Kultur | Salto Afternoon

Literarischer Sanktus

Südtirols wohl ältester Literaturpreis sucht nach neuem Textmaterial. Bis 1. März 2021 kann eingereicht werden. Ein Aufruf zur (und mit) Erinnerung.
Schreibmaschine
Foto: SKB

„Der Kreis Südtiroler Autoren schreibt einen literarischen Wettbewerb für Gedichte, Prosa und Einakter aus, und zwar für alle Südtiroler Hochschüler und Oberschüler bzw. gleichaltrige Jugend liche. — Preise (Hochschüler): 1. Preis: 750.000 Lire; 2. Preis: 500.000 Lire; 3. Preis: 250.000 Lire; Oberschüler: 500.000 Lire; 300.000 und 200.000 Lire“ hieß es Anfang der 1980er Jahre, als der Preis aus Südtirols konservativer Literaturecke auch bei den alternativen jungen AutorInnen interessant geworden war – nicht nur wegen des Preisgeldes. Für viele diente die Anerkennung in der Provinz als gutes und wichtiges Sprungbrett in den internationalen Literaturbetrieb.
Ideator war der Priester und Lehrer Alfred Gruber aus Aldein, der bereits Anfang der 1970er Jahre den Kreis Südtiroler Autoren (K.S.A.) gegründet hatte. Sein Engagement für die Literatur prägte er nicht nur durch seinen unermüdlichen Einsatz für alte und junge AutorInnen, sondern auch durch seine berühmt-berüchtigten Vorworte. Zwei junge Autoren aus dem Südtiroler Unterland kommentierten dies damals spöttisch in der Zeitschrift Sturzflüge (Nr. 3, 1983) mit einer Fußnote: „Inzwischen hat Alfred Gruber für seine Vorworte einen eigenen Verlag gegründet.“

 

„Die Gründung dieses Förderpreises geht auf das Jahr 1977 zurück“, erzählt Katrin Klotz vom Südtiroler Künstlerbund. Sie betreut den Preis gegenwärtig, aber nicht wie damals Alfred Gruber in Eigenregie, sondern gemeinsam mit den Vereinigten Bühnen Bozen, dem Tiroler Dramatikerfestival und dem Literaturhaus am Inn.

Der Rattenfänger
(Engl u. Co) blies
und die Ratten folgten ihm.
(alle Nutznießer des K.S.A.)

[Alfred Gruber zur Gründung der S.A.V. (Südtiroler Autoren Vereinigung) in Bozen am 28. Februar 1981]

Was hat sich nun aber am Regelwerk des "alten Preises" verändert? Teilnahmeberechtigt sind 2021 alle in Süd-, Nord- und Osttirol lebenden Autor*innen im Alter von 17 bis 40 Jahren (Dramatik) und von 17 bis 30 Jahren (Lyrik). 
In der Sparte Dramatik können Texte prämiert werden, „die noch nicht abgeschlossen, aber formal wie inhaltlich kraftvoll, originell und gewagt sind.“  Die Texte dürfen noch nicht öffentlich präsentiert worden sein. Zur Einreichung muss außerdem eine kurze Biografie beigefügt werden. Für die Sparte Lyrik müssen 10 unveröffentlichte Gedichte anonym eingereicht werden. 
Die Preise (gestiftet von der Stiftung Südtiroler Sparkasse) in Höhe von jeweils 1.000 € für den besten Theatertext (oder die beste Lyrik) werden von einer dreiköpfigen internationalen Jury vergeben. Sie werden obendrein „von einem Coaching durch jeweils eine*n Mentor*in ergänzt, die die ausgewählten Autor*innen in ihrer Arbeit ein Jahr lang professionell begleiten.“