Kultur | Salto Weekend

Quante storie intorno al mio Sudtirolo

L’autrice di „Stillbach oder die Sehnsucht“ su letteratura, politica e ricordi. E sul doppio passaporto dice che….
Sabine Gruber
Foto: Gunter Glücklich

Sarà una delle protagoniste assolute del convegno urbinate (20 e 21 marzo) dedicato a Storia, geopolitica e letterature in Sudtirolo in questo ultimo secolo. Sabine Gruber, sudtirolese, da anni residente a Vienna, autrice di „Stillbach oder die Sehnsucht“, rompe il silenzio con salto.bz.
E lo fa condividendo anche la struttura di questo articolo, con prologo e domande nella Muttersprache dell’autore e risposte nella Muttersprache della scrittrice.

Wir müssen lernen, europäisch zu denken und den nationalistischen Gedanken ablegen und auch begreifen, daß wir endlich sind.
(Sabine Gruber)

Che cosa ha scritto dopo questo romanzo così intenso, inquieto e coraggioso?
Nach „Stillbach oder Die Sehnsucht“ hab ich zusammen mit dem Düsseldorfer Autor Peter Eickhoff 2014 einen Reiseführer über Südtirol verfaßt, der 2016 auch in italienischer Sprache erschienen ist „111 luoghi dell‘ Alto Adige che devi proprio scoprire, außerdem zwei bibliophile Bücher herausgebracht, einmal „Ein unerhörter Wunsch“ 2013 (kurze Prosatexte mit Offsetfarblithographien der Künstlerin Anna Stangl) bei Edition Thurnhof und Gedichte „Zu Ende gebaut ist nie“ 2014 beim Haymon-Verlag in Innsbruck.
Währenddessen habe ich an „Daldossi oder Das Leben des Augenblicks“ gearbeitet, ein Buch über einen Kriegsphotographen – das Thema beschäftigt mich schon sehr lange. Meine Jugendliebe Gabriel Grüner ist 1999 als Kriegsreporter im Kosovo erschossen worden. Über Grüner wollte und konnte ich nie schreiben, weil er mir sehr nahe war, aber das Thema Kriegsreportage und Kriegsphotographie hat mich seit dem Zeitpunkt, als Gabriel Grüner als Journalist für das deutsche Magazin „Stern“ zu arbeiten anfing, nicht mehr losgelassen.

Quale rapporto esiste tra lo studio e l’insegnamento universitario e le letterature e la scrittura?
Ich habe Germanistik, Geschichte und Politikwissenschaft studiert und selbst  literaturwissenschaftliche aber auch literaturkritische Arbeiten verfaßt. Ich finde die wissenschaftliche Beschäftigung mit Literatur äußerst spannend. Ich habe sehr viel für das eigene Schreiben gelernt. Heute gibt es Schreibschulen und Institute in Wien, Leipzig und Hildesheim, wo literarisches Schreiben gelehrt wird.

Die interessanteste Arbeit über „Stillbach oder Die Sehnsucht“ ist übrigens von einem Germanisten, der aus Apulien stammt, von Luigi Reitani.
(Sabine Gruber)

Damals gab es diese Institutionen noch nicht. Ich habe mir das Schreiben selbst beigebracht, indem ich viel gelesen und Texte literaturwissenschaftlich untersucht habe. Die Form und Komposition eines Textes zu begreifen, ist bei ästhetisch anspruchsvollen Texten ein Genuß und ein unvergleichlicher Erkenntnisgewinn. Man kann Texte wie Essen einfach verschlingen, man kann aber auch lernen, die einzelnen Ingredienzien und Gewürze herauszuschmecken...
Die interessanteste Arbeit über „Stillbach oder Die Sehnsucht“ ist übrigens von einem Germanisten, der aus Apulien stammt, von Luigi Reitani. Er hat einen Aufsatz über den Roman verfaßt, der meinen Intentionen verblüffend nahekommt, weil er die Bezüge zur österreichischen und zur italienischen Literatur erkannt und beschrieben hat. Die deutsche Kritik hat den Roman nur historisch beschrieben, es fehlte ihr beispielsweise das Wissen über den italienischen Kulturraum und über italienische Bücher und Filme (Elsa Morante, Giuseppe Ungaretti, Pier Paolo Pasolini, Roberto Rossellini etc.).

Che significato riveste per lei l’Alto Adige/Sudtirolo?
Südtirol ist das Land, in dem meine gesamte Familie lebt, die mir sehr wichtig ist. Es ist aber auch das Land, das mich geprägt hat, das merkt man meinen literarischen Texten an, die alle im österreichischen und italienischen Sprachraum spielen. Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der die Politik darauf geachtet hat, daß sich die Ethnien nicht vermischen.

Ich fahre jedes Jahr in Abständen von zwei bis drei Monaten für ein paar Tage nach Südtirol. Ich genieße die Vorzüge dieses Landes (die Berge, das exzellente Essen...) und ärgere mich über diejenigen, die mit unnötigen Diskussionen zum Thema „Doppelte Staatsbürgerschaft“ den sozialen Frieden stören. 
(Sabine Gruber)

Im Klassischen Gymnasium in Meran hatten die italienischen Schüler im 2. Stock andere Pausenzeiten als die deutschsprachigen Schüler im 1. Stock, damit sie nicht zusammentrafen. Mein Roman „Über Nacht“ (ital. „Vita in anagramma“) spielt in Wien und Rom; das sind meine zwei Hauptstädte. In der Literatur habe ich immer versucht, diese zwei Welten, die deutschsprachige und die italienischsprachige, zusammenzubringen. In „Über Nacht“ wird Transplantation inhaltlich aber auch formal durchgespielt. Irma bekommt ein neues Organ, muß es sich einverleiben; Schreiben ist auch ein Prozeß des Sich-Einverleibens von etwas Fremdem/Anderem, die Aneignung einer anderen Sprache/Kultur.
Ich fahre jedes Jahr in Abständen von zwei bis drei Monaten für ein paar Tage nach Südtirol. Ich genieße die Vorzüge dieses Landes (die Berge, das exzellente Essen...) und ärgere mich über diejenigen, die mit unnötigen Diskussionen zum Thema „Doppelte Staatsbürgerschaft“ den sozialen Frieden stören. Wir müssen lernen, europäisch zu denken und den nationalistischen Gedanken ablegen und auch begreifen, daß wir endlich sind. Manche sind so gierig nach Besitz und Geld, als müßten sie für ein tausendjähriges Leben vorsorgen!