Umwelt | Bär & Wolf

Brennende Mahnung

Am Freitag werden über Tisens und St. Nikolaus in Ulten Mahnfeuer entfacht – um “gegen die unkontrollierte Ausbreitung von Bären und Wölfen” zu protestieren.
Mahnfeuer im Mai in Deutschland
Foto: Facebook/Wolf – nein Danke

Unüberhörbar läuft der Protest von Land- und Almwirten seit einigen Wochen: Die traditionelle Almwirtschaft lässt sich mit Wolf und Bär nicht vereinbaren, die Raubtiere müssen weg. Punkt. Nach mehreren Raubzügen in verschiedenen Landesteilen liegen die Nerven bei so manchem Bauer blank. Einige von ihnen zogen bis ins Büro von Luigi Spagnolli, Direktor des Amtes für Jagd und Fischerei; der mächtige Bauernbund erhob seine Stimme und versprach, alle Politikern zu unterstützen, die sich für einen “bär- und wolfsfreien Raum” einsetzen; zuletzt überlegte gar der Landtagsabgeordnete Sepp Noggler, ob Selbstjustiz angebracht wäre; und “vorausgeschickt, dass Wölfe und Bären keine harmlosen Kuscheltiere sind”, genehmigte der Gemeindeausschuss von Kastelruth jüngst einen Beschluss, mit dem man sich “für ein bären- und wolffreies Land Südtirol” einsetzen will. Kurzum, es ist Feuer am Dach.

Tatsächlich und nicht sprichwörtlich Feuer am Berg gibt es morgen. Um ein “sichtbares Zeichen gegen die unkontrollierte Ausbreitung von Bären und Wölfen” zu setzen – und sicher auch den Druck auf die Politik zu erhöhen –, werden Bauern am Freitag Mahnfeuer entzünden. “Damit machen sie auf das große Problem mit den Großraubtieren aufmerksam”, heißt es in einer Presseaussendung des Südtiroler Bauernbundes, der sich “hinter die Initiative stellt”, wie Obmann Leo Tiefenthaler und Oswald Schwarz, Vertreter der Bergbauern im Bauernbund betonen.

“Morgen (15. September) machen wir auf die schwierige Situation, in der sich viele Tierhalter befinden, aufmerksam”, unterstreicht Schwarz. Zum anderen, fährt er fort, sollen die Feuer die Bevölkerung zum Nachdenken anregen: “Wir appellieren an alle, sich über die Folgen der Großraubtiere für die Almen, aber auch für die eigene Freizeitgestaltung Gedanken zu machen. Weil Herdenschutzmaßnahmen in Südtirol weder funktionieren noch in der klein strukturierten Weideviehhaltung umsetzbar sind, werden viele Bauern wegen des Wolfes über kurz oder lang auf die Alpung der Tiere verzichten. Aufgelassene und zuwachsende Almen wären die Folge, was weder Gäste noch Einheimische wollen”, mahnt Schwarz.

Die zwei in Südtirol geplanten Mahnfeuer – eines am St. Hyppolyt-Hügel oberhalb von Tisens, eines oberhalb von St. Nikolaus in Ulten – sind Teil einer länderübergreifenden Initiative. In Deutschland fand bereits im Frühjahr dieses Jahres eine ähnliche Aktion statt. Angesichts wiederholter Risse von Schafen und Damwild fordern die Weidetierhalter auch dort, dass der Wolf gejagt werden darf. Am Freitag, 15. September, werden auch Weidetierhalter in der Schweiz und im französischen Westalpengebiet Mahnfeuer entfachen – ebenso wie in Deutschland. In Südtirol beteiligen sich die Viehzuchtvereine und Jungzüchtervereine von Ulten, Deutschnonsberg und Tisens an den Mahnfeuern. Es soll ein “stilles und friedliches Zeichen des Protests sein”, beteuert Oswald Schwarz.

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G. M. Do., 14.09.2017 - 18:00

Ich habe meine Zweifel, ob Bär und Wolf wirklich solche Probleme bereiten, wie von einigen Behauptet.
Gibt es irgendwelche Zahlen bezüglich durch Wolf und Bär verursachte Schäden? So das man die Sache mal Objektiv betrachten kann.

Do., 14.09.2017 - 18:00 Permalink
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ohne mit Do., 14.09.2017 - 20:57

Bei all der Bauernschläue greifen die Feuer hoffentlich auf ihre Schuppen über! Auf Inhalte braucht man bei einer solchen Idiotenkampagne gegen Bär und Wolf gar nicht mehr eingehen.

Do., 14.09.2017 - 20:57 Permalink
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Hartmuth Staffler Do., 14.09.2017 - 22:28

Antwort auf von ohne mit

Ein sehr frommer Wunsch; vielleicht helfen sie auch noch ein wenig nach, damit die Schuppen der Bauern brennen. Wozu braucht es denn schon Bauern. Die Existenz dieser Menschen muss vernichtet werden, damit alle wilden Tiere frei und ungestört leben können. Ich erwarte mit ähnliches tierschützerisches Engagement auch gegen das (horribile dictu!) Töten von Ratten. Diese possierlichen Tierchen werden bei uns ja erbarmungslos ermordet, dabei könnten sie als Wirtstiere von Yersinia pestis eine wichtige Rolle im Kreislauf der Natur einnahmen. Es ist ein weiter und mühsamer Weg zurück in die Hütten unseres Ötzi, aber wir werden es schon schaffen.

Do., 14.09.2017 - 22:28 Permalink