Umwelt | Landwirtschaft

Umstellungszeit ist Lernzeit

Nicht umsonst gibt es vorgeschriebene Fristen für die Umstellung von konventioneller auf biologische Landwirtschaft. Warum das so ist, erfahren Sie hier.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: Bioland Südtirol

Beitrag von Bioland Südtirol

Die Umstellungsrate auf biologische Landwirtschaft war noch nie so hoch wie im Jahr 2017. Großteils handelte es sich wiederum um Obstbauern, die diesen Schritt gewagt hatten, mit insgesamt 218 ha Umstellungsfläche im letzten Jahr. Somit werden bereits 10,5% der Kernobstbauflächen Südtirols biologisch bewirtschaftet. Doch auch die Bio-Weinbaufläche wuchs im vergangenen Jahr um 40 ha und macht mit insgesamt 365 ha 6% der gesamten Weinbaufläche Südtirols aus. Wie eine Umstellung auf die biologische Landwirtschaft abläuft, wollen wir hier schildern, unter anderem am Beispiel Weinbau.

Biomeldung kurz vor der Ernte wichtig

Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass die Umstellungszeit bei Dauerkulturen wie Obst- und Weinbau exakt drei Jahre beträgt. Entsprechend stellt ein Großteil der Betriebe kurz vor der Ernte um, sodass die Ernte drei Jahre später mit dem Status Bio-Ware vermarktet werden kann. Es empfiehlt sich das Umstellungsdatum so zu wählen, dass ein möglicher früherer Erntetermin in drei Jahren einkalkuliert wird. Ansonsten kann es passieren, dass die entsprechende Ernte um wenige Tage nicht den Bio-Status erfüllt und der Betrieb erst ein weiteres Jahr später Bio-Ware produziert. Die entsprechende Biomeldung wird bei der Abteilung Bio im Amt für Landwirtschaftsdienste der Provinz Bozen vorgenommen. Die biologische Produktion unterliegt genauen Kontrollen. Entsprechend ist der Landwirt verpflichtet eine Kontrollstelle auszuwählen, mit der er einen Kontrollvertrag unterschreibt. Diese führt einmal im Jahr eine kostenpflichtige Kontrolle durch. Dabei wird ermittelt, ob der Landwirt die Bio-Richtlinien erfüllt und in vielen Fällen werden Rückstandsanalysen durchgeführt. 90% der Kontrollen werden mit dem Betriebsleiter vorab abgesprochen, 10% sind unangekündigt. Der Bioland Verband Südtirol unterstützt seine Neumitglieder gerne beratend sowie bei der Biomeldung und zugehöriger Bürokratie.

Teil- und Gesamtbetriebsumstellung

Entschließt sich der Landwirt zur vorläufigen Teilumstellung mit einer Kultur, also nur Weinbau, oder nur Gemüse, so hat er weitere drei bzw. fünf Jahre Zeit, um den ganzen Betrieb auf Bio umzusatteln. Drei Jahre schreiben die Bio-Verbände in Südtirol vor, laut den Richtlinien des Südtiroler Landesgesetzes gelten fünf Jahre. Auch sollte die jeweilige Kultur zur Gänze und zum gleichen Zeitpunkt umgestellt werden, um eine bessere Kontrolle und Transparenz zu gewährleisten. Das aktuell recht hohe Preisniveau von Bio-Produkten ist auch darauf zurückzuführen, dass dem Verbraucher ein schlüssiges Bild von überzeugten, zu 100% biologisch bewirtschaftenden Landwirten vermittelt werden kann. Teilbetriebsumsteller bekommen außerdem jedes Jahr eine zusätzliche zahlungspflichtige Kontrolle.

Umstellung im Weinbau

Im Weinbau war die Umstellungsrate in den vergangenen Jahren geringer als im Obstbau. Dies hängt wohl auch mit dem aktuell kaum vorhandenen Preisunterschied zwischen biologisch und integriert produzierten Weinen zusammen. Doch auch in Südtirol arbeiten bereits einige Vorzeigebetriebe in den Weinbergen sowie im Keller nach den Prinzipien des biologisch-organischen bzw. des biologisch-dynamischen Anbaus. Für all diese Betriebe war die Umstellung mit kleineren und größeren Herausforderungen verbunden. Einer davon ist Christoph Unterhofer vom Weingut reyter  in Bozen. Er ist Gruppensprecher der Bioland Fachgruppe Weinbau und gibt den Weinbauern folgenden Tipp: „Wer mit dem Gedanken spielt, umzustellen,  sollte sich vor allem überlegen, was dieser Schritt wirklich bedeutet. Eine Umstellung um dem aktuellen Trend zu folgen, kann einen Landwirt vor unvorhersehbare Herausforderungen stellen, welche am besten gemeistert werden können, wenn die Umstellung aus Überzeugung gemacht wird.“

Bescheid wissen und selbstständig entscheiden

Die meisten Herausforderungen welche der Bio-Weinbau mit sich bringt, sind lösbar. Jedoch empfiehlt es sich bereits vor der Umstellung Kontakt zu erfahrenen Bio-Landwirten zu halten und sich regelmäßig auszutauschen. Landwirte welche biologisch produzieren wollen, bearbeiten Teilflächen im Optimalfall bereits vor der Umstellung nach den Prinzipien des Bio-Anbaus. So können sie sich an die neue Wirtschaftsweise herantasten und Erfahrungen mit den entsprechenden Betriebsmitteln sammeln. Sobald die Bio-Meldung gemacht ist, dürfen ab dem angegebenen Datum nur mehr im Bio-Anbau zugelassene Mittel verwendet werden. Umso wichtiger ist es, dass zu diesem Zeitpunkt die Wirkungsweise der einsetzbaren Mittel bekannt ist und bereits praktische Erfahrungen vorliegen.

Zu den Herausforderungen im biologischen Weinbau zählt u.a. Peronospora - der falsche Mehltau der Weinrebe -weil lediglich präventive Pflanzenschutzmittel zur Verfügung stehen. Die Arbeit mit präventiven Mitteln setzt voraus, dass die Landwirte die Biologie der Krankheitserreger bestens kennen. Der Pflanzenschutz muss zum richtigen Zeitpunkt durchgeführt werden, damit eine zufriedenstellende Wirkung erreicht wird. Das Rebwachstum nimmt in der biologischen Produktion tendenziell ab und kann bei Bedarf durch indirekte Maßnahmen wie Einsaaten, und Bodenbearbeitung gesteuert werden. Auf das oftmals geringere vegetative Wachstum lässt sich wohl die Beobachtung zurückführen, dass biologisch produzierte Trauben tendenziell früher reif sind. Hierfür ist es wichtig, dass zwischen Produzenten und Kellereigenossenschaft eine Lösung für mögliche frühere Anliefertermine gefunden wird.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Bio-Landwirte noch mehr in der Beobachtung der Weinreben und des Unterwuchses - Stichwort Zeigerpflanzen - gefordert sind, als ihre integrierten Kollegen. Da es im Bio-Anbau kein allgemein gültiges Rezept gibt, wird selbstständiges Handeln gefordert. Die Bio-Verbände Bioland Südtirol sowie die Arbeitsgemeinschaft für die biologisch dynamische Wirtschaftsweise sind bei der Erstberatung gerne behilflich, geben nützliche Informationen und können bei Bedarf den Kontakt zu erfahrenen Bio-Weinbauern herstellen. Technische Beratung finden interessierte Bio-Weinbauern beim Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau.