo
Annamaria Rivera (Italia – Bari)
Il sessismo e il razzismo sono legati da un rapporto di analogia, intersezione e continuità, dove probabilmente le varie forme di razzismo hanno “imitato” per così dire l’esperienza e il modello della relazione asimmetrica e/o di dominio fra i generi. I due processi di categorizzazione, differenziazione, opposizione –maschile/femminile; noi/gli altri- a loro volta funzionali a relazioni di dominio presentano numerose parentele morfologiche e condividono dispositivi ideologici e simbolici, strutture di pensiero e di discorso. 

Die vielen Facetten struktureller Gewalt am Beispiel des Umgangs mit Flucht und Migration
Andreas Oberprantacher (Österreich –Innsbruck)
Kaum ein Phänomen wird momentan so kontrovers debattiert und so ambivalent behandelt wie der Komplex Flucht und Migration. Angesichts der verschiedenen lokalen und globalen Umbrüche und Initiativen, die von der viel zitierten zivilgesellschaftlichen „Willkommenskultur" über staatlich geregelte Integrations-„Pakete" bis zum transnationalen Regime der Deportation reichen, ist es vermutlich gerechtfertigt zu sagen, dass es sich bei diesem Knäuel um einen Prüfstein zur Beurteilung der gegenwärtigen Verhältnisse handelt. Der Beitrag wird sich mit diesem komplexen Phänomen befassen, indem unter Berücksichtigung intersektionaler Ansätze und im Kontext exemplarischer Situationen, die Frage diskutieren wird, welche Facetten struktureller Gewalt den Umgang mit Flucht und Migration bedingen bzw. durch den jetzigen Umgang erkennbar werden.
Abgesehen von den geradezu eklatanten Situationen struktureller Gewalt, die für unzählige Menschen lebensbedrohliche Konsequenzen haben können, werde ich die Aufmerksamkeit auch auf Situationen lenken, wo Gewalt subtiler „verwaltet" wird und teils mit lebenserhaltenden Maßnahmen („zum Wohl der Betroffenen") verschränkt sein kann. Schließlich sollen noch theoretische und praktische Alternativen zum Status quo erkundet werden.

Workshops
Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt 
Martin
Pröstler (D)
Gewalt in Organisationen und Institutionen hat viele Gesichter und lässt sich oft erst auf den zweiten Blick identifizieren. Der Workshop will für verschiedene gewalttätige Erscheinungsformen von Gewalt in Organisationen sensibilisieren und unseren Umgang damit reflektieren. Der Fokus liegt dabei auf dem Zusammenwirken von Macht, Führung und Gruppenprozessen. Auf der Basis verschiedener Erklärungsansätze aus Psychoanalyse, Gruppenanalyse und Soziologie sollen eigene Erfahrungen der TeilnehmerInnen zur Sprache gebracht und gemeinsam Handlungsoptionen erarbeitet werden. (in deutscher Sprache)

Violenza ed educazione civica 
Marianella Sclavi (I)

L’indagine prevede l’illustrazione del concetto e della pratica dell’ascolto attivo (AA) e una serie di esercizi di allenamento e riflessione di gruppo in ascolto attivo in tre campi: umorismo, buona comunicazione interculturale, gestione creativa dei conflitti. Il seminario si concluderà con la esemplificazione di incontri e processi decisionali basati sul Confronto creativo (basati sul dialogo invece che sul dibattito) e con un lavoro di riflessione in piccoli gruppi su “identità (a livello personale e di gruppo) e violenza strutturale”. (in lingua italiana)

Soziale Ausgrenzung und psychische Gewalt an Schulen 
Beate Schuster (D) 

Ausgrenzung und psychische Gewalt belasten nicht nur betroffene Kinder und Jugendliche, sondern auch die scheinbar unbeteiligten MitschülerInnen sowie diejenigen in der Täterrolle. Neben das Kindeswohl verletzenden emotionalen Folgen wie Neigung zu Depression oder Essstörungen werden auch Leistungseinbrüche als Folge solcher Dynamiken dokumentiert. In der Veranstaltung soll gezeigt werden, dass es nicht so sehr „böse“ Menschen sind, die „so etwas“ betreiben, sondern dass solche Dynamiken auch etwas mit den Situationen zu tun haben, in die alle gebracht werden. Gemeinsam wird der Frage nachgegangen, welchen strukturellen Beitrag Schulführungskräfte, Lehrpersonen, SozialpädagogInnen sowie PsychopädagogInnen zur Prävention und Intervention leisten können. (in deutscher Sprache)

Talks  
Strukturelle Gewalt erkennen und Handlungsräume eröffnen 
Klaus Dörre – Simone Wörer – Andreas Oberprantacher

Strukturelle Gewalt zeigt sich in immer neuen Facetten. Eine Gesellschaft, welche den Druck auf den Einzelnen und auf Gruppen erhöht, erfindet neue Regeln und Vorgangsweisen, welche sich bei genauerem Hinsehen auch als strukturelle Gewalt entpuppen. Wo finden sich diese Formen und vor welchem Hintergrund entstehen sie? Besonders gilt es jedoch an möglichen Antworten zu arbeiten. Wie können neue Formen struktureller Gewalt erkannt werden und welche Möglichkeiten der Interaktion haben Fachkräfte. Wie können wir dieser Entwicklung entgegenarbeiten und welche gesellschaftlichen Perspektiven sind zukunftstauglich? 
Moderatorin / Moderatrice: Sabina Frei (in deutscher Sprache)

„La violenza strutturale in una prospettiva di genere“
Marina Della Rocca – Annamaria Rivera

Il sessismo si configura storicamente all´interno delle relazioni di potere tra i generi a partire dalla dimensione politico-istituzionale fino ad arrivare alle interazioni personali. Per comprenderne la complessità è necessario guardare a come esso si intersechi con altre forme di discriminazione come il razzismo. Come agisce il sessismo e come si declina in varie forme di violenza? Che ripercussioni ha sulla vita concreta delle donne? Insieme alle relatrici si ragionerà su come superare questa forma di violenza strutturale a partire dai ruoli che ognuno di noi ricopre nei vari ambiti della vita sociale e lavorativa.
Moderatorin / Moderatrice: Anita Rossi (in lingua italiana)