Gesellschaft | Mystische Orte

Castelfeder

Ein lieblicher Reiz umgibt diese einzigartige Hügellandschaft und hat man Castelfeder erst einmal kennengelernt, muss man es lieben.
Castelfeder
Foto: Martin Ruepp

 

Auf den Spuren mystischer Orte - Teil 4

 

Castelfeder ist einer der bekanntesten, größten und auch beeindruckendsten mystischen Orte in Südtirol. Ein lieblicher Reiz umgibt diese einzigartige Hügellandschaft und hat man Castelfeder erst einmal kennengelernt, muss man es lieben. Hier lustwandelt man in leichtem Auf und Ab durch zarte Graslandschaften, genießt die wunderschönen, sich immer wieder wandelnden Aussichtspunkte und entdeckt dabei zahlreiche Naturschönheiten.

 

Castelfeder ist vor allem an Wochenenden ein beliebtes Ziel von Jung und Alt. In diesem weitläufigen Gebiet fühlt man sich leicht und unbeschwert, kann sich in alle Richtungen frei bewegen und dabei immer wieder neue faszinierende Plätze aufspüren. Über all dem herrlichen Gebiet findet sich am höchsten Punkt, einer Akropolis gleich, der dominante Burghügel von Castelfeder, auch Rabenkofel genannt. Die schon von weitem lockende Gipfelfläche mit den letzten Resten einer Ringmauer und der Ruine der einstigen Barbarakapelle stellte bereits zu frühen Zeiten einen heiligen Bezirk dar. Viel mehr als eine Wand und die Grundmauern sind von der Kirche jedoch nicht übrig geblieben.

 

Neben der beeindruckenden Naturlandschaft und vielen mystischen Plätzchen ist Castelfeder auch geschichtlich ein reichhaltiger Boden. Es bot schon den frühesten Menschen einen sicheren, vor Überschwemmungen und Vermurungen geschützten Platz und lag zudem unweit einer breiten Flussschleife, an der man über eine Furt die Etsch überqueren konnte. Es befand sich damit in unmittelbarer Nähe zur wichtigen Wegverbindung ins Überetsch und dürfte sich durch die begünstigte Lage rasch als bedeutende Siedlung etabliert haben.

Viele Geschichten und Sagen, die von verborgenen Schätzen handeln, weben sich um den Hügel.

 

Neben der beeindruckenden Fülle an Geschichte über die Jahrtausende hinweg war Castelfeder einst auch ein überaus wichtiger Kult- und Ritualort. Einer der wichtigsten Plätze stellte wohl der Standort der heutigen Barbarakapelle dar, ein anderer ist die südlich gelegene Felskuppe, von der aus man freien Blick in Richtung Salurner Klause hat. Sie scheint eine magische Anziehungskraft zu besitzen, denn selten sieht man diesen Platz leer. Bewusst oder unbewusst zieht es die meisten Besucher_innen hierher, um den sagenhaften Ausblick zu genießen.

 

Auch in der tiefer gelegenen Landschaft im Süden und im Westen finden sich viele mystische Plätze im spannungsreichen Wechselspiel von Natur und Geschichte. Immer wieder lassen sich eingeebnete Stellen entdecken, die von niederen Wällen beziehungsweise Mauerresten umgeben sind, oder seltsame Rinnen im Boden, Wasserwaalen ähnlich. Geheimnisumwittert sind auch die kleinen Teiche und Seen, wie der Frauensee. Auf einer Kuppe gleich in seiner Nähe stößt man auf einen Opferplatz, an dessen Fuß man einen Bestattungsplatz aus der Bronzezeit entdeckte.

 

In der Flur Dossen südöstlich des Frauensees hingegen besuchen wir immer wieder gerne den Weißen Stein, eine tonnenschweren Quarzblock, der durch seine Lage, Form und Farbe deutlich ins Auge springt. Selbst vom Burghügel aus kann man ihn gut sehen, denn er stellt einen auffallenden weißen Punkt in der Landschaft dar. Bemerkenswert an diesem etwa 1,5 Meter hohen weißen Stein ist seine auffällige Gesteinsart, weißer Quarz, die geologisch nicht in diese Landschaft gehört. Vermutlich hat er als Eiszeitfindling aus dem Passeiertal seinen Weg ins Unterland gefunden. Ob er bei seiner weiten Reise genau an dieser auffallenden Position zum Stehen gekommen ist oder ob ihm da etwas nachgeholfen wurde, ist nicht geklärt, aber zweifellos ist er eine kraftvolle Bereicherung für diesen Ort. Stein, Hügel und Eichen ergeben zusammen ein perfektes Ensemble, das sich ungemein ergänzt.

Einige glattpolierte Stellen am Stein lassen erkennen, dass sich wohl schon Viele hinaufgesetzt- oder gestellt haben.

Castelfeder hat für jeden etwas zu bieten: Man kann sich bloß am Ort erfreuen, seine unberührte Natur genießen oder tief in seine mystische Dimension eintauchen und ihn auf intime Art erfahren.