Kultur | Kunstwerk

Kuss mit Sprengkraft

Donald Trump und Kim Jong Un küssen sich. Ganz ungeniert. Auf dem Antoniusplatz in St. Ulrich.
Donald Trump & Kim Jong Un
Foto: Salto.bz

Kunst gegen Ohnmacht. Sprayen als Kritik. Vergängliches für einen Moment festhalten. Donald Trump küsst Kim Jong Un, Kim Jong Un küsst Donald Trump. So wie Honecker und Breschnew auf den Überresten der Berliner Mauer, so wie einst – viel skandalöser – Papst und Imam, Nonne und Priester bei Benetton.
Der US-Präsident und Nordkoreas Machthaber haben für ihren intimen Moment die Fußgängerzone am Ulricher Antoniusplatz gewählt. Ungeniert zeigen sie den Menschen und der Welt ihre Zuneigung. Dazu gezwungen hat Donald Trump und Kim Jong Un der Grödner Kunstmaler Fabrizio Senoner: “Angesichts des Streits, den die zwei Staaten austragen, soll mein Werk eine Ausdrucksweise dafür sein, dass es auch anders gehen könnte.” Unmissverständlich, die Botschaft vor der heilen Urlaubskulisse.

Die Bedrohung eines atomaren Krieges, die Ablehnung von Homosexualität, die Machtdemonstrationen zweier unberechenbarer Charaktere hat Senoner nach St. Ulrich getragen. Unangenehm, aber nicht unvorstellbar. Vor den Augen von Touristen und Einheimischen hat sich der 33-jährige Künstler, Tätowierer und Profi-Hockeyspieler ans Werk gemacht. Zur Musik von Rammstein: “Bück dich befehl ich dir. Wende dein Antlitz ab von mir. Dein Gesicht ist mir egal. Bück dich.”
Zehn Tage dauert der Kuss von Trump und Kim Jong Un. Dann machen sie anderen Motiven Platz, die wiederum anderen weichen werden. “Bis der Würfel nach und nach löchrig und am Ende zusammenfallen wird.” Ein zerschlagenes Schauspiel zerschlagener Sehnsüchte. Nichts mehr wird bleiben von der versöhnlichen Geste. Eine anständige Geste zweier unanständiger Zeitgenossen. Nur Eindrücke auf Instagram und Facebook zeugen nach dem 15. September noch von der liebevollen Annäherung. Die nur auf dem Ulricher Antoniusplatz stattgefunden haben wird.

 

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