Wirtschaft | Stimmungsbild

Positiv trotz Pandemie

Unter Südtirols Unternehmen macht sich vorsichtiger Optimismus breit. Der Tourismussektor ist verhalten. Dennoch revidiert die Handelskammer die BIP-Entwicklung nach oben
Zahnräder
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Rosig ist die Situation keineswegs: starke Ungewissheit in manchen Sektoren, hohe Rohstoffpreise, die Risiken im Zusammenhang mit der Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus. Und doch: Unter Südtirols Unternehmen macht sich vorsichtiger Optimismus breit. Und zwar so deutlich, dass das Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen WIFO seine Prognose für die Entwicklung des Südtiroler Bruttoinlandsprodukts nach oben revidiert: von +1,0 bis +4,0 auf +3,0 bis +5,0 Prozent.

Basis für den etwas stärker erwarteten Aufschwung ist die Sommerumfrage des WIFO-Wirtschaftsbarometers. Dieses zeigt eine Verbesserung des Geschäftsklimas bei den Südtiroler Unternehmen: 76 Prozent erwarten heuer eine befriedigende Rentabilität. Das sind um acht Prozentpunkte mehr als bei der letzten Umfrage im Februar. Die Unternehmer sind aber immer noch verhaltener als im Herbst 2020, als mehr als 80 Prozent der Befragten positive Erwartungen für 2021 äußerte. Dazu das WIFO: “Die Lage bleibt für viele Unternehmen ungewiss und dies spiegelt sich auch in den Investitionsentscheidungen wider. In vielen Bereichen der Wirtschaft scheint der Abwärtstrend, der schon vor der Pandemie begonnen hatte, gestoppt zu sein, aber es gibt nur wenige Bereiche, in denen ein echter Aufschwung bei den Investitionen zu erwarten ist, insbesondere was Gebäudeinvestitionen oder die Anschaffung von Fahrzeugen betrifft.”

 

An positiven Zeichen mangle es jedoch nicht, so die Feststellung des WIFO. Die meisten Branchen verzeichnen seit März eine Erholung beim Umsatz. Aktuell rechnen mehr als vier von zehn Unternehmen mit einer Umsatzsteigerung für 2021. Auch die Bewertungen zur Zahlungsmoral der Kunden und zum Kreditzugang haben sich verbessert. “Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmer berichtet aber von einer drastischen Steigerung der Betriebskosten, die vor allem auf den Anstieg der Preise vieler Rohstoffe und Energiegüter auf den internationalen Märkten zurückzuführen ist”, heißt es vom WIFO.

Betrachtet man die einzelnen Wirtschaftssektoren, so zeigt sich der größte Optimismus im Dienstleistungssektor, im Verarbeitenden Gewerbe sowie im Bereich Fahrzeughandel und -reparatur. Auf der anderen Seite sind die Unternehmer im Tourismussektor, angesichts der großen Ungewissheit über die Entwicklung der Pandemie, noch sehr vorsichtig. Generell scheint das Geschäftsklima bei größeren Betrieben besser zu sein: Bei den Unternehmen mit mindestens 50 Mitarbeitern erwarten heuer fast neun von zehn eine befriedigende Ertragslage und viele rechnen mit einem Wachstum von Umsatz, Investitionen und Beschäftigung. Die Erwartungen der kleineren Firmen sind hingegen deutlich vorsichtiger.

 

Angesichts der sich abzeichnenden Besserung des Geschäfts- und Konsumklimas sowie der derzeit vorliegenden Informationen revidiert das WIFO seine Wachstumsschätzungen nach oben. Das Südtiroler BIP soll 2021 zwischen +3,0 und +5,0 Prozent zunehmen, je nach Entwicklung der Pandemie.