Gesellschaft | Kleinkindbetreuung

Mindeststundensatz genehmigt

Die Landesregierung macht endlich den Weg für bessere Löhne in Kindertagesstätten frei. Für Christa Ladurner von der Allianz für Familie ist das noch lange nicht genug.
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Foto: Familienagentur / Ingrid Heiss
Gestern (14. März) hat die Landesregierung die Finanzierungskriterien in der Kleinkindbetreuung angepasst. Die Erhöhung der Stundensätze und die strikte Vorgabe zur Übernahme von lokalen Bezugsverträgen sollen garantieren, dass die Löhne der Mitarbeiter*innen in den Kindertagesstätten (Kitas) steigen. „Ich begrüße den Schritt, der mehr als überfällig war. Denn diese Forderung wird seit Jahren diskutiert“, erklärt Christa Ladurner von der Allianz für Familie und Koordinatorin der Fachstelle Familie beim Forum Prävention.
„Ich hoffe, dass die Betreuer*innen nun zügig ein besseres Gehalt erhalten.“ Derzeit laufen die Verhandlungen zwischen den Vertretungen der arbeitgebenden Sozialgenossenschaften und den Gewerkschaften der Mitarbeiter*innen. Der Rat der Gemeinden hat den nun genehmigten Änderungen bereits seine Zustimmung erteilt.
 

Die Änderungen

 
Die gestern genehmigten Änderungen sollen die finanzielle Basis der Sozialgenossenschaften verbessern, indem der vorgesehene konventionelle Stundensatz künftig zum verbindlichen (Mindest-)Ausschreibungspreis für die Gemeinden wird. Das heißt konkret: Um Anrecht auf die Landesbeiträge zu haben, darf nicht unter diesem Preis ausgeschrieben werden.
Zudem werden mit dem Beschluss die konventionellen Stundensätze für Kitas und die Handhabung des Abschlusses neuer Kollektivverträge geregelt. Die Neuerungen betrifft außerdem die verpflichtende Aufnahme einer Klausel, wonach alle in Südtirol tätigen Dienstbetreiber jene Vergütungen gewährleisten müssen, die im Rahmen der lokalen Bezugsverträge vorgesehen sind.
 
 
„In den über 100 Südtiroler Kitas kümmern sich engagierte Mitarbeiter*innen um die kleinsten Mitglieder unserer Gesellschaft. Dass sie dabei am Monatsende einen Lohn bekommen, der ihrer wertvollen Arbeit nicht angemessen ist, ist nicht tragbar. Es braucht dringend Lohnerhöhungen“, betonte gestern auch Familienlandesrätin Waltraud Deeg. Die Abwanderung aus den Kitas hat jedoch schon längst begonnen.
Für Ladurner von der Allianz der Familie reichen die Anpassungen außerdem nicht aus, um ein stabiles und sicheres System der Kleinkindbetreuung auf die Beine stellen zu können. „Kleine Kinder brauchen eine stabile Bezugsperson. Es ist schlimm für sie, wenn Betreuer*innen ständig wechseln.“ Deshalb müsse dafür gesorgt werden, dass die Arbeitsbedingungen in den Kitas an die der Kindergärten angeglichen wird. Denn in den Kitas muss die gleiche Ausbildung mitgebracht werden, wie sie pädagogische Mitarbeiter*innen in Kindergärten haben. „Im Kindergarten ist man arbeitsrechtlich besser abgesichert, weil es ein öffentlicher Dienst ist“, so Ladurner. „Mutter- und Elternschaft sind dort besser geregelt, es gibt bessere Rentenversicherungen und längere Ferien. Eine Gehaltserhöhung alleine wird die Abwanderung noch nicht stoppen.“
 

Veraltetes Finanzierungsmodell

 
Außerdem benachteilige die Abrechnung pro Betreuungsstunde die Eltern, da sie ihr Kind nur vier Wochen pro Jahr aus der Kita nehmen können, ansonsten müssen sie die Betreuungszeit bezahlen. Im Kindergarten gebe es hingegen elf Wochen Sommerferien sowie zusätzlich fünf Wochen Ferien unter dem Jahr.
„Das führt dazu, dass in manchen Familien Kinder in die Kita müssen, während die Kinder, die in den Kindergarten gehen, daheimbleiben.“ Ladurner fordert deshalb ein einfacheres und vor allem unbürokratischeres Finanzierungsmodell der Kitas. „Wir müssen weg von der Stundenfinanzierung. Sie kommt aus einer Zeit, wo wir noch wenige Kinder in der Kinderbetreuung hatten.“ Landtagsabgeordnete Maria Elisabeth Rieder (Team K) schlägt beispielsweise die Bezahlung pro Betreuungsplatz vor.
 
 
Durch die steigende Berufstätigkeit der Frauen steigt die Nachfrage nach Angeboten der Kleinkindbetreuung in Südtirol: Während 2010 insgesamt 2.785 in einer Kita, einem Kinderhort oder von einer Tagesmutter betreut wurden, waren es 2020 bereits 4.426 Kinder im Alter von drei Monaten bis zum Eintritt in den Kindergarten. Die Erhebungen der Familienagentur zeigen, dass im Jahr 2022 jedes dritte Kind im Alter von 0 bis drei Jahren von einer der 226 Tagesmütter, in einer der 105 Kitas oder den Gewerkschaften der Mitarbeiter*innen betreut wurde.
Um die Betreuung von Kindern zwischen null und sechs Jahren zu verbessern, brauche es laut Ladurner von der Allianz für Familie dringend eine bessere Zusammenarbeit zwischen Kitas und Kindergärten. Denn die Wartelisten für die Betreuungsplätze in den Kitas sind nach wie vor lange.