Gesellschaft | Transport&Begleitung

K.O. für Tundo

Günther Patscheider ist über das Einlenken beim Behindertentransport erfreut. Der SGB-Gewerkschafter stellt dem Land für die Neuvergabe des Dienstes die Rute ins Fenster.
Schlaglöcher
Foto: Pixabay

Alles andere wäre unverantwortlich gewesen. Das lässt Günther Patscheider zwischen den Zeilen durchklingen. Die Landesregierung will sich von Tundo trennen – zum frühestmöglichen Zeitpunkt. Die Appelle von Angestellten, Eltern, Gewerkschaften und aus den Oppositionsreihen haben Früchte getragen. Doch wie geht es nun weiter mit dem Transport- und Begleitdienst für Schüler mit Beeinträchtigung? “Wir hoffen, dass die Politik aus den Erfahrungen der vergangenen vier Jahre gelernt hat”, sagt Günther Patscheider. Mit seiner Hoffnung dürfte der Gewerkschafter vom SGBCisl nicht alleine dastehen.

Seit das Unternehmen aus Lecce 2014 den Zuschlag für den Transportdienst für Schüler mit Beeinträchtigung und den Begleitdienst für Menschen mit Beeinträchtigung zu den Werkstätten erhalten hat, stehen Probleme auf der Tagesordnung: Gehälter werden zu spät und zum Teil nur auf Intervention von Gewerkschaften ausbezahlt; Eltern bemängeln unqualifiziertes Personal, das mit ihren Kindern nicht zurecht kommt; von nicht winterfesten Fahrzeugen ist die Rede; und das Hygieneamt des Gesundheitsdienstes sei auch bereits von Mängeln in Kenntnis gesetzt worden.
Eine vorzeitige Kündigung des Vertrags, den das Land mit Tundo für vier Jahre abgeschlossen wurde, wurde bislang nicht in Betracht gezogen. “Das wäre nicht einfach gewesen”, sieht auch Günther Patscheider ein. Umso zuversichtlicher zeigt sich der SGB-Gewerkschafter, der seit Langem auf die Missstände bei Tundo hinweist, jetzt, da bekannt geworden ist, dass das Land nicht beabsichtigt, mit Tundo länger als vertraglich vorgesehen, zusammenzuarbeiten. “Ich bin sehr froh, dass man eingesehen hat, dass es so nicht geht. Es gibt Mitarbeiter, die bis heute auf das 13. Monatsgehalt vom Vorjahr warten. Und sprechen wir nicht vom März- oder Aprilgehalt”, seufzt Patscheider.

Am 31. August 2018 läuft die Konzession für den Transport- und Begleitdienst aus – sie muss neu vergeben werden. Die Ausschreibung sei in Vorbereitung, verriet der zuständige Landesrat Philipp Achammer am Wochenende in den Dolomiten. Aber reicht die Zeit, um ab 1. September mit einem – höchstwahrscheinlich – neuen Dienstleister den Transport und die Begleitung der Schüler und Menschen mit Behinderung zu gewährleisten? Ja, sagt Patscheider. Denn inzwischen hätten sich mit dem neuen Vergabegesetz neue Spielräume aufgetan. “Der Begleitdienst muss nicht ausgeschrieben, sondern könnte direkt vergeben werden. Das Land hat die Möglichkeit, Unternehmen einzuladen und ich hoffe, dass man diese Möglichkeit nutzt und nur jene einlädt, die eine bestimmte Garantie bewiesen und sich auf lokaler Ebene bewährt haben”, sagt Patscheider. Und auch beim Transportdienst sei man noch dabei abzuklären, ob dieser überhaupt ausgeschrieben werden muss. “Es handelt sich dabei um einen Sondertransport, der von den Fahrern besondere Qualifikationen erfordert und auch andernorts ohne Ausschreibung vergeben wurde.” Der Gewerkschafter stellt dem Land die Rute ins Fenster: “Wir hoffen, dass in Zukunft die Gehaltsbedingungen klar im Voraus festgelegt werden.”

Abgesehen davon bleibt zu schauen, welche Unternehmen sich für die Übernahme der Dienste interessieren könnten. Die Arbeitsgemeinschaft für Behinderte hatte vor dem Einstieg von Tundo 30 Jahre lang in einer Bietergemeinschaft mit der Lebenshilfe den Transport- und Begleitdienst versehen. 2014 war ein Großteil des Personals von Tundo übernommen worden. Viele Eltern und Betroffene fordern, dass die Arbeitsgemeinschaft für Behinderte zurückkehrt. Patscheider ist vorsichtig: Mit dem Verlust des Dienstes 2014 sei der Arbeitsgemeinschaft die Existenzgrundlage weggebrochen, “es stellt sich die Frage, ob sie die notwendigen Mittel haben. Ein solcher Dienst ist sehr komplex und schwierig zu organisieren”.