Gesellschaft | Ernährung

Mangelernährung

… nur ein Problem der ärmeren Länder?
Mangelernährung kann zu Müdigkeit und Schwäche führen
Foto: (c) unsplash

Im ersten Moment denkt fast jede*r bei dem Wort Mangelernährung an sehr magere Menschen in armen Ländern. Es fällt schwer, sich vorzustellen, dass auch hierzulande Menschen mangelernährt sein können. Und noch schwerer ist es sich vorzustellen, dass sogar übergewichtige Menschen unter Mängel in der Ernährung leiden können.

 

Was versteht man genau unter Mangel- oder Unterernährung und wie kommt es dazu?

Grundsätzlich ist eine Mangelernährung dann gegeben, wenn dem Körper entweder zu wenig Energie (Kalorienmangel) zugeführt wird oder wenn ein Mangel an einem oder mehreren essentiellen Nährstoffen besteht.

Ein Grund in einen Mangel zu kommen kann sein, dass grundsätzlich zu wenig Nahrung aufgenommen wird. Das kennt man aus Ländern, in denen es eine Hungersnot gibt. Aber auch hier sind Menschen von Unterernährung im Allgemeinen betroffen. Das sind zum einen Menschen, die an der Essstörung Anorexie leiden oder ältere Menschen, deren Hungergefühl oft nicht mehr stark ausgeprägt ist und die dadurch wenig essen oder sie vergessen das Essen aufgrund von Demenz. In seltenen Fällen können ideelle oder religiöse Überzeugung zu einem Nährstoffmangel führen, da bestimmt Lebensmittel nicht gegessen werden.

 

Auch eine extrem einseitige Ernährung kann Nährstoffmängel hervorrufen.

 

Aber auch eine extrem einseitige Ernährung kann Nährstoffmängel hervorrufen. Das kann vorkommen, wenn man eine Modediät macht, die nur eine sehr begrenzte Lebensmittelauswahl zulässt. Es kann aber auch sein, dass man sich „nur ungesund“ ernährt. Auf den ersten Blick scheint es, als würde man sich ausreichend ernähren, weil man regelmäßig normale Portionen zu sich nimmt. Diese Menschen sind meist normal- oder sogar übergewichtig. Essen sie aber so gut wie kein Obst und Gemüse und keine Vollkornprodukte, kommt es schnell zu Vitaminmangel, Mangel an Ballaststoffen, an Mineralstoffen und Spurenelementen. Das kann passieren, wenn man sich sehr einseitig von stark kohlenhydratgeprägten Lebensmitteln wie Nudeln, Pizza, Chips, Kuchen, Süßigkeiten, Softdrinks, Weißbrot, Reis, Kartoffeln und etwas Fleisch, Wurst und Käse ernährt.

Nährstoffmangel kann auch Folge einer Krankheit sein. Die Krankheit kann direkt Einfluss auf die Aufnahme bestimmter Nährstoffe haben. Dies ist häufig bei bestimmten Darmerkrankungen, wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa der Fall. Oder der Mangel kommt zustande, weil krankheitsbeding Medikamente eingenommen werden müssen, die zu einer schlechteren Aufnahme bestimmter Nährstoffe führen (beispielsweise Medikamente zur Behandlung von Epilepsie, Angstzuständen, Bluthochdruck, Asthma oder Krebs).

Suchterkrankungen, wie Alkoholismus oder Drogenmissbrauch führen oft zu einer Fehl- und damit Unterernährung, weil diese Menschen suchtbedingt nicht mehr in der Lage sind, sich ausgewogen und vollwertig zu ernähren.

 

In bestimmten Lebenssituationen, wie beispielsweise Schwangerschaft, ist der Bedarf einiger Nährstoffe erhöht.

 

In bestimmten Lebenssituationen, wie beispielsweise Schwangerschaft, ist der Bedarf einiger Nährstoffe erhöht (Folsäure, Proteine, Kalzium). Ändert man sein Essverhalten nicht, kann es zu einer Unterversorgung der Mutter kommen. Das Kind ist seltener von der Unterversorgung betroffen, weil es sich die Nährstoffe, die es braucht, von der Mutter holt.

In besonderen Lebenssituationen wie Schwangerschaft, Stillzeit und schwerer Krankheit, wie Krebs oder chronisch entzündlichen Darmerkrankungen ist es immer ratsam, mit einem Arzt über mögliche Mängel zu sprechen. Mit einer Blutanalyse kann ein Mangel festgestellt werden und wenn dieser gesundheitsgefährdend ist und allein durch eine Ernährungsänderung nicht mehr ausgeglichen werden kann, wird der Arzt entsprechende Präparate verschreiben.

 

Wie macht sich Nährstoffmangel bemerkbar?

Fehlt es an allen Nährstoffen, weil zu wenig Nahrung aufgenommen wird, ist dies meist nicht zu übersehen. Diese Menschen sind extrem dünn, haben eine verringerte Muskelmasse, sind apathisch, haben trockene Haare und Haut. Nicht selten fallen die Haare aus.

Menschen, die scheinbar gesund sind und nur einen „kleinen“ Mangel an einem oder mehreren Nährstoffen haben, sieht man es nicht direkt an. Die Anfangssymptome sind oft so allgemein, dass man nicht direkt an einen Mangel denkt. Es kann sein, dass man sich müde, schlapp und ausgepowert fühlt. Manchmal hat man Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, friert leichter und ist reizbarer. Da diese Symptome scheinbar harmlos sind, dauert es oft lange, bis der Mangel entdeckt wird.

 

Eine Mangelernährung wirkt sich auf Immunsystem, Konzentration und Leistungsfähigkeit aus.


Trotz diesen scheinbar leichten Symptomen kann eine Mangel bzw. eine Unterversorgung gravierendere Folgen haben. So ist es wissenschaftlich belegt, dass das Immunsystem bei schlechter Ernährung schwächer ist, man also schneller einen Infekt aufschnappt. Auch ist die Leistungsfähigkeit herabgesetzt und es kann zu Konzentrationsschwäche kommen. Es kann auch zu Wundheilungsstörungen kommen, die Sturzgefahr steigt, die Heilung bestimmter Krankheiten dauert länger und vieles mehr.

 

Was tun, wenn Sie glauben, dass Mängel vorhanden sind?

Wenn Sie einige leichte oder schon schwerwiegendere Symptome bei sich feststellen, ist das erste, was zu tun ist, abzuklären, ob die Symptome von einem Nährstoffmangel kommen. Dazu gehen Sie am besten zu Ihrem Hausarzt. Wird ein Nährstoffmangel bestätigt, gilt es diesem effektiv gegenzusteuern. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob der Mangel mit einer Ernährungsumstellung behoben werden kann. Ist dies der Fall, können Sie sich an kompetente Ernährungsfachkräfte wenden, die Ihnen erklären, wie Sie Ihre Ernährung umstellen oder ergänzen müssen, damit Sie den Mangel wieder beheben können. Besteht bereits ein gravierender Mangel, wird der Arzt Ihnen Präparate zur Behebung des Mangels verschreiben.