Umwelt | Wettbewerb

Solare Zukunft

Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz veranstaltet jedes Jahr einen Graffiti-Wettbewerb. Das Thema heuer: Sonnenenergie.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: (c) unsplash

Artikel von Jenny Cazzola

 

Am 24. und 25. September 2022 findet das Aktionswochenende des Graffiti-Wettbewerbs „Futuro Solare – Solare Zukunft“ auf dem Kornplatz in Bozen statt. Über die Werke, die dabei entstehen kann dann bis zum 05. Oktober 2022 auf der Facebook-Seite MurArte Bolzano (https://www.facebook.com/murartebolzano) abgestimmt werden.

Salto.bz hat mit Madeleine Rohrer, der Geschäftsführerin des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz über den Wettbewerb gesprochen. Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz ist Partner des Netzwerk für Nachhaltigkeit.

Salto.bz: Sehr geehrte Frau Rohrer, vielen Dank für Ihre Zeit. Erzählen Sie uns etwas zu dem Wettbewerb.

Madeleine Rohrer: Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz veranstaltet seit 2014 jedes Jahr einen Graffiti-Wettbewerb. Südtirols größte Umweltorganisation tut das gemeinsam mit der Umweltgruppe Bozen und Volontarius Onlus/MurArte. 2021 musste der Wettbewerb aufgrund der Covid-Pandemie pausieren. Dieses Jahr findet also die achte Ausgabe des Graffiti-Wettbewerbs statt, und zwar zum Thema solare Zukunft. Wie können wir unseren Energiebedarf durch Sonnenenergie decken? Wie verändern sich damit unsere Dörfer, Äcker und Landschaften? Der Dachverband will mit dieser kreativen Aktion eine Debatte anstoßen und Alternativen zum aktuellen Lebensstil aufzeigen. Sensibilisierung und Kommunikation ist eine der wichtigsten Aufgaben des Dachverbands. Die bisherigen Wettbewerbe waren unter anderen zum Wasser, zur Luft, zum Transitverkehr oder zum Radfahren.

Salto.bz: Das klingt sehr interessant. An wen richtet sich der Wettbewerb und wie läuft er ab? Gibt es auch etwas zu gewinnen?

Madeleine Rohrer: Bei der Kunstaktion aus der Dose kann jeder mitmachen! Die Anmeldung erfolgt über den Verein MurArte: Anmeldeformular ausfüllen, die Liste der benötigten Farben angeben und den persönlichen Entwurf zum Thema einsenden ([email protected] - https://it-it.facebook.com/murartebolzano). Am Wochenende vom 24. und 25. September arbeiten die Kreativen dann direkt am Bozner Kornplatz zur solaren Zukunft. Ihre Werke bleiben zirka zwei Wochen auf dem Platz im Herzen der Landeshauptstadt ausgestellt. Außerdem gibt es ein Online-Voting, das heißt, dass jeder von uns zwischen 26. September und 5. Oktober sein Lieblingsgraffiti mit einem Like auf der Facebook-Seite von MurArte/Volontarius belohnen kann.

Salto.bz: Warum wurde ausgerechnet Graffiti als Medium gewählt?

Madeleine Rohrer: Menschen nutzen seit immer schon Wände, um ihren Zeitgenossen und Nachfahren etwas mitzuteilen. Die ersten künstlerischen Werke der Menschheit waren auf Stein gemalte Tiere in der Steinzeit! Heute sind Graffiti die größte Kunstbewegung weltweit. Der Dachverband schafft mit dieser Aktion eine öffentliche Bühne für Graffiti-Künstler*innen. Und Graffitis sprechen viele von uns an. Komplexe Themen, wie der Landschafts- und der Klimaschutz werden über diese Kunstform einfach und ansprechend auf die Wand gebracht. Genau das braucht es, um möglichst viele Menschen zu motivieren für Umwelt und Klima einzustehen.

Salto.bz: Inwiefern sind Graffiti nachhaltig?

Madeleine Rohrer: Die Paneele werden jedes Jahr wieder verwendet. Alle Teilnehmende erhalten kostenlos umweltfreundliche Farben auf Wasserbasis. Die Kunstaktion findet außerdem im Stadtzentrum statt, ist also bequem und gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Nachhaltig ist der Graffiti-Wettbewerb aber auch, weil wir ihn dank der finanziellen Unterstützung des Landes jedes Jahres durchführen können und damit einen Ort schaffen, wo sich Kunst und Naturschützer zu den drängendsten Fragen austauschen können.

Salto.bz: Was hat es mit dem heurigen Thema „Solare Zukunft – Futuro Solare“ auf sich?

