Gesellschaft | Meran

Offener Brief und offene Fragen

Der Meraner Bürgermeister ruft die Hoteliers auf, auf Silvesterfeuerwerke zu verzichten. Heuer soll es mehr Kontrollen geben. Doch wie kohärent ist die Gemeinde selbst?
Feuerwerk
Foto: Pixabay

Ganze drei Seiten ist der Brief lang, den Paul Rösch am Mittwoch aufgesetzt hat. Auf deutsch und italienisch wendet sich der Meraner Bürgermeister an “alle Meraner Hoteliers”. Zugleich lässt er das Schreiben auch den Medien zukommen und auf der Homepage der Gemeinde Meran veröffentlichen. Es geht um die Feuerwerke, die Rösch als “ein Ritual der Vergangenheit” bezeichnet und für kommendes Silvester Kontrollen ankündigt. Denn Feuerwerkskörper sind verboten – außer es liegt eine entsprechende Genehmigung vor. Die Gemeinde selbst verzichtet inzwischen auf Feuerwerke.

 

Paul Röschs offener Brief

 

“Im Nachgang der hinter uns liegenden Feierlichkeiten zum Jahreswechsel haben die Gemeindeverwaltung und mich persönlich zahlreiche Beschwerden hinsichtlich der vielen Feuerwerke erreicht, die in Meran in der Silvesternacht abgebrannt wurden – zum Teil von Privatpersonen, in größerem Umfang jedoch vor allem von mehreren Hotels.
Eines sei vorausgeschickt: Der Trend geht eindeutig dahin, dass auf Feuerwerke am Silvesterabend verzichtet wird. Heuer haben beispielsweise auch die Städte Bozen, Brixen und Sterzing dies getan. Die Abkehr von den Feuerwerken liegt nicht zuletzt daran, dass mittlerweile weiten Teilen der Bevölkerung ebenso wie zahlreichen Gästen bewusst ist, dass das Abbrennen von Feuerwerkskörpern für eine massive Umweltbelastung sorgt (...). Abgesehen vom anfallenden Müll und dem nicht zu unterschätzenden Stress, dem Haus- und Wildtiere ausgesetzt werden, stimmt vor allem die Luftverschmutzung nachdenklich.
Dass die Luftqualität im Meraner Talkessel, die durch die Gegebenheiten im Winter (Heizungen, Inversionswetterlagen) häufig ohnehin schon belastet ist, durch die Feuerwerke noch einmal deutlich schlechter wird, kann jede Meranerin und jeder Meraner aus eigener Erfahrung bestätigen. Was für gesunde Erwachsene bereits eine körperliche Belastung darstellt, wird für Kinder und ältere Menschen zu einer echten Gesundheitsgefahr.
Auch aus diesem Grund ist das Abbrennen von Feuerwerkskörpern in ganz Südtirol prinzipiell verboten – wenn nicht der Bürgermeister oder die Bürgermeisterin der jeweiligen Gemeinde eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Die Meraner Ortspolizei habe ich bereits angewiesen, die entsprechende Kontrolltätigkeit für Silvester 2020 zu intensivieren.
Diese Ankündigung kommt bewusst zu diesem frühen Zeitpunkt im Jahr. Sie richtet sich vor allem an jene Hoteliers, die bis heute Jahr für Jahr ein eigenes Silvesterfeuerwerk abbrennen und damit sogar um Gäste werben. Mit so viel Vorlaufzeit sollte es kein Problem sein, auf ein Feuerwerk für 2020 zu verzichten und die eigene Kommunikation entsprechend anzupassen.
Auch alle Privatpersonen sind selbstverständlich dazu aufgefordert, auf das Abbrennen von Feuerwerkskörpern zu verzichten. Die Gemeindeverwaltung wird im Vorfeld der Silvesterfeierlichkeiten ihre Sensibilisierungsarbeit verstärken, um alle Bürgerinnen und Bürger auf die gesundheits- und umweltschädigenden Folgen und auf das bestehende Verbot aufmerksam zu machen. (...)”

 

Wirklich kohärent?

 

Das Schreiben geht, neben dem HGV, zur Kenntnis auch an die Meraner Ortspolizei und die Kurverwaltung. Zu deren Rolle bei den Meraner Silvesterfeiern hat der Gemeinderat der Linken, David Augscheller eine Anfrage eingereicht. Denn über dem Kurhaus wurde zu Jahreswechsel ein Feuerwerk abgeschossen – was wiederum das große Versprechen der Liste Rösch/Grüne, dass die Gemeinde mittlerweile “auf ein eigenes mit Steuergeld finanziertes Feuerwerk” verzichtet, in den Ohren vieler Meraner wie blanker Hohn anhören lässt. Denn die Kurverwaltung wird von der Gemeinde Meran und damit durch Steuergelder mitfinanziert.

 

Augscheller will vom Bürgermeister und den zuständigen Stadträten nun unter anderem wissen, “ob für das Feuerwerk am Kurhaus eine Genehmigung durch den Bürgermeister Merans vorliegt; ob die Gemeinde die Kosten für das Feuerwerk getragen oder teilweise mitgetragen hat, oder wer sonst diese übernommen hat; ob und welche Formen der nicht finanziellen Unterstützung für die Abhaltung der Silvesterfeier die Gemeinde Meran an die Kurverwaltung gewährleistet hat; wie groß der finanzielle Beitrag der Gemeinde Meran an die Kurverwaltung für die Abhaltung der Silvesterfeiern ist”.