Umwelt | Skiverbindung

Ein Nein mit Signalwirkung?

Die Reaktionen der Gegner auf das Nein der Landesregierung zur Verbindung Langtaufers-Kaunertal fallen freudig aus. Noch steht nicht fest, ob ein Rekurs folgt.
Karlesjoch mit Blick auf Langtaufers
Foto: Amt für Landesplanung

Viele Augen waren am Mittwoch auf Bozen gerichtet. Dort stand die Skiverbindung Langtaufers-Kaunertal auf der Tagesordnung der Landesregierung. Kurz nach 10 Uhr stand fest: Das Projekt ist abgelehnt.

Es war kein einstimmiger Beschluss, verrät die zuständige Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer. Sie hatte für ein Nein plädiert. Zwei Drittel der Landesregierung seien ihrer Empfehlung gefolgt und hätten gegen die Verwirklichung des Projekts gestimmt, so die Landesrätin. Das Vorhaben der Oberländer Gletscherbahn AG, das seit 2016 auf dem Tisch liegt, sah eine Seilbahnverbindung von Melag im hinteren Langtauferer Tal zum Gletscherskigebiet Kaunertal auf Nordtiroler Seite vor. Wer die drei Landesräte sind, die nicht dagegen gestimmt haben, ist nicht bekannt.

Die Reaktionen auf das Nein fallen bei den Gegnern des Projekts erwartungsgemäß freudig aus. “Ein guter Tag für Langtaufers”, schreiben AVS, Dachverband für Natur- und Umweltschutz, Heimatpflegeverband und die Umweltschutzgruppe Vinschgau in einer Stellungnahme. Sie interpretieren die Entscheidung der Landesregierung als richtungsweisendes Signal “gegen weitere Erweiterungsprojekte” in anderen Skigebieten: “Öffentliche Beiträge sind eindeutig besser investiert, wenn sie einen nachhaltigen, umwelt- und sozialverträglichen Tourismus fördern und nicht skitechnische Neuerschließungen von Großinvestoren.”

 

Auch die Grünen hatten die Landesregierung immer wieder aufgerufen, “dieses einzigartige Naturerbe zu schützen, das seit Jahren erfolgreich auf einen sanften und respektvollen Tourismus baut”, schreibt der Grüne Landtagsabgeordnete Hanspeter Staffler in einer Aussendung. “Diese Verbindung zwischen der österreichischen und der Südtiroler Seite hat von Anfang an nicht den Nachhaltigkeitskriterien entsprochen, die für ein so fragiles und wertvolles Gebiet erforderlich wären. Die diversen ökologischen und sozioökonomischen Gutachten haben dies nur bestätigt. Die Politik musste dies zur Kenntnis nehmen und die Experteneinschätzungen respektieren. Und so ist es letztendlich auch geschehen. Endlich können wir dieses Projekt ad acta legen.”

Ob die Sache mit dem Beschluss der Landesregierung tatsächlich in der Schublade verschwindet, bleibt abzuwarten. Die Projektbetreiberin, also die Oberländer Gletscherbahn AG, kann nach Veröffentlichung des Beschlusses Rekurs einreichen. Ob das geschieht, sei noch nicht entschieden, erklärt Geschäftsführer Armin Falkner. “Wir müssen zuerst die Entscheidungsgrundlagen kennen und die Unterlagen prüfen, dann sehen wir weiter”, so Falkner zur Dolomiten. Zugleich bemängelt er, dass die Geschäftsführer der Oberländer Gletscherbahn AG zu wenig informiert und eingebunden worden zu sein – vielleicht auch wegen all der Probleme rund um Corona, so Falkner.

Nach Informationen von salto.bz wurde der Oberländer Gletscherbahn AG in den vergangenen Wochen zumindest die Gelegenheit eingeräumt, eine Stellungnahme zum jüngsten, vertieften sozioökonomischen Gutachten abzugeben, das die Landesregierung bei Experten der Freien Universität Bozen in Auftrag gegeben hatte – und das mit dem negativen Gutachten des Umweltbeirates die Grundlage für die Entscheidung am Mittwoch bildete.

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Albert Willeit Sa., 18.04.2020 - 14:47

Ein richtungsweisendes Signal der Landesregierung sehe ich bei dieser Ablehnung nicht. Sie konnte nämlich gar nicht anders als nein sagen, weil alles dagegen sprach und sogar ein Großteil der lokalen Bevölkerung sowie die Touristiker um die Ferienregion Reschenpass diese Verbindung ablehnten! Trotzdem hat die Landesregierung die Entscheidung immer wieder hinausgezögert, nachdem neben dem negativen Gutachten des Umweltbeirates auch das erste sozioökonomische Gutachten negativ und das zweite nicht eindeutig positiv war. Dennoch haben 3 Landesräte für die Verbindung gestimmt! Die neue Form des sozioökonomischen Gutachtens wurde von der Politik dazu erfunden, um den negativen Umweltgutachten etwas entgegensetzen zu können. Somit wird der wirtschaftliche Aspekt über jenem der Umwelt gestellt. Was nicht passt, wird eben passend gemacht.
Deshalb ist hier vor allem der Bevölkerung und den Touristikern für ihre zukunftsweisende Haltung zu danken!

Sa., 18.04.2020 - 14:47 Permalink