Gesellschaft | Preis

Im Südtiroler Forschungsolymp

Christian Fuchsberger wurde für seine Forschung zu Diabetes mit dem heurigen Forschungspreis ausgezeichnet. Der 39-jährige Bozner darf sich auch über 40.000 Euro freuen.
Christian Fuchsberger
Foto: LPA/mgp

Landeshauptmann, Landtagspräsident, Landtagsabgeordnete, verdiente Wissenschaftler – sie alle waren am Donnerstag in den NOI Techpark gekommen, um Christian Fuchsberger die Ehre zu erweisen. Der junge Bozner ist der Preisträger des diesjährigen Forschungspreises des Landes Südtirol. Seit 2013 wird die Auszeichnung zwei Jahre an Nachwuchswissenschaftler unter 40 Jahren verliehen. Dotiert ist er mit 40.000 Euro.

Verdient hat sich Christian Fuchsberger den Forschungspreis dank seiner Forschung zur Volkskrankheit Diabetes. Gemeinsam mit anderen Forschern hat der Bioinformatiker jene Gene identifiziert, die für Diabetes verantwortlich sind.
Der heute 39-Jährige war nach seinem Informatikstudium und anschließendem Forschungsdoktorat in Bioinformatik in Wien zwei Jahre lang am Zentrum für genetische Statistik der University of Michigan in den USA tätig. Seit 2005 arbeitet er für die EURAC in Bozen, zunächst am Institut für Genetische Medizin. Heute verantwortet Fuchsberger am Institut für Biomedizin unter anderem die statistische Datenanalyse in Zusammenhang mit internationalen biomedizinischen Forschungsprojekten – eben auch jenes über Diabetes mellitus Typ 2.

“Meine Arbeit besteht beispielsweise in der Auswertung von Daten, die wir beispielsweise in unserer CHRIS-Studie im Vinschgau erheben. Wir sammeln Speichel- und Blutproben und extrahieren die DNA”, erklärte der Preisträger in seiner Ansprache. Der Informatik-Ingenieur hat zudem in den vergangenen Jahren federführend an einer weltweiten Studie zu den Genvarianten mitgearbeitet, die mit Diabetes in Verbindung stehen. “Der nächste Schritt besteht darin, die Ergebnisse der Studie in die Medizin einfließen zu lassen”, verriet Fuchsberger.

Insgesamt 300 Forscher in 22 Ländern waren an dieser Studie beteiligt – entsprechend groß ist die Datenmenge. Um die Datensätze auszuwerten, habe ein Bioinformatiker zwei Möglichkeiten, erklärte Fuchsberger: “Entweder er schreibt neue, schnelle Programme oder er macht bestehende effizienter.” Der Schlüssel zum Erfolg für solche Studien seien große Netzwerke, betonte er. Der Preisträger war auch Hauptautor eines diesbezüglichen Fachartikels, der im Juli 2016 in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurde.

Sichtlich stolz überreichte Landeshauptmann Arno Kompatscher Fuchsberger den Forschungspreis: Der junge Bozner sei “auch ein Beispiel dafür, wie interdisziplinäres Wissen die wissenschaftliche Forschung voranbringen kann”. “Zielgerichtete, wissenschaftliche Forschung wird neben einer verstärkten Innovation in den Unternehmen das Südtirol von morgen prägen”, zeigte sich Kompatscher überzeugt.
Zu Wort kam auch der neue Direktor der Landesabteilung Innovation, Forschung und Universität, Vito Zingerle. Das Preisgeld von 40.000 Euro, so Zingerle, diene auch dazu, “die Motivation zu hochwertiger Forschung zu verstärken, aber vor allem den jungen Wissenschaftlern die nötigen Mittel in die Hand zu geben, um Forschung auf hohem Niveau erst möglich zu machen”.

Auch Landtagspräsident Roberto Bizzo fand nur Worte des Lobes: Fuchsbergers Forschung sei “ein hervorragendes Beispiel, wie angewandte Forschung zur Entwicklung eines Landes beitragen kann”. “Die derzeitige Herausforderung besteht also darin”, so Bizzo weiter, “ein Land für Talente und Unternehmen attraktiv zu machen. Nur so lässt sich für eine Gesellschaft die Zukunft sichern, indem man hochwertige Arbeitsplätze und damit die Entwicklung eines ganzen Gebietes garantiert”.

Geehrt wurden neben Christian Fuchsberger auch die Zweit- und Drittplatzierten: Giacomo Strapazzon, Vizedirektor des Instituts für Alpine Notfallmedizin der Eurac und Massimo Bernardi vom Museum für Wissenschaft Muse in Trient. Der Mediziner Strapazzon analysiert, unter welchen Voraussetzungen Sauerstoffmangel und tiefe Temperaturen am Berg zum Herzstillstand führen und wie man dem entgegenwirken kann, beispielsweise unter einer Lawine. Der Paläontologe Bernardi untersucht Fossilien, um zu erkennen, wie die Organismen früherer Zeitalter auf große klimatische Veränderungen reagiert haben. Da alle Organismen irgendwie verwandt sind, könnten diese Muster auch auf heutige Lebewesen übertragen werden und die Rolle größerer Klimaveränderungen ins rechte Licht rücken.