Politik | Ladinische Schule

Bestellte Bestellung

Die Landesregierung wird heute Edith Ploner als neue ladinische Schulamtsleiterin namhaft machen. Eine Kür mit einigen Schönheitsfehlern.
577681_no-name_.jpeg
Foto: LPA
Formell ist es eine Namhaftmachung. Florian Mussner wird auf der heutigen Sitzung die Nominierung von Edith Ploner zur neuen ladinische Schulamtsleiterin vorschlagen. Die Landesregierung wird voraussichtlich für die Inspektorin der ladinischen Kindergärten auf der Sitzung grünes Licht geben. Danach geht der Vorschlag nach Rom, wo das Unterrichtsministerium sein Einvernehmen geben muss. Eigentlich nur mehr eine Formalität. 
Landeshauptmann Arno Kompatscher wird nach der Antwort aus Rom, die 55jährige Pädagogin aus dem Gadertal am Ende per Dekret zur neuen ladinischen Schulamtsleiterin ernennen. Damit wird Edith Ploner die Nachfolgerin von Roland Verra werden, der nach 26 Dienstjahren Ende August in den Ruhestand treten wird.
Bei der Ernennung hat sich damit die Favoritin durchgesetzt. Denn Ploner gilt seit langem vor allem durch ihre politischen Beziehungen als aussichtsreichste Kandidatin für die Verra-Nachfolge. 
Doch im Ernennungsverfahren kam es dabei aber zu einigen Schönheitsfehlern.
 

Das Verfahren

 
Im Autonomiestatut ist die Ernennung des ladinischen Schulamtsleiter genau geregelt.
Die Landesregierung bestimmt den Schulamtsleiter oder die Schulamtsleiterin aus einem Dreiervorschlag, der von der Ladinischen Abteilung des Landesschulrates unterbreitet wird.
Vorher legt die ladinische Abteilung des Landesschulrates die Termine für das Ernennungs-Verfahren und vor allem die Bedingungen zur Aufnahme in die Kandidatenliste fest. Zudem prüft sie auch, ob die Kandidaten diese Voraussetzungen erfüllen. Jedes Mitglied der ladinischen Sektion kann dabei selbst Kandidaten-Vorschläge machen.
In einer Anhörung aller Kandidatinnen und Kandidaten wählen die 13 Mitglieder der ladinische Abteilung des Landesschulrates dann einen Dreivorschlag, der der Landesregierung unterbreitet wird. Daraus schlägt der zuständige Landesrat am Ende der Landesregierung einen Namen vor.
Diesem Fahrplan ist man auch gefolgt.
 

Der Ausschluss

 
Am 12. März hat der ladinische Landesschulrates das Verfahren für die Ernennung und die Bedingungen zur Aufnahme in die Kandidatenliste festgelegt. Als Voraussetzung für eine Teilnahme wurde dabei festgelegt: Führungskräfte seit mindestens fünf Jahren bei der Landesschulverwaltung, planmäßige Universitätsdozenten, planmäßig in den ladinischsprachigen Schulen der Provinz Bozen Dienst leistende Schulführungskräfte, Inspektoren sowie Lehrpersonen mit fünf Jahren Stammrolle und Hochschulabschluss.
Bis zum 6. April mussten die Bewerbungen in der Abteilung Ladinische Schule und Kultur eingehen. Am 9. April prüft die ladinische Abteilung des Landesschulrates die Voraussetzungen der Kandidaten.
 
Dabei wurde ein Kandidat vom Auswahlverfahren ausgeschlossen. Der Sprachwissenschaftler, Universitätsdozent und langjähriger Mitarbeiter des ladinischen Kulturinstitutes Giovanni Mischi war vom Gadertaler Lehrerbund (UML) als neuer Schulamtsleiter vorgeschlagen worden. Weil Mischi aber nicht fünf Jahre in der Stammrolle unterrichtet hat, wurde er zum Verfahren erst gar nicht zugelassen.
 

Die Auswahl

 
Zugelassen wurden fünf Bewerbungen: Neben der Kindergarteninspektorin Edith Ploner hatte sich auch Monica Insam, David Lardschneider und Lara Moroder und die Mitarbeiterin der Ladinischen Schule und Kultur Abteilung, Susy Rottonara, um das Amt beworben.
Am 26. April fand vor der ladinischen Abteilung des Landesschulrats die Anhörung statt, bei der sich die fünf Kandidaten vorstellen konnten. Anschließend wählte das Gremium den vom Gesetz vorgesehenen Dreiervorschlag.
Die elf abstimmenden Mitglieder konnten bis zu zwei Kandidaten oder Kandidatinnen wählen. Abgeben wurde aber nur 16 Stimmen. Neun Stimmen entfielen dabei auf Edith Ploner, drei Stimmen auf David Lardschneider und zwei Stimmen auf Lara Moroder. Monica Insam und Susy Rottonara erhielten jeweils eine Stimme.
Damit stand auch der Dreiervorschlag für die Landesregierung fest: Ploner, Lardschneider, Moroder.
 

Schiedsrichterin & Spielerin

 


Dass man das Verfahren aber als obsolet bezeichnen kann, liegt an einer Personalie. Edith Ploner ist nämlich bis heute amtierende Präsidentin der ladinischen Abteilung des Landesschulrats. Demnach musste ein Gremium ein Auswahlverfahren durchführen, an dem auch die Präsidentin dieser Gremiums teilnimmt. Keine guten Voraussetzungen für ein wertfreies Votum.
 
Doch dem nicht genug. Edith Ploner hat - nach Informationen von salto.bz - im ladinischen Schulrat auch mitgeredet und mitgestimmt als um die Festlegung der Auswahlkriterien und die Einhaltung dieser Kriterien ging. Einen klareren Interessenskonflikt kann es wohl kaum geben.
Erst bei der Wahl am 26. April stimmte Edith Ploner nicht mehr mit. Ebenso die Ehefrau von David Lardschneider, die ebenfalls im ladinischen Landesschulrat sitzt. Deshalb stimmten auch nur 11 Mitglieder ab.
Hier war eine Spielerin gleichzeitig Schiedsrichterin“, sagt ein neutraler Beobachter. Dass das bei einem öffentlichen Auswahlverfahren nicht gut gehen kann, sagen gleich mehrere Juristen zu salto.bz.
In der Landesregierung kann man deshalb nur eines hoffen: Dass niemand der anderen Bewerber gegen die Ernennung rekurriert. Denn dann könnte es sein, dass man die bestellte Bestellung wiederholen muss.