Gesellschaft | Tag der Familie

Väter setzt die Segel !

Eltern, d.h. Mütter wie Väter, sind in dieser Zeit ganz neuen Herausforderungen aber auch Chancen ausgesetzt.
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Heute wir der Tag der Familien gefeiert, vor wenige Tagen der Equal Pay Day. Die Maßnahmen im Rahmen der COVID 19 Krise bieten mehrfache Chancen den Gender Pay Gap zu verringen. Durch Home office erleben nun viele Väter wie viel Arbeit im Haushalt und in der Kinderbetreuung steckt, aber auch viel Potenzial. Zum Beispiel am Alltag und Leben ihrer Kinder teil zu haben, ihren Arbeitsalltag den Kindern näher zu bringen und so die Beziehung zu ihnen zu stärken. Männern bzw. Vätern wird leider zur Zeit medial nichts zugetraut sondern vorgeworfen, daß sie „sich nur zum Teil an der Erziehungs- und Hausarbeit (beteiligen) und dies auch nicht als partnerschaftliche Aufgabe (verstehen)“. Dabei haben z.B. in Österreich lt. Sora - momentum Umfrage 10 mal mehr Väter als vor der Krise die Hauptverantwortung für die Kinderbetreuung übernommen. Aber auch in Südtirol häufen sich Erfahrungsberichte und Anfragen von Vätern. Für sie hat die Sozialgenossenschaft „väter aktiv“ auch eine eigene Internetseite "Papa sein in Zeiten von Corona" eingerichtet und startet in den nächsten Tagen dazu eine Umfrage. Sie erhebt bei Väter und bei Betrieben, wie sich die Corona Krise für sie ausgewirkt hat, was sie daraus gelernt haben und wie es in Zukunft weiter gehen wird.

Männer sehen sich gern als Abenteurer, als mutige Entdecker. Lasst uns daher Segeln setzen und in das Land von Elternzeit und Hausarbeit aufbrechen. Es gibt ja schon einige die dort waren und nicht vom „Rand der Erde“ gefallen sind, sondern reich beschenkt und glücklich zurückgekehrt sind. Das Gold, dass Euch erwartet ist das Glänzen in der Augen der Kinder und viele wunderschöne gemeinsam verbrachte Momente, Erlebnisse und Berührungen. Dieser Lohn ist inflationsgesichert, bleibt bis in die Pension erhalten und trägt Zinsen bei den Kindern, wenn sie selber Väter (oder Mütter) werden.

Zwei dicke Bretter sind schon durchbohrt, wie die Felsen durch die Odysseus schipperte: „bei uns um Betrieb geht des mit der Telearbeit net“ und „i kenn mi mit dem technischen Zeux nit aus“ … Ein besonders dickes Brett ist das unterschiedliches Verständnis von Männer und Frauen bzw. Müttern und Vätern, was ihr Engagement in Haushalt und Familie angeht, im spezielle wann und was erledigt wird. Die Frau räumt jeden Morgen etwa eine Stunde lang die Wohnung auf – und keiner merkt’s. Der Mann kümmert sich um Bank und Versicherung für die ganze Familie und leert regelmäßig das Katzenklo – in vielen Fällen unbedankt. Vieles wird im Laufe der Zeit in vielen Beziehungen zur Selbstverständlichkeit und vom anderen nicht mehr als Leistung wahrgenommen. In solchen Fällen hilft, wie so oft, Kommunikation – manchmal muss man bzw. frau dem Partner einfach sagen, was er machen soll, und das möglichst direkt, nicht zwischen den Zeilen. Das heißt verhandeln, Aufgaben abgeben bzw. übernehmen, aber ebenso eigene Ansprüche und damit seine Überlastung (Mental Load) herunterschrauben.

Im Zuge der Corona Krise ist uns Männern auch deutlich vor Augen geführt worden, daß die sog. Frauenberufe bei weitem systemrelavanter sind als viele Männerberufe. Viele Banker und Autobauer gefährden Finanzsysteme und Ökosysteme, während Supermarktkassierin und Krankenschwester unsere Gesellschaft um Laufen halten. Dafür bekommen sie aber ungerechterweise einen viel schlechteren Lohn ohne Boni und Aktienoptionen. Ja sogar die Rentenzeiten fehlen jenen, die mit der Familienarbeit für den Fortbestand unserer Gesellschaft sorgen. Die Expertenbeiräte auf nationaler wie Landesebene müssen daher unbedingt erweitert werden, um für den „Neustart“ die gesellschaftliche Realität mit den vielfältigen Lebenssituationen widerspiegeln aber auch deren Wissen und Erfahrungen nutzen. Im Zusammenhang mit der Notbetreuung in Kindergarten und Grundschule sowie Nachmittagsbetreuung ist von Arbeitgebern sowie Gewerkschaft nicht nur darauf zu achten die Gesundheit der Mitarbeiter_innen (und Kinder) zu schützen, sondern auch jene der Großeltern, welche gezwungenermaßen bis jetzt sehr häufig die Kinderbetreuung übernommen haben, wenn die Eltern in Krankenhaus, Altersheim, Supermarkt usw. gearbeitet haben und in nächster Zeit in immer mehr Betrieben und Organisationen arbeiten werden.

Deshalb schlägt die Allianz für Familie (deren Mitglied väter aktiv ist) und der KFS die Einrichtung eines „Krisenstab Familie“ vor, welcher Vertreter_innen von Politik, Familien-, Jugend- und Sozialorganisationen umfasst und konkrete Lösungsvorschläge zu den finanzielle Nöten, den Schwierigkeiten bei der Betreuung und Bildung der Kinder sowie den persönlichen, psychischen und soziale Notlagen in den Familien erarbeitet, welche dem Bedarf und dem Alltag der Familien gerecht wird.