Madeleine Rohrer: Südtirol muss die Energiegewinnung aus der Sonne massiv ausbauen und hat auch die besten Voraussetzungen dafür. Es gibt viele ungenützte Dächer, Parkplatzüberdachungen, Lärmschutzwände etc. und damit genügend Platz, um mehr Energie und Wärme aus der Sonne zu gewinnen. Damit der Ausbau der Photovoltaik nicht auf Kosten von Landschaft, Baudenkmälern und Biodiversität geht, braucht es klare Richtlinien. Bürgerbeteiligung und eine transparente Informationspolitik sind hierfür zentral. Darum: Zeichnen wir gemeinsam die solare Zukunft und den Weg dorthin!

Salto.bz: Was kann man sich unter einer solaren Zukunft vorstellen?

Madeleine Rohrer: Wir sind auf die künstlerischen Darstellungen schon sehr gespannt! Eines ist ganz sicher: Die solare Zukunft ist eine gute, sichere, gerechte und damit lebenswerte Zukunft. Der Klimawandel bedroht zunehmend unsere Lebensgrundlagen. Knapp die Hälfte der Fläche der EU ist von Dürre bedroht. Die Weltbank schätzt, dass in den kommenden drei Jahrzehnten mehr als 200 Millionen Menschen aufgrund des Klimawandels und seiner Folgen ihre Heimat verlassen werden. Die Wissenschaft geht aber auch davon aus, dass wir die Erderwärmung noch einbremsen können – wenn wir jetzt handeln. Dazu müssen die fossilen Brennstoffe im Boden bleiben und Energie stattdessen aus Sonne, Wasser, Wind gewonnen werden. Und wir müssen unseren Energieverbrauch verringern. Wir haben es in der Hand.

Salto.bz: Inwiefern soll durch den Wettbewerb Sensibilisierung für Nachhaltigkeit betrieben werden?

Madeleine Rohrer: Veränderung gelingt nur dann, wenn anfangs verrückte Ideen salonfähig werden, damit gesellschaftlich und schließlich politisch gewünscht. Ein Beispiel: Der Dachverband war einer der Treiber hinter der stillgelegten Vinschgerbahn. Was lange eine Utopie war, ist heute ein Erfolgsmodell. So muss es morgen auch mit der Sonnenenergie sein: Den Strom, den wir brauchen, produzieren wir auf unseren Dächern – ohne große Konzerne, ohne von irgendwelchen Schurkenstaaten abhängig zu sein und zu einem fairen Preis. Damit sich solche Ideen aber durchsetzen, müssen sie bekannt sein und möglichst viele Menschen überzeugen. Dazu nutzt der Dachverband auch auf den ersten Blick ungewöhnliche Instrumente wie Graffiti.

Salto.bz: Was erwarten Sie sich von dem Wettbewerb?

Madeleine Rohrer: Inzwischen ist uns allen klar, dass der Klimawandel stattfindet und was er anrichtet: von den Überschwemmungen in Pakistan bis zur Hitzewelle in Europa mit ausgetrockneten Flüssen und unzähligen Waldbränden. Wir müssen also unseren Energiebedarf runterfahren und Öl, Gas, Kohle durch erneuerbare Quellen wie die Sonne ersetzen. Der Vorteil der Sonnenenergie ist zudem, dass jeder eine Anlage auf seinem Haus installieren und damit selbst und unabhängig seinen Energiebedarf decken kann. Der Wettbewerb soll eine dringend notwendige öffentliche Debatte anstoßen, wie wir in Südtirol Energie aus der Sonne gewinnen können und wollen. Auch die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift des Dachverbands, das Naturschutzblatt, widmet sich dem Thema Sonnenenergie. Zu Wort kommen etwa der Klimaclub Südtirol, der berechnet hat, wie viele Hektar Solaranlagen es braucht, damit Südtirol weg von den fossilen Brennstoffen kommt. Oder der Südtiroler Bauernbund und der Bund Naturschutz über das Für und Wider von Photovoltaik in Apfelplantagen und Wiesen.

Salto.bz: Was haben die Teilnehmenden von dem Wettbewerb?

Madeleine Rohrer: Die zehn teilnehmenden Graffitikünstler*innen erhalten einen Geldbetrag für ihre kreative Auseinandersetzung mit dem Thema. Und selbstverständlich auch ein Mittagessen während der beiden Aktionstage. Eine Jury bestimmt gemeinsam mit uns allen über das Online-Voting über die Facebook-Seite von MurArte jene drei Künstler*innen, die das Thema am besten auf die Wand gebracht haben. Sie erhalten ein Diplom. Ihre Werke werden der Öffentlichkeit und den Medien eigens vorgestellt.