Politik | Universität

Schwierige Kür

Seit dreieinhalb Monaten wird die Wahl des Vizepräsidenten verschoben. Das Stechen zwischen Heidi Siller-Runggaldier und Francesco Grillo ist ein Politikum.
Uni Bozen Direktoratsgebäude
Foto: Hannes Prousch
Probleme schiebt man gerne auf die lange Bank.
So kann man die Situation an der Spitze der Freien Universität Bozen auch beschreiben.
Am 9. Jänner hat die Landesregierung den neuen Universitätsrat designiert. Die Landesregierung ernennt vier der sieben Mitglieder und schlägt zugleich auch die Präsidentin bzw. den Präsidenten vor. Ulrike Tappeiner wurde als Präsidentin designiert und zudem Francesco Grillo, Harald Oberrauch und Heidi Siller-Runggaldier in den Verwaltungsrat gewählt. Bereits vorher hatte der Universitätssenat den Erlanger Uni-Professor Alexander Steinkasserer in den Verwaltungsrat entsandt. Dazu kommen noch Rektor Paolo Lugli und der Studentenvertreter Nicola Pifferi, sowie mit beratende Stimme Uni-Direktor Günther Mathá.
Am 9. Februar traf sich der Universitätsrat dann zu seiner konstituierenden Sitzung. Dabei wurde Ulrike Tappeiner wie vorgesehen zur neuen Präsidentin gewählt. Die Wahl des Vizepräsidenten oder der Vizepräsidentin wurde hingegen vertagt. Das Vorschlagsrecht obliegt dabei der Präsidentin. “Wir haben die Wahl des Vize verschoben”, erklärte damals Ulrike Tappeiner, „denn wir wollen uns noch besser kennen lernen“.
Heute dreieinhalb Monate und zwei weitere Sitzungen des Universitätsrates später kennt man sich zwar besser, doch die Entscheidung wer Vizepräsident wird, steht immer noch aus.
 

Das Politikum


Der Grund dafür ist einfach. Die Ernennung ist weniger eine akademische als eine politische Entscheidung. Das liegt vor allem an der italienischen Südtiroler Regierungspartei PD.
Das Paket der neuen Uniräte war im vergangenen Herbst bereits geschnürt, da legte Vizelandeshauptmann Christian Tommasini sein Veto ein. Der geplante italienische Vizepräsident, der Unternehmer Vinicio Biasi ging dem lokalen PD nicht gut.
Tommasini & Co setzten den 52jährige Neapolitaner, Politologe und Wirtschaftswissenschaftler Francesco Grillo durch. Grillo ist PD nahe und hat ein Nahverhältnis zur damals noch amtierenden Ministerin für Unterricht, Universitäten und Forschung Valeria Fedeli (PD).
 
Dass man einen Universitätsrat aus Rom importiert, der weder Deutsch kann noch die Bozner Uni kennt, hat nicht nur in der SVP für einen mehr als bitteren Nachgeschmack gesorgt.
 

Die Alternative

 
Das ist dann auch der Grund, warum man mit der Ernennung des Vizepräsidenten zuwartet. Dabei wollte man vor allem die Parlamentswahlen abwarten. Hätte der PD am 4. März gewonnen, wäre Francesco Grillo mit großer Wahrscheinlichkeit bereits Vizepräsident. Doch der Wahlausgang hat die Ausgangsposition des Politikwissenschaftlers noch einmal verschlechtert.
Denn es gibt eine klare Alternative. Das Statut der Universität sieht vor, dass der Präsident und seine Vize verschiedenen Sprachgruppen angehören müssen. Das heißt: Es könnte auch ein Ladiner oder eine Ladinerin Vizepräsidentin werden.
Genau das ist bereits vor vier Jahren passiert. Auch damals wollte der PD unbedingt Andrea Felis durchsetzen. Doch Vizepräsidentin wurde am Ende die Ladinerin Manuela Nocker.
Vor diesem Hintergrund ventiliert man in der Landesregierung aber auch an der Universitätsspitze auch diesmal die Ladinervertreterin Heidi Siller-Runggaldier im Unirat zur Vizepräsidentin zu küren. Nach Informationen von salto.bz versucht der Südtiroler PD genau das zu verhindern.
Die nächste Sitzung des Unirates findet kommende Woche statt. Dabei steht die Ernennung des Vizepräsidenten oder der Vizepräsidentin derzeit nicht auf der Tagesordnung.