Umwelt | Artenschutz

Der Wolf der Fischer

Was den Bauern der Wolf, ist den Fischern der Kormoran. Nur dass dort trotz vielfacher Belastung die Lobby fehlt, kritisieren die Fischereivereine entlang der Etsch.
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Foto: Landesfischereiverband Bayern/Silvio Heidler

Es war eine Premiere – im Sinne der Fische. Ein Treffen der Mitglieder von sechs Fischervereinen, die den Fluss Etsch zwischen Südtirol und dem Veneto bewirtschaften. Und dabei viele gemeinsame Probleme haben, wie vergangene Wochen bei einer  gemeinsamen Tagung mit Experten der Fondazione Mach in Rovereto deutlich wurde. Allem voran einen schrumpfenden Bestand an Fischen.  34 autochtone Fischarten gibt – oder besser gab es – zwischen Reschen und Adria. Fünf sind mittlerweile ausgestorben, viele andere konkret gefährdet, lautet der Hilfeschrei der Fischer. 50 Prozent der Fische, die einst in der Etsch lebten, gibt es nicht mehr oder wird es bald nicht mehr geben, warnen sie in einer gemeinsamen Pressesaussendung. Denn von vielen Arten würden sich nur mehr einzelne Exemplare finden – „und auch denen geht es nicht gut“, wie ein Ausschussmitglied des Fischereivereins Bozen meint.

Gründe dafür gibt es mehrere. Am schwerwiegendsten wirken die Nutzung des Flusses für die Wasserkraft und ein natürlicher Feind der Fische, der Kormoran. Die hydroelektirsche Nutzung der Etsch beeinträchtigt den Bestand vor allem in Form von insgesamt sieben Staudämmen, von denen kein einziger eine ausreichende Fischpassierbarkeit ermöglicht, wie die Fischer kritisieren. Das bewirkt, dass der 410 Kilometer lange Fluss mit seinen rund 12.160 Quadratkilometern Einzugsgebiet in mehrere isolierte Lebensräume unterteilt wird. Strategisch besonders bedeutsam wäre laut den Fischereivereinen eine Passierbarkeit der Dämme in Mori und Ala, die zumindest einen Fischlebensraum zwischen Meran und Verona Nord eröffnen würde. Großes Verbesserungspotential sehen die Fischer auch bei den Stauraumspülungen, die den Lebensraum der Tier ebenfalls stark beeinträchtigen.

"Falscher Tierschutzgedanke"

Besonders eindringlich ist aber die Forderung der Vereine an die Politik bzw. zuständigen Ämter, in Sachen Kormoran Lösungen zu bringen. Ähnlich wie der Wolf war der Wasservogel in Mittel - und Nordeuropa im Laufe des 20. Jahrhunderts nahezu ausgerottet und deshalb unter strengen Schutz gestellt worden. Der wurde mittlerweile schon wieder gelockert, da sich die Vögel zuletzt wieder explosionsartig vermehren. Wie viele andere Fischer in den Nachbarregionen beklagen auch die Vereine entlang der Etsch zu wenig Handlungsspielraum gegenüber dem Räuber. Denn die aktuelle römische Regelung erlaube hierzulande gerade einmal 15 sogenannte Vergrämungsabschüsse pro Jahr. Und das mit der Auflage, dabei eine knallgelbe Weste zu tragen, die den Vögel als Warnung dienen soll.

„Kompletter Schwachsinn“, „reine Verarsche“, „falscher Tierschutzgedanke“ – die Emotionen, die das Thema Kormoran bei Fischern hervorruft erinnern an jene der Bauern bei Informationsveranstaltungen zum Thema Wolf. Mit dem Unterschied, dass sich „für uns kein Mensch in Rom oder Brüssel einsetzt“, wie von Seiten der Fischer kritisiert wird. Obwohl alle Vereine entlang der Etsch über eine eigene Fischzucht verfügen und ihre Fanglimits anpassen würden, könnten keine Verbesserungen bei besonders interessanten autochthonen Arten wie der marmorierten Forelle oder der Esche erzielt werden. „Im Gegenteil, die Situation verschlechtert sich immer mehr“, kritisieren die Vereine. Vor allem Fische mittlerer Größe würden als bevorzugtes Opfer des Kormoran zunehmend verschwinden. Deshalb sei es überfällig zu regeln, wie viele Kormorane entlang der Etsch tragbar seien und dementsprechende Abschüsse zu genehmigen. Auch angesichts des politischen Tamtams, das nun um den Wolf gemacht wird, meint ein Fischer. „Denn die aktuelle Beeinträchtigung durch den Kormoran ist etwa so als würde es nicht zwei drei, sondern 50 Wölfe in Südtirol geben und keiner tut etwas.“

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Mensch Ärgerdi… Sa., 14.04.2018 - 12:49

Die Weltnaturschutzunion, welche die bekannte "rote Liste der Gefährdeten Arten" führt, legt auch allgemeine Gefährdungskategorien für alle Tierarten der Welt fest. Sehen wir mal nach:

Wolf: nicht gefährdet.
Bär: nicht gefährdet.
Kormoran: nicht gefährdet.
Murmeltier: nicht gefährdet.

Diese Tierarten werden auf dem gleichen Level von Rehen, Stadttauben und Ratten eingestuft! Da muss man sich schon fragen wieso man heute noch auf deren Schutz pocht. Es will doch keiner, dass alles was uns gerade nicht in den Kram passt ausgerottet wird, aber genau so wenig Sinn macht es Sinn an längst überholten Gesetzen festzuhalten.

Sa., 14.04.2018 - 12:49 Permalink
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Peter Gasser Mo., 16.04.2018 - 06:55

Die wichtigsten Voraussetzungen für einen dauerhaften Schutz der Marmorierten Forelle:
1. ein Fangverbot, bis sich der Bestand der Marmorierten Forelle erholt hat;
2. ein Besatzverbot für Bachforellen im Einzugsgebiet/Lebensraum der Marmorierten Forelle.

Peter Gasser

Mo., 16.04.2018 - 06:55 Permalink